Der tanzende Elefant by James Jones

Der tanzende Elefant by James Jones

Autor:James Jones [Jones, James]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-12-09T16:00:00+00:00


Gaff kletterte über die Böschung und verschwand in der Mulde, ehe die ersten Granaten heranrauschten. Sie konnten das sanfte Fauchen der Geschosse hören, die fast senkrecht herunterkamen, und dann verschwand der Hügel in Rauch und Feuer und Lärm. Da sie nur etwa fünfzig Meter vom Bunker entfernt lagen, ging ein wahrer Platzregen von Dreck, Steinbrocken und heißen Splittern auf sie nieder. Jemand hatte Witt bedeutet, sich gegen die Böschung zu lehnen, und sie alle preßten ihre Gesichter gegen den Fels, schlossen die Augen und fluchten auf die gottverdammten Granatwerfer, die vielleicht zu kurz schießen würden. Das taten sie aber nicht. Als der Beschuß fünfzehn Minuten gedauert und Gaff ununterbrochen andere Entfernungen heruntergebrüllt hatte, schrie er schließlich: »Genug! Feuer einstellen!« Bell gab den Befehl durch. »Es reicht jetzt!« schrie Gaff. »Was jetzt nicht kaputt ist, geht auch nicht mehr kaputt.« Als nun der Befehl, das Feuer einzustellen, hinten befolgt wurde und keine Granaten mehr fielen, war die Stille beinahe ebenso überwältigend wie vorher der Lärm.

»Auf, Leute!« rief Gaff, jetzt aber viel leiser.

Falls der Stoßtrupp sich der Illusion hingegeben haben sollte, daß das Granatwerferfeuer alle Japaner im Bunker außer Gefecht gesetzt hätte, wurde er sogleich eines besseren belehrt. Als der ältliche, mürrische, calvinistisch aussehende Leutnant von der Zweiten Kompanie als erster über die Böschung kletterte und sich dabei wie ein Narr bis zum Bauch sehen ließ, bedachte ihn ein japanischer MG-Schütze mit drei Brustschüssen. Er fiel so flach in die Mulde, wie er es gleich zu Anfang hätte tun sollen, und so hing er da und seine Beine baumelten nach unten über die Böschung und denen vor dem Gesicht herum, die nach ihm kommen sollten. So behutsam es ging, zogen sie ihn herunter. Lang auf dem Rücken ausgestreckt, flach atmend und mit geschlossenen Augen, wirkte er mürrischer denn je. Er öffnete die Augen nicht, legte beide Hände auf der verwundeten Brust zusammen, fuhr fort mit säuerlicher, calvinistischer Miene flach zu atmen, und seine bläulichen Backen schimmerten dunkel in der späten Nachmittagssonne.

»Was machen wir denn jetzt?« knurrte Charlie Dale. »Wir können ihn doch nicht mitnehmen.«

»Wir müssen ihn hier liegen lassen«, sagte Witt. Er war gerade eben herangekommen.

»Ihr könnt ihn doch nicht hier lassen«, protestierte der Sergeant von der Zweiten Kompanie.

»Schön«, knurrte Dale. »Er gehört ja zu deiner Kompanie, dann kannst du bei ihm bleiben.«

»Nee«, sagte der Sergeant. »Ich habe mich schließlich nicht freiwillig zu diesem Stoßtrupp gemeldet, um ihm Händchen zu halten.«

»Ich hätte Feldprediger werden sollen«, sagte der Sterbende, ohne die Augen zu öffnen. »Gekonnt hätte ich es, ich bin nämlich ein geweihter Priester. Ich hätte mich nicht zur Infanterie melden sollen. Meine Frau hat mich gewarnt.«

»Wir können ihn ja hier lassen, bis wir zurückkommen«, schlug Bell vor. »Falls er dann noch lebt.«

»Wollt ihr mit mir beten, Freunde?« fragte der Leutnant, immer noch mit geschlossenen Augen. »Vater unser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Name.«

»Wir können leider nicht, Sir«, unterbrach ihn Dale höflich. »Der Hauptmann wartet auf uns, wir müssen los.«

»Gut«, versetzte der Leutnant, ohne die Augen zu öffnen. »Dann bete ich allein.



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