Der Tod so kalt by D'Andrea Luca

Der Tod so kalt by D'Andrea Luca

Autor:D'Andrea, Luca
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-DVA Sachb./Belle.
veröffentlicht: 2016-10-05T10:48:48+00:00


6.

Der Schneesturm hatte nicht aufgehört, Siebenhoch unter sich zu begraben. Völlig in Gedanken versunken, legte ich die wenigen Kilometer zurück, die mich von Clara und Annelise trennten.

Ehe das Haus in Sicht kam, hielt ich am Straßenrand und schaltete den Motor ab. Dann griff ich zum Handy und wartete, bis sich Mike auf der anderen Seite des Ozeans meldete.

»Salinger? Wie viel Uhr ist es, verdammt?«, nuschelte er nach dem siebten Klingeln.

»Für dich ist es immer zu früh. Ist sie blond?«

»Redhead, Sergeant«, witzelte Mike. Ich hörte, wie er eine Tür schloss. »Und?«, fragte er leicht beunruhigt. »Wie läuft’s, Partner?«

»So, so. Und bei dir?«

»So, so« bedeutete, einerseits beschissen und andererseits nicht besser.

»Smith will mich ans Kreuz nageln und ich habe die Audio-Tests zweimal hintereinander verhauen. Im Ernst, alles in Ordnung? Nimmst du die Wunderpillen?«

»Woher weißt du das?«

»Mike McMellan weiß immer alles.«

»Hast du mit Annelise geredet?«

»Yep. Wir machen uns Sorgen um dich, Dickschädel.«

Ich presste die Lider zusammen. Ich wollte nicht gerührt sein. »Du musst mir einen Gefallen tun.«

»Annelise hat mir gesagt, dass du dich an einer Mordgeschichte festgefressen hast.«

»Ein Massaker«, korrigierte ich ihn, ohne darüber nachzudenken.

»Wie auch immer. Stimmt das?«

»Ja.«

Von der anderen Seite des großen Teichs: Schweigen. Und ein Geräusch, das ich zuerst nicht deuten konnte. Dann begriff ich. Mike knabberte Nachos.

»Sie hat mir gesagt, wenn ich es wagen würde, dir zu helfen, würde sie mir die Eier abschneiden …«

»Dazu wäre sie durchaus fähig.«

»Geht’s dir so dreckig, Partner?«

Ich schwieg einen Moment. »Ich will es wissen.«

»Wer vor dreißig Jahren ein Verbrechen begangen hat? Bist du total irre geworden?«

»So blöd bin ich nicht«, erwiderte ich, auch wenn ein Teil von mir das Gegenteil behauptete, vor allem nach dem, was ich von Brigitte erfahren hatte. »Ich will nur wissen, ob ich’s noch draufhabe. Ob ich noch eine richtige Geschichte erzählen kann.«

»Aber ist doch klar, dass …«

»Nicht nach dem Ortler.«

»Scheiße, Salinger, willst du, dass ich dein Ego massiere? Willst du, dass ich dir sage, dass du der beste Autor bist, der rumläuft? Ich tu’s, wenn du willst. Ich setz mich heute in den Flieger und singe dir dein Schlaflied, aber wenn das dein eigentliches Problem ist, dann bist du wirklich völlig übergeschnappt.«

»Du verstehst das nicht.«

Ich hatte ihn gekränkt. Das wusste ich schon, ehe ich den Satz beendet hatte.

»Weil ich nicht dabei war, stimmt’s?«, blaffte er.

»Nicht deswegen.«

»Du bist ein Arschloch, Salinger.«

»Wenn du an meiner Stelle gewesen wärst, wäre nichts passiert.«

»Das stimmt nicht.«

Ich hatte lange darüber nachgedacht. Nächtelang.

»Du wärst nicht so blöd gewesen und hättest dich in diese Gletscherspalte runtergelassen. Und Mountain Angels wäre jetzt das neue Factual aus dem Hause McMellan-Salinger, Smith säße hochzufrieden in seinem Büro und würde Geld zählen, und wir … wir würden an die nächste Staffel denken. Oder einen Film drehen.«

»Das machen wir bereits«, murmelte Mike. Ich hatte ihn noch nie so bedrückt gehört.

»Ich hasse ihn.«

Ein Seufzer. »Ich auch. Aber es gibt nun mal einen Vertrag.«

»Ich weiß. Und jetzt sperr die Ohren auf«, sagte ich bemüht normal, »denn ich brauche deine Hilfe.«

»Schieß los.«

»Du sollst für mich jede verfügbare Information zu einer Person herausfinden.«

»Um wen geht’s?«

»Hast du was zu schreiben?«

»Claro.



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