Der Wohlfahrtskonzern by Frederik Pohl - Lester del Rey

Der Wohlfahrtskonzern by Frederik Pohl - Lester del Rey

Autor:Frederik Pohl - Lester del Rey [Rey, Frederik Pohl - Lester del]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Moewig 3519
veröffentlicht: 2014-02-04T05:00:00+00:00


9

Rena streckte ihren Hals durch die Tür und spähte in das Mittelschiff der Kirche. »Er küßt jetzt die Bibel«, berichtete sie. »Es wird noch ungefähr zwanzig Minuten dauern.«

Ihr Vater sagte sanft: »Ich habe es nicht eilig. Es tut gut, sich hier auszuruhen. Obwohl ich wahrhaftig gedacht hätte, daß Ihre Gesellschaft mir schon genügend Ruhe verabreicht hat, Mr. Wills.«

Ich glaube, wir waren alle dankbar für den Aufenthalt. Die Fahrt von Anzio nach hier war aufreibend gewesen. Obwohl Renas »Freunde« bedachtsame Leute waren, hatten sie nicht vorausahnen können, daß wir einen beinlosen Mann mitbrachten. Sie hatten Pässe für Rena und mich und für Benedetto, für Zorchi hatten sie keinen. Er mußte sich unter einer schmutzigen Zeltplane im Kofferraum eines uralten Holzgasautos verstecken, während Rena die Zöllner an der schweizerischen Grenze becircte. Es war nicht ungefährlich, aber die Zöllner waren einfach zu umgarnen, und dann waren wir durch.

Zorchi wußte es nicht besonders zu schätzen. Er brach in einen Strom wilder Flüche aus, als wir im Schatten eines Olivenhains hielten und ihn wieder in einen der Sitze schleppten, und hörte nicht wieder auf zu fluchen, bis wir die Straße nach Appia erreichten. Wenn der alte Motor einen Hügel hinaufkeuchte, fluchte er über dessen Schneckentempo, und wenn wir das Gefalle der Serpentinen hinuntersausten, fluchte er darüber, daß er herumgestoßen wurde. Ich bereute nicht, daß ich ihn aus der Klinik gerettet hatte – das war nicht mehr als gerecht –, denn ich hatte schließlich dazu beigetragen, ihn zu übertölpeln. Aber ich wünschte mir doch, einer unterhaltsamen Persönlichkeit verpflichtet zu sein.

Benedetto andererseits schüttelte mir die Hand und sagte: »Bei Gatt, ich danke Ihnen«, und ich fühlte mich … entschädigt. Aber er saß auf dem Rücksitz und wurde von seiner Tochter auf den neuesten Stand der Ereignisse gebracht, wohingegen ich die Ehre von Zorchis Begleitung hatte …

Aus der Kirche erklang ein langer lateinischer Gesang, die Antwort des Meßjungen und das abschließende Ite, missa est. Wir hörten, wie die Gläubigen die Kirche verließen.

Der Priester kam mit flatternder Robe durch den Raum, in dem wir warteten. Er sah sich nicht um und gab auch durch kein Zeichen zu erkennen, daß er unsere Anwesenheit bemerkt hatte, obwohl er fast auf Zorchi trat, der gegen die Wand gelehnt dasaß. Einen Augenblick später trat ein anderer Mann in irgendeiner klerikalen Robe ein und nickte uns zu. »Wir gehen jetzt nach unten«, ordnete er an.

Benedetto und ich nahmen Zorchi in die Mitte, er legte uns seine Arme um den Nacken, und wir hoben ihn hoch. Wir folgten dem Küster – oder was immer er sein mochte – zurück in die Kirche, bis vor den Altar -Benedetto fiel zusammen mit den anderen automatisch auf die Knie, wodurch ich Zorchi dadurch fast auf den Boden fallen ließ – und zu einer hinter einem Vorhang verborgenen Tür. Er schob den Vorhang beiseite, und ein kühler, moderiger Luftzug schlug uns aus der Dunkelheit entgegen.

Der Küster zündete mit seinem Feuerzeug eine dünne Wachskerze an und führte uns gewundene und wacklige Stiegen hinunter. Es war niemand in der Kirche zurückgeblieben, der uns bemerken konnte.



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