Der schwarze See by Leena

Der schwarze See by Leena

Autor:Leena
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-29T05:00:00+00:00


DREIZEHN

»Sonderaufgaben, pah!«, ereiferte sich Koivu. Ich hatte ihn in mein Dienstzimmer gerufen, während ich auf Kervinen wartete.

»Das ist beschlossene Sache. Du arbeitest weiter an Annukka Hackmans Profil, stehst in Verbindung mit ihren Angehörigen, Freunden und ehemaligen Kollegen. Bei Bedarf assistierst du mir bei Vernehmungen. Wir fangen mit Kervinen an, sobald er aufkreuzt. Bring deine Sachen in den vierten Stock. Jyrki hat einen freien Raum für dich gefunden, eine ehemalige Besenkammer. Sie hat zwar kein Fenster, aber du bekommst einen Schreibtisch und einen Computer.«

Er schüttelte ratlos den Kopf. »Das ist ein einziger Albtraum. Wie soll ich das Anu verklickern?«

»Hast du es ihr noch nicht gesagt?«

»Nee. Juuso schreit schon wieder die Nächte durch, Anu hat in den letzten Tagen kaum geschlafen.« Er wirkte selbst völlig übernächtigt. Kein Wunder – in seiner Situation hätte ich auch nicht schlafen können.

»Ursula hat gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, also solltest du Anu lieber davon erzählen, bevor sie es in der Zeitung liest. Oder wäre es dir lieber, wenn ich mit ihr spreche?«

»Nein! Dazu bin ich noch Manns genug«, stöhnte Koivu und machte sich auf, um seine Sachen in den vierten Stock zu bringen.

Manns genug. Hoffentlich würde ich meinen Sohn nie fragen, ob er Manns genug sei, etwas zu tun. An sich war der Ausdruck positiv gemeint, ein echter Mann war aufrecht, zuverlässig und bereit, die Verantwortung für seine Taten zu tragen. Ich konnte mir vorstellen, wie wütend Anu sein würde, wenn sie von den Anschuldigungen gegen ihren Mann erfuhr. Auch ich würde aus der Haut fahren, wenn Antti ungerecht behandelt wurde. Das war keine Frage des Geschlechts; wen man liebt, den nimmt man in Schutz.

Der Schneeregen hatte nachgelassen, der Mond stand am Himmel, er war fast voll, aber durchscheinend wie Faserstoff. In der Stadt musste er mit Dutzenden von anderen Lichtquellen konkurrieren. Ich dachte an die Felder von Henttaa, auf denen Antti und ich im Mondschein Ski gelaufen waren, damals, vor der Geburt der Kinder und dem Bau der Schnellstraße, als wir noch in unserem alten Haus wohnten. Wie lange war es her, seit Antti und ich zu zweit etwas unternommen hatten? Ich konnte mich nicht einmal mehr erinnern.

Man meldete mir, Kervinen befinde sich bereits im Vernehmungsraum vier. Ich rief Koivu an und nahm das Tagebuch zur Hand, das Lehtovuori mir gebracht hatte. Die Morddrohung wurde zigmal wiederholt, zuletzt drei Tage vor Annukka Hackmans Tod. Kervinen hatte gewohnheitsmäßig die Leichen vermerkt, die er obduziert hatte, doch aufschlussreicher waren die Zeilen über sein Privatleben.

»Annukka hat angerufen und war wieder so wie früher. Sie will sich am Mittwoch im ›Tapiontori‹ mit mir treffen. Anscheinend hat sie endlich begriffen, dass Atro Jääskeläinen nichts taugt. Er hat es nicht einmal geschafft, Sasha Smeds zur Zusammenarbeit zu bewegen, dabei ist das Buch über Sasha Annukkas größter Traum. Sie hat sich erkundigt, was ich über DNA weiß. Wenn Annukka fragt, weiß ich alles über DNA, und was ich nicht weiß, finde ich heraus. Es war richtig, auf sie zu warten.«

Kervinen schien fast wieder der Alte zu sein: Seine Haare waren sauber, die Kleidung gebügelt, sein Rasierwasser war meterweit zu riechen.



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