Die Botschaft des Feuers by Katherine Neville

Die Botschaft des Feuers by Katherine Neville

Autor:Katherine Neville
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2013-11-24T23:00:00+00:00


DIE GESCHICHTE DES KRYPTOLOGEN

Der Himmel war blau und das Gras grün. Die Fontäne des Springbrunnens klatschte in den Teich am Rand des Rasens, und jenseits des halbmondförmigen Strands tanzten kleine Schaumkronen auf den Wellen des Atlantischen Ozeans. Deine Mutter schwamm ihre Bahnen und glitt geschmeidig wie ein Delfin durchs Wasser.

Auf dem Rasen saßen Lily Rad und dein Vater in weißen Korbsesseln, neben sich einen Krug Limettensaft mit Eiswürfeln und dazu zwei eisgekühlte Gläser. Sie spielten Schach.

Sascha, dein Vater - der wunderbare Großmeister Alexander Solarin -, hatte die Teilnahme an Schachturnieren aufgegeben, kurz nachdem er nach Amerika gekommen war. Aber er brauchte einen Job. Ich wusste von einer besonderen gesetzlichen Regelung, die Leuten mit guten Physikkenntnissen, wie sie zum Beispiel dein Vater besaß, eine schnelle Einbürgerung ermöglichte.

Sobald es sich machen ließ, nahmen deine Eltern gut bezahlte, aber unauffällige Jobs bei der US-Regierung an. Dann wurdest du geboren. Kat hielt Schachturniere für zu gefährlich, vor allem, wo sie jetzt ein Kind hatten. Sascha teilte ihre Meinung, blieb jedoch weiterhin Lilys Trainer und arbeitete mit ihr an den Wochenenden, so wie auch an jenem Tag.

Du warst schon immer fasziniert vom Schachbrett, diesen kleinen schwarzen und weißen Figuren auf den schwarzen und weißen Feldern. Manchmal hast du dir sogar eine Figur in den Mund gesteckt und bist damit herumstolziert.

An jenem Tag tobtest du gerade auf dem Rasen herum, als die beiden mit ihrem Spiel begannen. Ich hatte meinen Stuhl herangezogen, um sowohl bei der Schachpartie als auch deiner Mutter beim Schwimmen zusehen zu können. Alexander und Lily waren so ins Spiel vertieft, dass dir niemand große Beachtung geschenkt hat, als du an den Tisch gekommen bist und mit deinen großen grünen Augen das Spiel verfolgt hast.

Ich kann mich noch schwach erinnern, dass in diesem Augenblick gerade Zug 32 der Nimzowitsch-Indischen Verteidigung gespielt wurde. Lily, die Weiß zog, hatte sich irgendwie in eine aussichtslose Position manövriert. Dein Vater hätte sich aus einer ähnlichen Lage befreien können, aber sie wusste offenbar nicht mehr vor und zurück.

Sie hatte gerade im Scherz zu mir gesagt, wenn ich ihr einen frischen Limettensaft kredenzte, würde sie das sicherlich auf neue Ideen bringen, als du plötzlich dein Patschhändchen ausgestreckt und ihr Pferd vom Brett genommen hast. Und zu meiner völligen Verblüffung hast du es dann wieder so abgesetzt, dass es dem König deines Vaters Schach bot!

Uns allen verschlug es die Sprache, als wir begriffen, was soeben vorgefallen war. Während uns nach und nach dämmerte, welche langfristigen Auswirkungen ein solches Ereignis haben könnte, stieg die Anspannung um das Schachbrett herum wie in einem Dampfdrucktopf.

»Kat wird stinksauer sein«, flüsterte Sascha schließlich.

»Aber es ist unfassbar«, stieß Lily zwischen den Zähnen hervor. »Was ist, wenn es kein Zufall war? Was ist, wenn sie tatsächlich ein Wunderkind ist?«

»Bin kein Murmeltier, bin Alexandra«, verkündetest du mit Nachdruck.

Alle mussten lachen. Dein Vater hob dich hoch und nahm dich auf den Schoß.

Als Sascha und Lily Stunden später wie nach jeder Trainingseinheit das Spiel noch einmal rekonstruierten, wurde ihnen klar, dass der Zug der dreijährigen Alexandra der einzige Zug war, mit dem Lily noch ein Remis erreichen konnte.



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