Der Zauberer der Smaragdenstadt by Alexander Wolkow

Der Zauberer der Smaragdenstadt by Alexander Wolkow

Autor:Alexander Wolkow [Wolkow, Alexander]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783928885058
Herausgeber: Leiv Buchhandels- und Verlagsanstalt
veröffentlicht: 2013-11-02T04:00:00+00:00


Betrübt verließ Elli den Thronsaal und kehrte zu ihren Freunden zurück, die sie schon unruhig erwarteten.

»Keine Hoffnung!« sagte sie weinend. »Goodwin hat mir befohlen, der bösen Bastinda die Zauberkraft zu nehmen, und das werde ich niemals fertigbringen.«

Alle ließen die Köpfe hängen, und niemand wußte Elli zu trösten. Sie ging in ihr Zimmer und weinte, bis sie einschlief.

Am nächsten Morgen stellte sich der grünbärtige Soldat beim Scheuch ein.

»Folgt mir, Goodwin erwartet Euch!«

Als der Strohmann den Thronsaal betrat, sah er eine wunderschöne Nixe mit schillerndem Fischschwanz auf dem Thron sitzen. Ihr Gesicht war reglos wie eine Maske, die Augen starrten vor sich hin, und in der Hand hielt sie einen Fächer, den sie bewegte.

Der Scheuch, der den lebenden Kopf zu sehen erwartet hatte, war verwirrt, nahm sich aber zusammen und verneigte sich höflich. Die Nixe sagte mit tiefer angenehmer Stimme, die irgendwo aus der Wand zu kommen schien.

»Ich bin Goodwin, der Große und Schreckliche. Wer bist du, und was führt dich zu mir?«

»Ich bin ein Scheuch, mit Stroh ausgestopft, und bitte Euch um ein Gehirn für meinen Strohkopf. Dann werde ich so sein wie alle Menschen in Eurem Reich, und das ist mein sehnlichster Wunsch.«

»Warum kommst du mit dieser Bitte zu mir?«

»Weil Ihr weise seid und weil mir außer Euch niemand helfen kann.«

»Ich verteile meine Gaben nicht umsonst«, erwiderte die Nixe. »Höre meine Antwort:

Nehme der Bastinda ihre Zauberkraft, und ich werde dir so viel Gehirn geben – ganz prächtiges Gehirn –, daß du der weiseste Mensch in Goodwins Land wirst.«

»Aber Ihr habt das doch schon Elli befohlen«, rief der Scheuch verwundert.

»Mir ist’s egal, wer es tut«, erwiderte die Stimme. »Doch merke dir:

Solange die Zwinkerer Bastindas Sklaven bleiben, wird dein Wunsch nicht erfüllt. Geh und verdien dir dein Gehirn!«

Betrübt wankte der Scheuch zu seinen Freunden hinaus und erzählte ihnen, wie Goodwin ihn empfangen habe.

Alle waren verwundert zu hören, daß Goodwin sich dem Scheuch als Nixe gezeigt habe.

Am nächsten Tag holte der Soldat den Eisernen Holzfäller. Als dieser, die Axt auf der Schulter (er trug sie immer mit sich), den Thronsaal betrat, sah er weder den lebenden Kopf noch die Nixe. Auf dem Thron saß ein grauenhaftes Tier. Es hatte den Kopf eines Nashorns, und aus dem Gesicht glotzten etwa ein Dutzend Augen nach allen Seiten. Zwölf Pranken von verschiedener Länge und Dicke hingen vom ungeschlachten Rumpf herab. Die Haut war stellenweise mit zottigem Fell bedeckt, kahl und grau und mit warzenartigen Auswüchsen übersät.

Ein abscheulicheres Ungeheuer konnte man sich gar nicht vorstellen.

Bei seinem Anblick würde jedes Menschen Herz heftig zu schlagen beginnen. Der Holzfäller hatte aber kein Herz, und so erschrak er nicht, sondern grüßte nur höflich. Er war freilich enttäuscht, Goodwin nicht in der Gestalt der schönen Nixe zu sehen, die, wie er annahm, ihm eher ein Herz geben würde.



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