Des Teufels Advokat by Morris L. West

Des Teufels Advokat by Morris L. West

Autor:Morris L. West
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-09-17T22:00:00+00:00


Endlich war Blaise Meredith in dem hohen Zimmer allein, dessen Fensterläden geschlossen waren, um die Mittagshitze nicht einzulassen. Er wusch sich, zog sich um und legte sich auf das breite Nußholzbett.

Wieder einmal, überlegte er, hatte er allen Grund, dankbar zu sein. Seine Unterkunft war bequem, die Gastgeberin reizend, das Dienstpersonal aufmerksam. Mochte das Dorf noch so häßlich sein – er konnte sich stets hierher zurückziehen und das Üble vergessen. Wie immer seine Probleme sich gestalten mochten, er durfte damit rechnen, daß die dienstwillige Contessa ihm helfen würde, sie zu lösen. Ging es ihm schlecht, dann war er nicht allein, und da es genug Dienerschaft gab, würde er ihr auch nicht zur Last fallen.

Er nahm sich vor, dem Bischof zu schreiben, wie sehr er mit den getroffenen Anordnungen zufrieden sei. Dann, entspannt und geruhsam, dachte er über seine Aufgabe nach und wie er sie anzupacken hatte.

Zuerst, beschloß er, ein Gespräch mit der Contessa: eine Übersicht über das Dorf und seine Figuren, ein Hinweis auf die aller Wahrscheinlichkeit nach ergiebigsten Informationsquellen. Sie würde vieles wissen. Sie würde eine gewisse wertvolle Autorität besitzen. Als feudale Schloßherrin würde sie bei den Bauern ›in loco parentis‹ stehen, und ein Wort aus ihrem Munde würde vielleicht manche Zunge lösen.

Dann konnte er den Dorfpfarrer aufsuchen, um ihm sein Ermächtigungsschreiben vorzulegen und ihn um seine offizielle Mitarbeit zu ersuchen. Welchen Ruf auch immer der Herr Pfarrer genießen mochte, er besaß nach wie vor in dieser Angelegenheit kanonischen Status. Außerdem hatte er Nerone lange gekannt und sich allem Anschein nach oft mit ihm gezankt. Freilich tauchte hier ein weiteres Problem auf. Wenn er auch nur für kurze Zeit Nerones Beichtvater gewesen war, durfte man ihn nicht als Zeugen vernehmen. Selbst wenn sein Beichtkind ihn der Schweigepflicht entbunden haben sollte, durften seine Aussagen nicht dem Gericht vorgelegt werden. Das ist eine kluge Vorschrift, aber zugleich auch ein willkommenes Schlupfloch für einen Menschen, der etwas zu verbergen hat. Der Pfarrer konnte sich sogar weigern, auch nur bestimmte Informationsquellen zu nennen, und die Kanoniker würden sein Schweigen sanktionieren. Auf jeden Fall sah es so aus, als könnte Vater Anselmo dem Advokaten des Teufels eine Nuß zu knacken geben.

Wer käme dann an die Reihe? Vielleicht der Arzt. Aldo Meyer, ein Jude und desillusionierter Liberaler. Auch hier gab es Probleme. Auch er wußte sicher viel. Seine Aussagen waren zulässig, da auch Ungläubige und Ketzer für oder gegen die Sache Zeugnis ablegen dürfen. Aber man konnte ihn nicht, wie einen Katholiken, durch moralische Strafandrohungen zu einer Aussage zwingen. Man konnte sich nur auf seinen guten Willen verlassen. Vorläufig zumindest mußte Dr. Aldo Meyer als ein zweifelhafter Faktor bezeichnet werden.

Sodann Nina Sanduzzi, welche die Geliebte Giacomo Nerones gewesen war und ihm ein Kind geboren hatte. Laut den Berichten Battistas und Saltarellos hatte sie es abgelehnt, irgendwelche Aussagen zu machen, Meredith hielt es nicht für wahrscheinlich, daß ein fremder Priester bei ihr mehr Erfolg haben würde. Es würde die peinlichste aller Unterredungen werden. Wie ein Beichtiger würde er die intimsten Details ihrer Beziehung ans Licht zerren müssen:



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