Der Zirkel des Daemons - Band 1 by Sarah Rees Brennan Alexandra Ernst

Der Zirkel des Daemons - Band 1 by Sarah Rees Brennan Alexandra Ernst

Autor:Sarah Rees Brennan Alexandra Ernst
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2010-04-04T04:00:00+00:00


In Alans Zimmer konnte Nick einen unbehaglichen Blick zum Bücherregal nicht unterdrücken. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, Alans kostbares Foto an seinen angestammten Platz zurückzulegen, und mit einem Mal überkam ihn eine düstere Vorahnung. Wenn Alan wieder einmal einen verstohlenen Blick auf das Bild werfen wollte, dann würde er merken, was Nick getan hatte.

Aber es spielte keine Rolle, ob er es merkte oder nicht. Nick hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren, aber die Vorstellung, was Alan dann von ihm halten würde, gefiel ihm trotzdem nicht.

Er wandte dem Bücherregal betont den Rücken zu und schlüpfte in eins von Alans alten, ausgeleierten T-Shirts, das über der Stuhllehne gehangen hatte. Dann ging er zur Wand und lehnte sich dagegen, schaute aus dem Fenster auf die Sonne, die gerade unterging. Der Himmel bildete eine dunkelblaue Umrandung um die grauen Dächer von London.

Alan kniete sich vor den Schrank auf den Boden und holte eine Kiste heraus, in der er die Schutzamulette aufbewahrte. Dann fuhr er mit den Fingern der rechten Hand hindurch, langsam und nachdenklich, als ob er den Rosenkranz beten würde. Oder als ob er Angst hatte, aufzuschauen.

»Es ist mir ernst damit, dass ich zuerst Jamies Markierung entfernen will«, sagte er langsam.

»Das ist bescheuert.«

»Du verstehst nicht …«

»Richtig, ich verstehe es nicht. Ich verstehe nicht, warum du etwas so Bescheuertes tun willst!«

Nicks Stimme erhob sich zu einem Schrei, ein rauer, flacher Ton wie ein Peitschenknall. Hätte er nicht Alan, sondern irgendwelche anderen Leute angeschrien, dann hätte er deutlich die Wirkung erkennen können: wie sein Schrei tief in deren Knochen drang und sie erschauern ließ – und nachgeben.

Bei Alan war es anders. Drohungen zogen bei ihm nicht. Er schien sich nicht um seine eigene Sicherheit zu scheren. Nick musste ein anderes Druckmittel finden. Er betrachtete seinen Bruder und wurde plötzlich eiskalt und ruhig.

Er wusste, womit er ihm drohen konnte.

»Hier ist er«, sagte Alan mit leiser, zufriedener Stimme, als ob er Nicks Schrei überhaupt nicht wahrgenommen hätte. Er stand umständlich auf und ein blitzartig aufzuckender Schmerz grub eine tiefe Falte zwischen seine Brauen. Dann lächelte er und humpelte auf Nick zu.

Der Talisman baumelte an Alans linkem Handgelenk wie ein Armband. In Nicks Bauch braute sich ein kriechendes Gefühl voller Unbehagen zusammen, wenn er ihn bloß anschaute, aber als Alan ihm bedeutete, den Kopf zu senken, tat er es und ließ zu, dass Alan den Talisman an seinem Hals befestigte. Er fühlte sich wie ein Tier, das sich freiwillig anketten ließ.

Der Talisman brannte auf seiner Haut. Nick presste angesichts des wiederkehrenden Schmerzes die Zähne zusammen und schaute in Alans Gesicht, das nichts als einfache Erleichterung zeigte.

»Weißt du, was ich tun werde, wenn du dein Dämonenmal nicht zuerst entfernst?«, fragte er. Diesmal schrie er nicht. Er senkte seine Stimme, damit die Bedrohung noch persönlicher, noch intimer wirkte, ein sanftes Versprechen voller Schmerz.

Alan hatte eine dunkle Ahnung. »Nick«, sagte er, erschrocken und flehend.

Nick musste dafür sorgen, dass es keine Missverständnisse gab.

»Mum bedeutet dir doch so viel, nicht wahr? Sie war eine Magierin des Zirkels des Obsidian. Sie trägt immer noch das Zeichen.



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