Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen by Sabine Ludwigs

Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen by Sabine Ludwigs

Autor:Sabine Ludwigs
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
ISBN: 9783942672085
Herausgeber: OCM GmbH
veröffentlicht: 2012-06-14T22:00:00+00:00


9

Am Donnerstag riefen Nicks Eltern an. Sie hatten ihren Urlaub beendet und waren wieder zu Hause. Nick wechselte einige Sätze mit seinem Vater, der ihm erzählte, dass er sich eine Angel zugelegt und die meisten Urlaubstage in einem alten Holzkahn auf einem Bergsee verbracht hatte. „Du kannst mir glauben: Es gibt nichts Besseres“, behauptete er.

„Ähm, klar“, entgegnete Nick. „Kann ich mir echt gut vorstellen.“ Insgeheim machte er drei Kreuze und war heilfroh, dass er um dieses zweifelhafte „Vergnügen“ herumgekommen war. Ehrlich gesagt fielen ihm auf Anhieb keine zwei Dinge ein, die noch langweiliger sein könnten, als auf einem Kahn zu sitzen und eine Angelrute zu halten.

Anschließend ließ Nick die nicht ganz ernst gemeinten Klagen seiner Mutter über sich ergehen, weil er sich nie meldete – keine SMS, keine Mail, kein noch so kurzer Rückruf auf ihre Telefonate hin. Sein schlechtes Gewissen regte sich kein bisschen. Doch immerhin gab er ihr zuliebe ab und zu ein betretenes Geräusch von sich.

Grundsätzlich fehlte ihm das Verständnis für Vorwürfe dieser Art. Okay, diesmal war es vielleicht was anderes, gestand er sich widerstrebend ein, wegen der Sache mit Lina.

Aber da sollte seine Mutter bei Marion nachhaken, meinte er – und kürzte das Telefonat ab: „Mir geht’s gut! Wetter ist toll, Hotel gemütlich, Essen super. Grüße vom Mühlenhof, bis bald – Nick.“ Er fiel seiner Mutter im SMS-Stil in ihre Tiraden, milderte die Sätze jedoch mit einem Kichern.

„He, Nicolas Ritter!“

Er lachte. „Also gut: „Bis bald – Euer euch vermissender Nick.“

Jetzt lachte sie ebenfalls, behauptete, er wäre unmöglich und verlangte nach Marion. Er gab den Hörer weiter – damit hatte er aber noch nicht seine Ruhe. Denn später, als er sich in seinem Zimmer herumlümmelte, um zu lesen, kam Thomas zu ihm.

„Hör mal“, sagte sein Onkel. „Wenn du möchtest, kannst du gerne nach Hause fahren.“

„Wie meinst du das?“ Nick legte seinen Science-Fiction-Roman achtlos beiseite. Er stand von der Couch auf. „Hat Mama das vorgeschlagen?“

„Nein.“

„Papa?“

„Auch nicht. Wir meinen bloß, du hast es ehrlich versucht mit Lina. Du hast dir viel Mühe gegeben und zeitweise sah es richtig gut aus. Aber jetzt nicht mehr. Und über die Hälfte der Ferien sind vorbei. Wir haben dir genug Zeit gestohlen. Fahr nach Hause zu deinen Kumpels. Du musst uns nicht länger einen Gefallen tun.“

Nick war sprachlos.

Zeit gestohlen! Ihnen einen Gefallen tun! Ja, glaubten seine Eltern, glaubten Marion und Thomas und Doktor Schilling, glaubten sie allen Ernstes, er würde es ihnen zuliebe tun?

In seinen Ohrläppchen kribbelte es.

Dachte Lina das womöglich ebenfalls?

„Und Lina?“, fragte er langsam, laut und überdeutlich, als wäre Thomas von einem Moment zum anderen schwerhörig geworden. Oder hätte den Verstand verloren. „Was ist mit ihr?“

„Nick …“

„Ich mach’ das für Lina!“ Als er es aussprach, wusste er, dass es hundertprozentig stimmte.

Er wollte, dass sie auf der Wiese am Bolzplatz bei den anderen Mädchen saß und ihm beim Fußball zuschaute. Sie sollte sich die Rutsche hinunter ins Schwimmbecken stürzen, dass eisblaue Fontänen in die Höhe schossen oder ruhig neben ihm am Beckenrand sitzen, die Füße im Wasser und sich mit ihm unterhalten.

Nick



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