Der stumme Gott by Jay Lake

Der stumme Gott by Jay Lake

Autor:Jay Lake
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Fantasy
ISBN: 9783838753638
Herausgeber: BASTEI LÜBBE
veröffentlicht: 2014-04-14T22:00:00+00:00


*

Iso und Osi waren über meinen Besuch nicht überrascht. Im Gegenteil, sie hatten vor meiner Ankunft bereits ein drittes Teegedeck aufgelegt.

»Eine Weissagung?«, fragte ich leichthin. Ihr Lagerhaus hallte vom Trommeln des Regens auf dem hohen flachen Dach wieder.

»Unsere Rituale sind gründlich«, sagte Osi.

Iso nickte. »Manchmal ist gesunder Menschenverstand ausreichend. Selbst für alte Männer wie wir es sind.«

Gesunder Menschenverstand und ein guter Zugang zur Gerüchteküche, schätzte ich. Jeder, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, alles über die Götter der Stadt in Erfahrung zu bringen, musste sich notwendigerweise auch mit den anderen Aspekten des örtlichen Lebens vertraut machen. Und diese beiden besaßen eine lange Erfahrung in diesen Dingen.

»Ich danke euch.« Die Augen des Hochlandes schienen in meinem Hemd zu knistern, als ob ihr Samtsäckchen lebendig geworden wäre. Ich hatte das Gefühl, dass die Aufmerksamkeit der Zwillinge auf die verborgenen Steine gerichtet war. Erneut überschwemmten mich die Erinnerungen an die Begegnung mit Begierde.

Eins nach dem anderen. Diese beiden gehörten nicht zu den Verursachern meiner Schwierigkeiten, aber ich kannte sie auch noch nicht gut genug, um ihnen alles anzuvertrauen, das mir widerfahren war. Wie ich mir wünsche, ich hätte diesen Gedanken damals in Frage gestellt.

»Zuerst den Tee«, sagte Osi.

Iso ergänzte: »Dann reden wir wieder über Götter.«

Also tranken wir Tee, während wir uns höflich über belanglose Dinge unterhielten, wie lokale Gerichte und die Herbsternte und dass es nicht ratsam war, Schalenfrüchte zu verzehren, die nicht von dem Schiff stammten, das gerade eingelaufen war. Wie immer sprachen sie abwechselnd wie in einem privaten Spiel. Ich musste mich bemühen, sie nicht als einen Mann zu wahrzunehmen. Ich wusste, dass das ein Fehler wäre.

Schließlich wurde das Teegeschirr abgeräumt. Sie hantierten penibel mit den Dingen, die ich berührt hatte, und vermieden meine körperliche Gegenwart mit einer fast gespenstischen Geschmeidigkeit, die mich nicht nur faszinierte, sondern auch irritierte. Erneut ignorierte ich meine innere Vernunft und schob meine Gefühle im Interesse meiner wichtigeren Bedürfnisse zur Seite. Wir hatten uns auf Matten niedergelassen, die in einem exakten Dreieck ausgelegt waren. Mein Blick ruhte auf Osi und Iso, so wie die ihren auf mir ruhten.

»Sie sind berührt worden«, sagte Iso.

Osi fügte hinzu: »Die Götter folgen Ihnen, wie ein Hund auf der Straße hinter einer Katze her ist.«

»Ich bin weder Köder noch Beute für sie.«

»Nein«, sagte Iso zustimmend. »Aber wenn erst einmal durch das Göttliche eine Tür in den menschlichen Verstand geöffnet worden ist, fällt es dem Göttlichen leichter, ein weiteres Mal zu erscheinen.«

»Doch weitaus öfter«, fügte sein Bruder hinzu, »wacht der Gott eifersüchtig über seinen Propheten.«

»Sie sind höchst ungewöhnlich, Mistress Green. Sie sprechen mit mehreren Göttern, doch für keinen von ihnen.«

»Wir kennen Priester, die alles dafür geben würden, auf eine Weise berührt zu sein wie Sie.«

»Ich lege keinen Wert darauf!«, schrie ich fast. Die beiden schienen zu wissen, wie sie mich in Rage brachten. »Es ist schlimmer als eine Schar Bettler. Einen Bettler kann man fortstoßen oder ihm davonrennen. Aber keine Tür lässt sich fest genug verschließen, dass sie einem Gott den Eintritt verwehrt.«

Iso schüttelte ernst den Kopf. »Obgleich sie oft in



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