Der Weihnachtswunsch by Richard Paul Evans

Der Weihnachtswunsch by Richard Paul Evans

Autor:Richard Paul Evans [Evans, Richard Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838726496
Google: C7kCT-1x5Q4C
Barnesnoble:
Herausgeber: Lübbe Digital
veröffentlicht: 2012-12-10T23:00:00+00:00


Fünfundzwanzigstes Kapitel

Estelle Wyss

Estelle und Karl Wyss. Estelle war eine Freundin von Sara aus der Kirchengemeinde. Sie schlossen ein Geschäft mit den Wysses ab und benutzten ihr Land als Sicherheit. Als sich die Dinge schlecht entwickelten, nahmen die beiden den Verlust hin. Sie wohnen noch immer im hinteren Teil von Il Pascolo. Sicherlich wissen Sie noch, wo das ist.

Es lag inzwischen viele Jahre zurück. Kier wusste nicht, wie viele es genau waren, aber seither war mehr als ein Jahrzehnt vergangen. Kier war durch Il Pascolo gefahren, die italienische Bezeichnung für »das Weideland«. Die Idee für den Namen des Bauprojekts stammte von Estelle Wyss.

Estelle Zito Wyss war Italienerin, eine Immigrantin in zweiter Generation. Erst mit Ende zwanzig, während ihrer Flitterwochen, hatte sie das erste Mal den Fuß auf italienischen Boden gesetzt. Italien war genau so, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Sie hätte das Land am liebsten nie wieder verlassen und bezeichnete sich anschließend stets als »displaced«, als »vertriebene« Italienerin. Fortan verbrachten sie und ihr Ehemann Karl die Sommerferien meist in Genua oder in der Nähe des Comer Sees; manchmal auch im Süden am kristallklaren blauen Meer der Amalfiküste.

Der Entwurf der prätentiösen Anlage von Il Pascolo entsprach dem italienischen Landhausstil. Am Eingang stand ein gigantischer runder Stein aus einer echten Ölpresse – allerdings aus Kalifornien, nicht Italien –, und auf die Stuckmauer des Eingangs war ein italienisches Fresko gemalt worden, das an beiden Seiten von weinberankten Gittern flankiert war.

Unter Kiers Leitung wurden die Gebäude als Villen vermarktet – überteuerte, mit Stuck überladene Wohnhäuser, die auf äußerst knapp bemessenen Grundstücken standen.

Die Straßen hatten alle italienische Namen, die sich für einen Amerikaner nur schwer aussprechen und noch schwerer buchstabieren ließen: Via Masaccio, Santa Maria del Fiore, Giuseppe Garibaldi, Via Di Sera, Bagno a Ripoli – ein ewiger Fluch für jeden Hausbesitzer, der in die Trabantenstadt zog.

Drei Blocks vom Eingang entfernt, am äußersten Ende der Anlage, stand ein Haus, das nicht zu den anderen passte. Es war eine kleine, aus roten Ziegeln erbaute Ranch, die eher nach Oklahoma als nach Toskana aussah. Das einzig Italienische an dem Haus war die verblichene Trikolore, die von der Garage herabhing, sowie ein Schild an der Einfahrt mit der Aufschrift: »Parken nur für Italiener«.

Kurioserweise war das einzige Haus, das im Vergleich zu den anderen Gebäuden der Anlage nicht italienisch wirkte, das einzige, welches tatsächlich Italienern gehörte. Es war das ursprüngliche Haus des Ehepaars Wyss, dem einst alle fünfundzwanzig Hektar Grund von Il Pascolo gehört hatten.

Als Kier das erste Mal den Besitz des Ehepaars Wyss besichtigte, handelte es sich um einen funktionierenden Milchbetrieb mit über hundert schwarz-weißen Holsteinern, die zufrieden auf den Weiden grasten.

Estelle Wyss hatte Sara erzählt, dass Karl und sie allmählich zu alt würden, um den Betrieb zu führen, und dass sie, da sie zudem nicht mehr mit den größeren, stärker industrialisierten Molkereiunternehmen konkurrieren könnten, nach Möglichkeiten suchten, das Land zu verkaufen oder zu bebauen. Im Gegensatz zu ihrem Mann Karl, einem Einwanderer aus der Schweiz, hatte Estelle die Arbeit auf der Ranch nie gemocht – zu



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.