Der Verrat des Wandlers by Lena Klassen

Der Verrat des Wandlers by Lena Klassen

Autor:Lena Klassen [Klassen, Lena]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-06-11T22:00:00+00:00


19.

Jacques

Er lag im Bett und die Gedanken zogen vorbei wie Wolken. Dunkelgraue, aufgetürmte Sturmwolken, in denen Blitze zuckten. Feine Federwolken, leicht und verspielt.

Dieses Gesicht. Kiara. Wie konnte eine Schlange ein solches Gesicht haben, so schön? Wie konnte sie so lügen, mit diesen Augen voller Licht und Wasser, und ihn mit Worten vergiften, mit einem Schlangengift, gegen das er nicht gewappnet war?

Eine vertraue Melodie riss ihn aus seinen Gedanken, er brauchte eine Weile, um zu begreifen, was es war. Sein Handy! Kiara!

Jacques sprang aus dem Bett, riss die Nachttischlampe um, fegte den Radiowecker hinunter. Dann hielt er das kleine Mobiltelefon in der Hand und – tat gar nichts.

Er wartete nur, bis es wieder verstummte, dann sah er mit zitternden Fingern nach, wie oft sie schon versucht hatte, ihn zu erreichen, und blinzelte ungläubig. Kiara war verdammt hartnäckig, das musste man ihr lassen.

Gerade als er ans Fenster trat, versuchte sie es noch einmal. Diesmal drückte er eine Taste und hielt sich das Gerät ans Ohr. Draußen schien die Sonne unbekümmert weiter. Was für ein Hohn, diese Sonne, so warm und einladend, als könnte es das geben, ein Leben im Licht.

„Nein“, sagte er kühl.

Kiaras Stimme klang anders als sonst, atemlos. „Jacques? Gott sei Dank, ich hab mir solche Sorgen gemacht. Wo bist du gewesen? Ich versuche schon seit Tagen, dich zu erreichen. Ich hab auf dich gewartet, warum bist du nicht gekommen?“

Endlich hörte sie auf zu fragen und horchte auf sein Schweigen. Und fragte dann leiser, in ihrer Stimme zitterte der erste Anflug von Angst: „Jacques?“

Er versuchte seine Gefühle zu ergründen. Ob es Hass war oder Zorn oder immer noch Liebe … und fühlte nichts. Nichts als dasselbe Erstaunen, das ihn schon dort gepackt hatte, bei seinem letzten Besuch in ihrem Zimmer, als er die Briefe gefunden hatte: Wie konnte ich nur so dumm sein?

„Jacques?“ Er hörte sie weinen.

Und legte auf. Stand da, das Telefon gegen die Brust gedrückt, als würde er ein kleines Wesen in seiner Hand halten, in dem ihre Stimme wohnte.

Nachdenklich horchte er in sich hinein. Es war so lange her, dass er sich nach dem Tod gesehnt hatte. So schrecklich lange … Und wie merkwürdig, dass er jetzt, wo er sich tot fühlte, leben wollte. Dazu bringt sie mich nicht, dass ich mich ihretwegen aufgebe, dachte er.

Trotz. Ja, er war schon immer trotzig gewesen. Störrisch, zum Leidwesen aller, die mit ihm zu tun hatten. Damals, als Prag golden geleuchtet hatte in der Glut des Sommers und er mit einem Mädchen, das er niemals haben konnte, durch die Straßen gewandert war, war ihm der Tod vorgekommen wie ein Engel, groß und strafend, mit Flügeln, die sich wie zärtliche Hände über die Verlorenen wölbten.

Aber jetzt nicht mehr.

Wieder die Melodie. Erneut hob er ab, hörte ihre Stimme leise und ungläubig seinen Namen sagen, als wäre „Jacques“ ein Zauberwort. Ja, das war es gewesen, die Losung, um ins Palais der Skorpione einzudringen.

„Jacques, was ist los? Du machst mir Angst.“

Wie lange brauchte sie wohl, bis sie merkte, dass sie durchschaut war?

Mein höchstes Glück …

Wie



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.