Der Schoepfer by Dean Koontz

Der Schoepfer by Dean Koontz

Autor:Dean Koontz [Koontz, Dean]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641069032
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2012-03-11T23:00:00+00:00


35.

Das Mittagessen wurde unverzeihlich spät ausgeteilt. Der Pfleger und die Krankenschwester, die es brachten, stellten die Tabletts ohne ein Wort der Entschuldigung und ohne jede Erklärung ab.

Nachdem er Doris Makepeace, die Oberschwester, davon überzeugt hatte, er sei durch Heirat ein Onkel von Travis Ahern – eine Lüge –, konnte Bryce Walker sein Mittagessen im Zimmer des Jungen entgegennehmen.

Das Essen war lieblos auf dem Teller angerichtet. Die Suppe war lauwarm, obwohl sie in einem zugeschraubten Thermosbecher serviert wurde. Weder Bryce noch Travis hatte großen Appetit.

Etwa alle fünfzehn Minuten versuchte Bryce, Travis’ Mutter in der Meriwether-Lewis-Grundschule anzurufen, doch jedes Mal teilte ihm die Bandansage mit, die Telefonleitungen des Krankenhauses seien vorübergehend außer Betrieb.

Die toten Telefonleitungen, das beschlagnahmte BlackBerry, das Auftreten und das Benehmen der Belegschaft und die Stimmen in dem Abluftschacht waren Indizien dafür, dass im Memorial Hospital etwas nicht stimmte, dass möglicherweise eine Art Komplott geschmiedet wurde, dass es zu Gewalttätigkeiten gekommen war und dass weitere Gewalttätigkeiten bevorstehen mussten.

Aber selbst wenn er sich noch so sehr anstrengte, konnte Bryce sich nicht vorstellen, welchen Zweck es haben könnte, dass sich das gesamte Krankenhauspersonal gegen die Patienten stellte, die in vielen Fällen Freunde oder Nachbarn waren, oder was die Persönlichkeitsveränderungen ausgelöst haben könnte, die sich anscheinend an sämtlichen Mitarbeitern vollzogen hatten. Er konnte sich nicht erklären, warum bislang friedfertige Menschen abrupt zu sinnloser Gewalt greifen sollten.

Nachdem er von den Stimmen in dem Abluftschacht gehört hatte, brauchte sich der junge Travis nichts mehr vorzustellen; er kannte die Antwort. Als ein Kind seiner Zeit hatte er Dutzende von Science-Fiction-Filmen gesehen und Hunderte von Comicheften gelesen und hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass eine Invasion von Aliens in Rainbow Falls stattgefunden hatte. Von Außerirdischen, die sich als genau die Menschen ausgeben konnten, die sie töteten und deren Platz sie anschließend einnahmen.

Bryce war von ganz anderen Geschichten geformt worden als denen, die Travis zu seiner Unterhaltung gedient hatten. In den Western, die er sein Leben lang gelesen – und geschrieben – hatte, ging es um die guten und die bösen Seiten der menschlichen Rasse, um Mut und Überzeugung als Antwort auf Gefahr und Bedrängnis. Western hatten ihn die Liebe zu Orten gelehrt, zu Heim und Familie und Wahrheit, und sie hatten ihn auch gelehrt, wie man ein ehrenwertes Leben führte. Das Genre hatte ihn nicht darauf vorbereitet, es mit Gestaltwandlern aus anderen Welten aufzunehmen, die es darauf abgesehen hatten, die menschliche Rasse auszurotten; ja, es hatte ihn noch nicht einmal darauf vorbereitet, sich eine solche Bedrohung auch nur auszumalen.

Obwohl er keine eigene Theorie entwickeln konnte, die einleuchtend war, widerstand Bryce der allzu fantastischen Erklärung des Jungen, während er so tat, als zöge er sie ernsthaft in Betracht. Wenn er aus dem Fenster über die Dächer der Stadt zu den Vorgebirgen und Gebirgsketten blickte, glaubte er keinen Moment lang, dass eine fliegende Untertasse in Montana gelandet war, und er bezweifelte auch, dass es jemals dazu kommen würde.

Er wandte sich dem Jungen wieder zu und sagte: »Ich muss mich hier noch mal genauer umsehen, damit ich weiß, was



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