Der Spiegelmann by Lars Kepler

Der Spiegelmann by Lars Kepler

Autor:Lars Kepler [Lars Kepler]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2020-10-20T09:57:22+00:00


53

DIE BLÄTTER DER Bäume im Vanadislunden-Park sind von der Hitze braun geworden und haben sich eingerollt. Pamela und Dennis umrunden langsam das große Wasserreservoir aus Backstein, um das sich der Park erstreckt. Der Staub auf dem trockenen Weg zwischen den Rasenflächen wirbelt um ihre Beine.

Gestern Abend haben sie beschlossen, sich zum Mittagessen zu treffen, und Dennis hat eine Tüte mit belegten Broten und eine Flasche frisch gepressten Orangensaft mitgenommen.

Eine Zeitlang ging ein magerer Mann mit einer altmodischen Hutschachtel unter dem Arm dicht hinter ihnen, aber jetzt ist er nicht mehr zu sehen.

Sie setzen sich auf eine Parkbank im Schatten, und Dennis holt das Sandwichpaket heraus und gibt es Pamela.

Sie bedankt sich und hört die spielenden Kinder vom Wasserspielplatz in der Nähe.

Es kommt ihr vor, als wäre es erst gestern gewesen, als sie mit Mia Achterbahn gefahren ist.

Pamelas Widerspruch gegen die Entscheidung des Jugendamts ist ans Verwaltungsgericht geschickt worden. Sie hat ein wenig Zeit gebraucht, bis sie alle nötigen Formulare und Dokumente zusammen hatte, aber jetzt ist ihr Einspruch eingegangen, der Beschluss der Behörde wird wahrscheinlich revidiert werden.

Sowie Martin von den Medien als Augenzeuge bezeichnet worden war, kam die Drohung auf dem Polaroidfoto – und noch ehe Pamela überhaupt dazu Stellung nehmen konnte, war Mia verschwunden.

Eine eiskalte Angst überkommt Pamela jedes Mal, wenn sie sich die schrecklichen Dinge vorstellt, denen Mia jetzt gerade vielleicht ausgesetzt ist.

Sie weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war, der Polizei zu helfen.

Was, wenn Mia nun dafür bestraft wird?

Aber sie dürfen einfach nichts unversucht lassen, sie zu finden.

Joona Linna sagt, Martin sei der Schlüssel dazu.

Es war wirklich erstaunlich, wie Martin sich unter der Hypnose verändert hat. Plötzlich konnte er zusammenhängend sprechen und sich an Fragmente vom Spielplatz erinnern.

»Du siehst traurig aus«, sagt Dennis und streicht ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Schon in Ordnung … oder, eigentlich … ist gar nichts in Ordnung«, korrigiert sie sich. »Ich ertrage es nicht, dass er Mia entführt hat …, weil es meine Schuld ist.«

»Nein, das …«

»Doch, das ist es«, fällt sie ihm ins Wort.

»Wie kommst du darauf?«

»Weil wir der Polizei helfen«, antwortet sie.

»Aber habt ihr das denn getan?«

»Martin hat ihnen erzählt, dass er auf seiner Station einen Patienten über Jenny Lind hat reden hören … deshalb ist er mitten in der Nacht zu diesem Spielplatz gegangen.«

»Warst du dabei? Hast du Martin das sagen hören?«, fragt er und wischt sich über den Mundwinkel.

»Unter Hypnose«, antwortet sie.

»Jetzt sollten sie aber verdammt noch mal aufhören«, sagt Dennis empört. »Erst zwingt die Polizei ihn, einen Mord zu gestehen, und jetzt versuchen sie …«

»Nein, so war es nicht«, unterbricht sie ihn. »Es war … ich kann es nicht erklären, sie müssen doch Mia finden, und Martin konnte unter der Hypnose sprechen … es war wirklich unglaublich, er hat lange Sätze formuliert.«

»War das ein Arzt, der ihn hypnotisiert hat?«, fragt Dennis skeptisch.

»Ja, das war ein Arzt.«

»Und Martin hat sein Einverständnis gegeben?«

»Ja, natürlich.«

»Hat er denn verstanden worum es dabei geht? Hat Martin verstanden, dass er keine Kontrolle über seine Worte haben würde, dass er manipuliert werden würde,



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