Der Tod kam in der Mittsommernacht by Flieger Jan

Der Tod kam in der Mittsommernacht by Flieger Jan

Autor:Flieger, Jan [Flieger, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-07-07T04:00:00+00:00


Sie fuhr hoch aus dem Traum, weil sie ein leises Ticken vernahm.

Thorleif saß schon am Funkgerät.

5. Kapitel

Brukovic war in Trondheim. Er wollte zu der Frau von Olav Kristaver, dem Gefährten aus dem Lager. Olav hatte viel von Trondheim erzählt, soviel, dass Brukovic die Stadt nicht fremd war. Er wusste noch, dass er über die Elgeseter-Brücke und dann nach rechts abbiegen musste. Dort war es das sechste Haus. Die Häuser, die er sah, waren niedrig und bestanden zum Teil noch aus Holz, so wie vor Jahrhunderten gebaut worden war. Brukovic sah den kleinen Hafen, wo auf Tausenden von Holzpfählen mehrstöckige hölzerne Kontorhäuser über dem Hafenwasser thronten. Es herrschte Ruhe im Hafen, obwohl die Fischer ihren Fang anboten. Wortlos reihten sie die Kisten auf.

Brukovic lief im Strom der Passanten mit. Er beobachtete, wie die Frauen stehen blieben, den Dorsch prüften oder den Kabeljau begutachteten. Auf einer von Hand gehaltenen Waage wogen die Fischer die Ware ab.

Brukovic verspürte Hunger.

In einem Holzschuppen, den er betrat, sah er rohen, aber auch verarbeiteten Fisch auf den Tischen der Händler.

Er trat an einen Tisch heran, auf dem Krabben lagen, und suchte sich einige der schönsten und rosigsten Exemplare aus. Der Mann, der hinter dem Tisch stand, ein blonder Hüne, packte die Krabben in eine Tüte.

Brukovic verließ den Schuppen wieder und setzte sich draußen in der Sonne auf einen Kaistein, brach die Krabbenschwänze, holte das Innere heraus und aß mit Appetit.

Als die Tüte leer war, erhob er sich und wanderte auf der Minkegata weiter, dem Dom entgegen, vorbei an den Marktständen Trondheimer Blumenfrauen, vorbei an einstöckigen Holzhäusern. Die Straße lag vor ihm beinahe leer.

Er sah schon den Nidarosdom, die gewaltige Kathedrale, errichtet am Begräbnisplatz des Königs Olav Haraldson, der die Christianisierung im Land mit Macht und Grausamkeit beendet haben sollte. Olav - denselben Vornamen trug der Gefährte im Lager.

Da hörte er in seinem Rücken das Sirenensignal und erstarrte. Ein dunkler Wagen kam mit großer Geschwindigkeit näher. Ich war zu unvorsichtig, dachte er, ich gehe auf einer Hauptstraße wie ein gewöhnlicher Passant. Er wandte sich um und sah den Horch.

Eine Razzia?

Noch dreißig Meter war das Auto entfernt.

Noch zehn!

Brukovic wagte sich nicht zu rühren. Wenn das Auto bremste, galt das Bremsen ihm. Aber wer sollte wissen, dass er Brukovic war?

Das Auto jagte an ihm vorbei. Brukovic erkannte Zivilisten in Ledermänteln. Gestapo! dachte er.

Das Auto jagte weiter. Wer konnte wissen, wem die Fahrt galt?

Jählings war Brukovic von Unruhe erfüllt - er spürte die Gefahr. Hier, in dieser Stadt, lauert der Feind, die Gestapo. Er durfte nie nachlassen in seiner Wachsamkeit. Ich muss weg aus dem Zentrum, dachte er, ich muss durch den Dompark gehen und dann über die Elgeseter-Briicke, aber ich weiß nicht, was mich erwartet, wenn ich in Olavs Haus hinaufsteige in den zweiten Stock. Die Frau kann beobachtet werden. Er war froh, dass er Norwegisch so beherrschte, dass er sich unterhalten konnte.

Endlich stand er vor dem Haus, in dem Olav wohnen musste. Auf der Straße davor spielte ein kleines Mädchen mit rotblonden Haaren. War es Gurina, die Tochter Olavs? Das Mädchen hüpfte mit einem Springseil.



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