Der Schoepfer by Gudrún Eva Mínervudóttir

Der Schoepfer by Gudrún Eva Mínervudóttir

Autor:Gudrún Eva Mínervudóttir [Mínervudóttir, Gudrún Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783442752546
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-08-21T22:00:00+00:00


Er hielt Ausschau nach Lóas grünem Renault, sah ihn aber nicht in der Straße stehen, daher parkte er direkt vor ihrem Haus, überlegte, ob er den Motor anlassen sollte, beschloss dann aber, dass das unnötig war. Unabhängig davon, ob jemand zu Hause war, hatte er nicht vor, das Haus zu stürmen und dann wie ein Dieb wegzurasen.

Sein Herz schlug schneller, als er den Zettel an der Klingel las. Hieß sie wirklich Hansdóttir, oder hatte er sich geirrt?

Er kam der Wahrheit nicht näher, denn auf dem Zettel standen nur Vornamen in linkischen Blockbuchstaben: Lóa, Margrét und Ína. Mit rosafarbenen und braunen Schmetterlingen verziert. Eindeutig die Schrift eines Kindes, das gerade die Buchstaben gelernt hatte.

Die Gegensprechanlage ging fast im selben Moment an, als er auf die Klingel gedrückt hatte. Eine geschäftige Stimme sagte: »Hallo?«, und ein schneidendes Surren gab zu erkennen, dass ihm die Tür ohne Umschweife offen stand.

Eine junge Frau kam die Treppe heruntergelaufen, und ihrem Gesicht nach zu schließen schien etwas Ernsthaftes vorgefallen zu sein. Sie war eindeutig enttäuscht, dass er nicht jemand anders war. Wen hatte sie erwartet? Lóa?

Vielleicht war Lóa mit ihrer Beute abgehauen, fuhr gerade über die isländischen Straßen und suchte eine geeignete Klippe, von der sie sich mit der Schwarzhaarigen im Arm stürzen konnte. Offenbar wurde sie von dieser Schwester, Liebhaberin, Freundin – oder wer auch immer sie war – schmerzlich vermisst.

»Guten Tag«, sagte Sveinn und verstand nicht, warum er ausgerechnet so klingen musste wie ein hoffnungsloser Verkäufer. »Könnte ich mal kurz die Dame des Hauses sprechen?«

Die Frau hob die Brauen und schaute ihn an. Blauschwarze Haare, wahrscheinlich gefärbt, fielen ihr in die Stirn und verdeckten ihr Auge halb. Sie war hübsch, aber ein bisschen verhärmt, hatte vielleicht schon einiges durchgemacht.

Ihr Haar und ihre Figur erinnerten ihn an die mit den kurzen Haaren und den asiatischen Gesichtszügen, Körpermodell vier, die er, sobald er wieder arbeiten konnte, fertigstellen, in einen Karton verpacken und nach Helsinki schicken würde. Beide hatten schmale Hüften, kleine Brüste, einen glatten, schwarzen Bubikopf und dichte Ponysträhnen.

»Die ist nicht zu Hause«, sagte sie und strich sich die Strähnen aus der Stirn hinters Ohr.

Er war sich nicht sicher, ob er ihr glauben sollte. Warum war sie ihm wie ein Wachhund entgegengerannt?

»Warten Sie mal«, sagte er und schaute ihr direkt ins Gesicht. »Ich muss nicht unbedingt mit ihr reden. Ich muss nur was abholen, das sie sich von mir geliehen hat.«

Die Frau trat von einem Bein aufs andere, ohne Anstalten zu machen, ihn durchzulassen. »Können Sie nicht später noch mal wiederkommen?«, fragte sie. »Es ist im Moment ziemlich ungünstig.«

»Nein, ich kann nicht später noch mal wiederkommen«, sagte er, und als sie zögerte, anstatt ihm das übel zu nehmen, war er sich sicher, dass sie wusste, was los war.

Sie drehte sich um, trabte die Treppe hinauf und wies ihn an, ihr zu folgen.

»Sie brauchen Ihre Schuhe nicht auszuziehen«, sagte sie, ohne sich im Türrahmen umzudrehen. Ohne ihn anzuschauen.

Er folgte ihr in die Wohnung und stand tatenlos im Wohnzimmer, während sie sich mit verschränkten Armen auf einen großen Esstisch setzte.



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