Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) by Sullivan Michael J

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) by Sullivan Michael J

Autor:Sullivan, Michael J. [Sullivan, Michael J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2014-02-20T16:00:00+00:00


Der ich bin dieses Reichs Gebieter

Und walte als der Schlüssel Hüter

Verkünde, dass fälschlich hier sitzet gefangen

Dieser Mann des Rats, der kein Unrecht begangen;

Weshalb es nunmehr an der Zeit,

Dass er aus diesem Fels befreit.

Darumb verfüg ich als rechtmäßiger Souverän:

Esrahaddon der Zauberer mag in Freiheit gehn.

»Aber wie soll das funktionieren?«, fragte Alric. »Ihr sagtet doch, Zauberei wirkt hier nicht.«

»Richtig, doch Ihr verhängt ja keinen Zauber. Ihr tut nit mehr, als Freiheit zu gewähren, wie es das Recht des legitimen Herrschers dieses Landes ist – ein Recht, verbrieft vor der Entstehung Melengars, ein Recht, gegründet auf ein irrig Bild der Dauerhaftigkeit der Macht und jener, die dereinst sie üben würden, denn hier und jetzt seid Ihr es, der sie übt. Ihr seid der legitime und unbestrittne Herrscher dieses Landes, und als solchem sind Euch die Schlösser untertan. Denn hier sind Schloss und Riegel ein Schmiedewerk aus Zauberworten – auch wenn sich die Bedeutung dieser Worte mit den Jahrhunderten gewandelt hat.

Dieses Gefängnis, erbaut auf Grund, der einst zu imperialem Machtgebiet gehörte, beugt, seit der Imperator ward erschlagen, das Knie nur vor dem Nyphronspatriarchen. Doch während hier im Innern kein fallend Sandkorn je den Lauf der Zeit markierte, fand sich von Schlachtenlärm die Außenwelt erschüttert. Heere marschierten, überall war Zwist und Spaltung, das Imperium fiel den Launen von Kriegsherren anheim. Dann, unter blutgem Kampf, ward Melengar geboren, ein souveränes Reich, regiert von einem noblen König. Jedwedes Privileg, das einst der Mitra vorbehalten, ist jetzt an Euch gefallen. An Euch, o guter König Melengars, der Ihr die Macht habt, so lang bestehend Unrecht aufzuheben. Der Staub von neun Jahrhunderten verschüttet manches an Verstand, o guter König, denn die, die uns gefangen halten, verstehn es nimmer, ihre eignen Runen zu entziffern!«

In der Ferne hörte Hadrian das Knirschen von Stein auf Stein. Außerhalb des Kerkergelasses öffnete sich die mächtige Tür. »Sprecht diese Worte, Herr, und Ihr beendet neunhundert Jahre unrechtmäßger Haft.«

»Was soll das nützen?«, fragte Alric. »Hier sind doch überall Wachen. Wie soll uns das hier rausbringen?«

Der Zauberer grinste breit. »Indem die Worte aus Eurem Munde den Sperrbann brechen und mir gestatten, mich wieder der Kunst zu bedienen.«

»Ihr wollt einen Zauber benutzen. Ihr wollt einfach verschwinden!«

Stiefel polterten über die Brücke, die offenbar wieder da war. Hadrian rannte die Treppe der Galerie hinauf, um in den Gang zu spähen. »Da kommen Wachen! Und sie sehen ziemlich ungemütlich aus.«

»Wenn Ihr’s tun wollt, tut es lieber schnell«, sagte Royce zu Alric.

»Sie haben ihre Schwerter gezogen«, rief Hadrian. »Kein gutes Zeichen.«

Alric blickte finster auf den Zauberer hinab. »Ich will Euer Wort, dass Ihr uns hier nicht zurücklasst.«

»Es sei Euch gern gegeben, Herr.« Der Zauberer neigte ehrerbietig den Kopf.

»Wehe, das funktioniert nicht«, knurrte Alric und begann dann, die Worte laut vom Fußboden unten abzulesen.

Royce rannte zu Hadrian, der sich jetzt in der Gangöffnung postierte. Hadrian wollte den engen Raum nutzen, weil hier die Überzahl der Wachen am wenigsten zum Tragen käme, und nahm einen festen Stand ein, während Royce etwas hinter ihm in Stellung ging. Wie auf ein Kommando hin zogen beide die Klingen.



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