Der Tote am Deich by Van De Wetering Janwillem

Der Tote am Deich by Van De Wetering Janwillem

Autor:Van De Wetering, Janwillem [Van De Wetering, Janwillem]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


«Sprich weiter, Maus», sagte de Gier.

«Ja. Als der Kater an den Deich zog, herrschte dort ein Durcheinander — alle lebten dort von der Fürsorge, die Häuser verfielen, die Frauen wurden dick und jeden Tag fauler und die Kinder schmutziger. Saufen — mehr taten wir nicht — und reden. Blödes Geschwätz, Prahlerei. Es gab nichts, womit man prahlen konnte, aber wir betrieben dieses Spiel, wißt ihr. Ich höre mir deinen Quatsch an, dann hörst du dir meinen an. Kennt ihr das?»

«Ich kenne das», sagte de Gier.

Grijpstra lachte.

«Kennst du es auch, Adjudant?»

«Er kennt es auch, Maus», sagte de Gier.

Die Maus sah wieder traurig aus. «Ihr meint, wir spielen es alle. Aber es kann nicht so schlimm sein wie am Deich. Es machte mich krank es machte alle krank.»

«Und dann kam der Kater», sagte der Commissaris.

«Ja, Mijnheer. Der Kater hat sich ein verfallenes kleines Haus gekauft und es hergerichtet. Wir haben dabei zugeschaut und ihm zuerst nicht geholfen, aber er hat um Rat gebeten, wißt ihr. Er kam und fragte, wie er dies und das tun solle. Und ehe wir es merkten, halfen wir ihm alle.»

«Gut», sagte der Commissaris.

«Ja. Und wir lernten ihn kennen und er uns. Und sein Mädchen Ursula servierte uns Tee im Garten. Wir saßen dort und tranken ihn und gingen dann wieder an die Arbeit. Wir hatten das Haus innerhalb weniger Wochen hergerichtet: neue Balken, ein neues Dach, sogar eine neue Mauer — richtig gemauert und verputzt. Und wir haben das ganze Holz gestrichen und auf dem Fußboden Fliesen verlegt. Und immerzu fragte uns der Kater, was wir am Deich täten.»

«Ihr habt nicht nur getrunken und geprahlt», sagte de Gier, «sondern auch gestohlen und eingebrochen.»

«Gewiß, gewiß», sagte die Maus. «Wohlgemerkt, ich nicht. Ich hab meine Rente und bin ruhig. Das waren die anderen.»

«Gewiß», sagte Grijpstra.

«Wir haben es ihm also erzählt, und er hat sehr aufmerksam zugehört und nicht viel gesagt. Monatelang hat er nicht viel gesagt. Nicht einmal, als wir anfingen, unsere Häuser herzurichten, und er uns dabei half.»

«Woher hattet ihr das Material?» fragte der Commissaris.

«Gestohlen, Mijnheer. Einiges kam vom Fluß, aber die guten Sachen haben wir gestohlen, und so fing alles an. Er sagte, wir sollten uns organisieren. Wir brauchten zum Beispiel viel Farbe. Früher hätten wir hier und da eine Dose voll gestohlen, aber er sagte, wir sollten nicht blöd sein. Wenn man nur eine armselige Dose Farbe klaut und wird erwischt, ist es auch Diebstahl, und sie hauen einem das Strafgesetzbuch um die Ohren. Er sagte, wir sollten alles, was wir brauchten, auf einmal klauen, und wir machten einen Plan — oder vielmehr, er machte ihn. Wir begannen, eine Großhandlung in der Stadt zu beobachten wir stellten fest, wann ihre Lieferwagen fuhren. Dann klauten wir einen ganzen Wagen. Wir wußten, was er geladen hatte, bevor wir ihn klauten. Es war ein schönes Stück Arbeit. Jemand machte die Schlüssel nach, während der Fahrer in einem Café saß, und zwar Wochen vor der eigentlichen Arbeit. An dem betreffenden Tag brauchten wir nur noch darauf zu warten, daß der Fahrer eine kleine Lieferung machte, in den Wagen springen und wegfahren.



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