Der Schuldige: Roman (German Edition) by Ballantyne Lisa

Der Schuldige: Roman (German Edition) by Ballantyne Lisa

Autor:Ballantyne, Lisa [Ballantyne, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-01-05T23:00:00+00:00


19

Sebastian sah anders aus, als Daniel zu der Jugendarrestanstalt zurückkehrte, um sich mit ihm zu treffen. Seine kühle Selbstsicherheit war unverändert, aber er war schwerer, aufgedunsen. Das Gesicht des Jungen war voller, und unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Seine dünnen Handgelenke waren dicker geworden, und auf seinen Handrücken hatte er Grübchen. Man bekam wenig körperliche Bewegung im Parklands House, und Daniel war klar, dass die Diät aus Chips und Pizza ein Schock gewesen sein musste nach den Islingtoner Biogemüsen, die Charlotte ihm sicherlich vorgesetzt hatte.

»Wie geht’s?«, fragte Daniel.

»Okay«, sagte Sebastian, während er mit einer Faust an seiner Wange die Oberlippe zur Seite zog. »Es ist langweilig. Und die Schule hier ist schlimmer als eine normale Schule. Die Lehrer sind dumm und die anderen Kinder noch dümmer.«

»Na ja, es dauert jetzt nicht mehr lange bis zu deinem Prozess. Ich möchte heute nur ein paar Dinge mit dir besprechen.«

»Werde ich auf der Anklagebank angekettet?«

»Nein. Vor dem Prozess wirst du zu einer Besichtigung des Gerichts abgeholt. Eine nette Frau wird dich herumführen. Ich kenne sie. Sie wird dir alles über das Verfahren erzählen und was passieren wird. Wir wissen bereits, dass du statt auf der Anklagebank neben mir sitzen wirst, deine Eltern hinter uns. Geht das für dich in Ordnung?«

Sebastian nickte. »Machen sie das, weil sie eigentlich meinen, dass ich es nicht getan habe?«

»Nein, weil du ein Kind bist. Heutzutage kommen nur Erwachsene auf die Anklagebank.«

»Werden Sie dem Richter sagen, dass ich es nicht getan habe?«

»Erinnerst du dich an Irene Clarke, deine Kronanwältin?«

Sebastian nickte heftig.

»Nun, sie wird den Fall den Geschworenen vortragen.« Daniel klappte seinen Schreibblock auf und zog die Kappe von seinem Kugelschreiber.

Sebastian stand auf und ging um den Tisch herum, um sich die Dokumente in Daniels Aktendeckel anzusehen. Er lehnte sich gegen Daniel und inspizierte erneut seine Visitenkarten, sein Handy, seinen Füller und die USB-Sticks, die Daniel in seiner in Leder gebundenen Mappe aufbewahrte.

Daniel roch das saubere Haar und den Erdbeeratem des Jungen. Dessen leichter Druck gegen seine Schulter war herzerweichend. Daniel erinnerte sich, wie er Fremde um Liebe gebeten hatte: indem er sich gegen sie lehnte aus Zuneigung, die weder geäußert noch erwartet wurde. Und so entzog sich Daniel nicht dem Gewicht des Jungen. Er machte sich Notizen auf seinem Schreibblock, wobei er darauf achtete, sich nicht wegzudrehen und ihn versehentlich abzuweisen. Nach einer Weile seufzte Sebastian und ging um den Schreibtisch zurück, Daniels iPhone in den Händen. Daniel hatte es ausgeschaltet, als er Parklands House betrat. Geschickt schaltete Sebastian das Handy ein.

Daniel streckte die Hand aus, Handfläche nach oben. Der Junge lächelte, und ihre Blicke trafen sich.

»Danke«, sagte Daniel erwartungsvoll. Er war sich nicht sicher, warum er erlaubt hatte, dass Sebastian sein Handy an sich nahm und jetzt glaubte, er würde es ohne Kampf zurückbekommen.

»Mit dem Handy meiner Mum darf ich spielen.«

»Wunderbar, dann kannst du es sicher auch, wenn sie das nächste Mal zu Besuch kommt.«

Sebastian überhörte ihn, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und scrollte durch Daniels Adressbuch.

Daniel versuchte, sich zu erinnern, wie Minnie sich verhalten hatte, wenn er aufsässig war.



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