Der Weihnachtsmannkiller 2 by Klaus-Peter Wolf

Autor:Klaus-Peter Wolf [Klaus-Peter Wolf]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104920399
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2024-09-24T00:00:00+00:00

Felicitas lag gefesselt auf dem Bett im Gästezimmer. Sie hatte ihm den Zugangscode für ihr Handy verraten. Er musste ihr nicht einmal damit drohen, ihr oder dem Jungen Schmerzen zuzufügen. Sie hatte irgendwie aufgegeben. Sie akzeptierte die Situation, statt sich noch länger dagegen zu wehren.

In der Garage, bei den Fahrrädern, hingen Gartengeräte, ordentlich an der Wand aufgereiht. Eine Heckenschere und mehrere Schaufeln.

Tobias Henner packte alles in den Kofferraum und einen roten Eimer mit Sandspielzeug dazu.

Tore nahm er vorsichtshalber mit. Der Junge war verstummt. Er starrte geradeaus. Seine Augen fokussierten nicht mehr richtig, als ob er durch Dinge hindurchsehen könnte. Tobias Henner glaubte, es habe dem Jungen einen Schock versetzt, seine zum Paket verschnürte Mutter zu sehen.

Er hatte versucht, Tore zum Komplizen zu machen. Er ließ ihn Handreichungen erledigen. Sogar beim Fesseln seiner Mutter musste Tore helfen.

Jetzt machte sich das Kind Vorwürfe. Schließlich hatte Tore seiner Mutter mit dem breiten Isolierband den Mund zugeklebt, und dabei war ihr wieder eine Träne runtergelaufen. Sie hatte keine Allergie, das konnte Tore sich wohl denken. Sie hatte einfach nur Angst und machte sich Sorgen. Vielleicht war sie auch traurig, weil sie glaubte, dass er sie verraten hatte. Aber er wartete auf eine gute Gelegenheit. Dann würde er den Mann wieder beißen. Seine Wunde am Bein hatte ganz schön geblutet, und immer wieder suppte der weiße Druckverband durch.

Tobias Henner hatte den alten Verbandskasten geplündert, der in der Garage neben dem kaputten Warndreieck bei den Luftpumpen lag. Die Binden waren steril verpackt, aber die meisten Pflaster klebten nicht mehr richtig.

Seit dem Biss humpelte Henner ein bisschen. Darauf war der kleine Dinoforscher stolz.

Er saß hinten im Auto angeschnallt auf dem Rücksitz. Er wusste nicht, wohin die Fahrt ging, aber neben sich ertastete er den Trinkbecher. Irgendwo im Auto musste auch die Wasserflasche liegen. Hörte er sie nicht in jeder Kurve herumrollen, von rechts nach links oder von hinten nach vorn?

Wenn ich die Flasche in die Hände bekomme, könnte ich mich losschnallen und sie ihm von hinten auf den Kopf knallen, dachte Tore. Er kann nichts dagegen machen. Er muss ja fahren, und wenn ich ihn erledigt habe, befreie ich meine Mama. In seinen Heldenträumen schnitt er ihre Fesseln los.

Der Wagen bog auf den Parkplatz der Golfanlage bei Schloss Lütetsburg ein. Tore kannte den Park. Im Mai hatte er mit seiner Mutter einen herrlichen Tag dort verbracht, während die Küche eingebaut worden war. Sie hatte ihm alle möglichen Blumen, Bäume und Pflanzen erklärt, aber er wollte ja kein Gärtner werden, sondern Dinoforscher oder Meeresbiologe.

Als sie zurückkamen, war die Küche zwar fertig, aber es standen noch so viele Kartons herum und es herrschte so ein Durcheinander, dass sie, statt zu kochen, in die Stadt gefahren waren, um Pizza zu essen. Anschließend hatte sie ihm Apfelpfannkuchen versprochen. Aber die Pizza war auch okay gewesen. Er mochte nur keine Kapern.

Jetzt stiegen sie aus und gingen am Schlosscafé vorbei zum Park. Sie zahlten keinen Eintrittspreis. Henner hob ihn über die Absperrung und kletterte selbst hinterher.

»Was machen wir hier?«, fragte Tore.

»Wir graben einen Schatz aus, mein Junge.

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