Der verlorene Brief: Roman (German Edition) by Talmar Robert M

Der verlorene Brief: Roman (German Edition) by Talmar Robert M

Autor:Talmar, Robert M. [Talmar, Robert M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
veröffentlicht: 2013-11-21T23:00:00+00:00


9. KAPITEL

Ankunft in Aarienheim

TIMAN KOWAL ZÄHLTE FASSUNGSLOS sein über Nacht so reichlich verdientes Geld. Dann, während die Gefährten frühstückten, tat er sein Möglichstes, die vier Reisenden mit Wegzehrung und anderen benötigten Kleinigkeiten zu versorgen; darunter auch Futter für den kleinen Inku. Er versprach, alle weiterhin eintreffenden Freiwilligen von der neuen Lage zu unterrichten und sie schnellstmöglich zur Unterstützung der vorausgerückten Vahits zu entsenden. Zudem wollte er noch in der nächsten Stunde in Vierstraß alle auftreiben, die einen Bogen zu gebrauchen verstanden, und sie gleichfalls in Richtung Mechellinde in Marsch setzen. Finn fragte sich, ob Dharso mitgehen würde.

Als Wiedergutmachung für seinen eigenen Fehler, indem er den Ernst der Lage verkannt hatte, bestand Timan Kowal darauf, Finn und seine Gefährten als seine persönlichen Gäste zu betrachten; und so ritten sie wenig später mit prall gefüllten Satteltaschen fort, ohne einen Heller dafür oder die Übernachtung bezahlen zu müssen.

Bis Halberweg lagen dreizehn Meilen in südöstlicher Richtung vor ihnen und von dort noch einmal achtzehn Meilen bis Aarienheim.

Bholobhorg hing an diesem Morgen wieder seinen eigenen Gedanken nach. Er setzte sich gleich nach ihrem Anritt wie am Vortag an die Spitze und ritt ein reichliches Stück voraus, sodass sich die drei Freunde ungestört unterhalten konnten. Aber immer behielten sie ihn in Blickweite und vermieden es so, dass er sie unversehens hinter einer Biegung oder Wölbung erwartete. Inku »ritt« wieder in seiner Decke auf Finns Arm; und jetzt, am Tage, streckte er seinen Kopf neugierig daraus hervor und sog die vielfältigen Düfte entlang ihres Weges in seine Nase.

Als die Dächer von Vierstraß ihren Blicken entrückt waren, hielt Finn es nicht länger aus.

»Ich finde, ich habe lange genug gewartet«, begann er. »Kann mir bitte jetzt endlich mal einer erklären, warum wir eigentlich nach Sturzbach unterwegs sind? Oder ist das zu viel verlangt? Mit wir meine ich natürlich euch, wollte ich sagen – ich für mein Teil weiß ja, weshalb ich nach Aarienheim reite. Aber was hat es mit Sturzbach auf sich?«

»Mit Sturzbach?«, fragte Mellow unschuldig. »Tja, warte, wie soll ich sagen? Es ist, soweit ich weiß, der Hauptort des Untergaus. Und es trägt seinen Namen, so heißt es, wegen des Sturzbaches, der sich dort in den Sturz ergießt …«

»Ha ha«, machte Finn und schnitt ihm eine Grimasse. »Veralbern kann ich mich selbst, weißt du?«

»Ja, aber du tust es nicht, und das ist der Unterschied. Genau das wiederum tut deinem Gesicht so ganz und gar nicht gut. Du solltest dir nur deine sauertöpfische Miene ansehen, du meine Güte.«

»Wie sollte ich das denn, du Ausbund an Klugheit?«

»Na eben, gerade darum übernehme ja auch ich für dich das Veralbern, aus reiner Aufopferung und sturztiefem Mitgefühl mit deiner gequälten Seele, oh du mein edler Freund.«

»Na, ich danke auch dafür. Und meine Seele wird dir was husten, wenn du nicht endlich mit der Wahrheit rausrückst. Um somit auf Sturzbach zurückzukommen …«

»Sturzbach am Sturzbach?«

»Ebendem. Kennst du ein anderes?«

»Jetzt, wo du es sagst – nein.«

»Dann nehmen wir das. Also, bitte, ich höre.«

»Wohlan. Ich denke, man kann sagen, an Sturzbach ist niemand anderes als Herr Taddarig schuld.



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