Die Augen der Blinden by Werner Steinberg

Die Augen der Blinden by Werner Steinberg

Autor:Werner Steinberg [Steinberg, Werner]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-08T16:00:00+00:00


2

Maru Sodal hatte das alles nur verschwommen wahrgenommen; denn von einem bestimmten Augenblick an hatten ihn seine Begleiter zurückgehalten. Doch die Rufe Aria Wanns hört er natürlich, erkennt auch an Bronn Zianos plötzlich vereinzelter und schwankender Gestalt, daß der Aria Wanns Warnung nicht befolgen will, und ruft seinerseits ihm zu: »Stehenbleiben! Er schießt bestimmt!«

Tatsächlich befolgt Bronn Ziano diesen Befehl. Er blickt sich nach Maru Sodal um, kann ihn aber in dem Dunkel, in dem der Professor sich noch befindet, nur undeutlich erkennen.

Deshalb sieht er wieder nach vorn. Dort ist inzwischen die Gestalt mit der Laserpistole ins Hellere getreten, und was Bronn Ziano in diesem Augenblick verblüfft, ist die Tatsache, daß die Waffe genau auf ihn gerichtet ist, während ihm gleichzeitig bewußt wird, daß jenes Pelzwesen vermutlich überhaupt nicht sehen kann; denn da, wo sich die Augen befinden müßten, sind nur jene beiden talergroßen Scheiben aus dünner bläulicher Haut, um so auffälliger, als das gesamte übrige Gesicht dünn behaart ist.

Die vornüberhängende Nasenspitze bewegt sich erregt wie ein zu kurz geratener Rüssel, es sind sozusagen peitschende Bewegungen, und der messerschnittige Mund scheint Worte oder Laute zu formen, trotzdem ist nichts zu hören. Bronn Ziano hat keinen Zweifel, daß jenes Wesen ihm irgend etwas mitteilen, ihm vielleicht einen Befehl geben will; er ist ratlos, denn er begreift nichts. Deshalb zuckt er die Schultern in einer unwillkürlich hilflosen Bewegung.

Das aber scheint jenes Pelzwesen zu verstehen, denn es senkt einen Augenblick die Pistole, als denke es nach, und dann vollführt es damit heftige Bewegungen, deutet immer wieder von Bronn Ziano zu Aria Wann hin.

Obgleich sich Bronn Ziano nicht sicher ist, ob er das richtig verstehe, geht er doch zögernd zu Aria Wann und läßt sich neben ihr nieder. Das Pelzwesen scheint davon befriedigt; es zeigt jedenfalls keinen Unwillen, sondern tritt wiederum wenige Schritte ins Dunklere zurück, und nun wiederholt sich der gleiche Vorgang mit Maru Sodal.

Zunächst geschieht nichts weiter, und wenn sich auch die Lage wenig geändert hat, so sind die Menschen doch wie erlöst, aus ihren Käfigen befreit und wieder miteinander vereinigt zu sein.

Jetzt wagt Bronn Ziano auch, sich zu Aria Wann zu wenden, behutsam faßt er ihre Stirn und betrachtet die Wunde; eine böse Schramme, denkt er, glücklicherweise ungefährlich! Er lächelt ihr ermutigend zu, und das hat Aria Wann nötig; denn sie war ohne die Gefährten der Begegnung mit den fremdartigen Wesen ausgesetzt, sie war allein in einen steinernen Käfig gesperrt.

Sie flüstert: »Er hatte keine Waffe. Er hat nur mit der Hand zugeschlagen. Ein furchtbarer Schlag. Ich war sofort ohnmächtig, ich weiß gar nicht, wie sie mich weggeschafft haben.«

Bronn Ziano nickt, ihm sind die fürchterlichen Klauen gegenwärtig, die jene Wesen besitzen, diese hornigen Grabschaufeln, unter denen sich die beweglichen Fingerglieder befinden. Er flüstert: »Du hättest nicht schießen sollen!«

Sie flüstert zurück: »Was sonst? Sie haben mich angegriffen, wollten mich packen, es war Notwehr!«

Er mustert die Düsternis vor sich. Offenbar wird ihnen gestattet, sich zu unterhalten, denn darauf reagieren die Wesen nicht. Sie bilden im Dunkel immer noch einen Kordon, doch irgend etwas scheint vorzugehen, manchmal ist leises Tappen vernehmbar, aber zu sehen ist nichts.



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