Der Schneemann by Fauser

Der Schneemann by Fauser

Autor:Fauser
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-02-14T16:00:00+00:00


25

»Was trinken Sie – Sherry, Port, Gin? Oder mögen Sie den hiesigen Apfelwein?«

»Ein Bier, wenn Sie welches haben.«

»Aber sicher. Margot, kümmerst du dich darum?«

Margot kümmerte sich darum. Sie war etwa Mitte 20 und eine ätherische dunkelhaarige Schönheit, neben der Cora reinster Bauernbarock war. Der Bungalow war gediegen eingerichtet, das Rustikale aufgelockert durch viel Glas und Technik. Allein die Teppiche waren ein Vermögen wert, schätzte Blum, und unter den Bildern entdeckte er einen Corot, der nicht unbedingt gefälscht sein mußte. Durch die Glaswand sah man den hinteren Teil des Gartens und das Bauernhaus, das einen heruntergekommenen Eindruck machte. Im Kamin prasselten Holzscheite. Als ehemaliger Modefotograf lebte es sich jedenfalls nicht schlecht.

Margot brachte das Bier. Heinekens. Der Hausherr trank einen Sherry, die Damen brauchten nichts. Dafür bestritten sie die Unterhaltung. Nach einer Weile sagte Margot, sie wolle Cora etwas zeigen. Sie gingen nach nebenan.

»Alte Freundinnen«, sagte James und prostete Blum zu.

»Cora sagt, Sie fotografieren nur noch Frösche?«

James lächelte so ironisch wie Major Calloway im Film, wenn er mit Holly Martins, dem Schundautor, über Westernromane spricht. Freilich war Blum kein Joseph Cotton.

»Die Frösche sterben bald aus, wußten Sie das, Blum?«

Er legte noch einen Scheit Holz ins Feuer. Dann setzte er sich in einen Ledersessel, schlug die Beine in den weißen Jeans übereinander und fragte: »Und Sie sind im Kokainhandel?« Was hatte Calloway zu Martins gesagt: »Ich wußte gar nicht, daß es in Arizona Tiger gibt.«

Blum erzählte etwas von einer günstigen Gelegenheit. Man nahm eben alles mit, was kam. Heutzutage kam es auf Flexibilität an. Wenn etwas rentabel war, konnte man sich nicht vornehm zurückhalten, die Zeiten waren vorbei. Und wer lief schon den ganzen Tag mit dem Betäubungsmittelgesetz unter dem Arm herum?

James bestimmt nicht.

»Ich interessiere mich aus ganz bestimmten Gründen für Kokain«, sagte er.

»Kann ich mir denken. Päppeln Sie damit die Frösche auf?«

»Ja, Cora erwähnte Ihren Humor. Nehmen Sie selbst es nicht?«

»Ich könnte auf den Geschmack kommen. Vor allem bei dem Stoff, den ich gerade habe. Wirklich erstklassig. Erstaunlich, was man noch alles entdeckt.«

»Wie meinen Sie das?«

»Mit zwanzig bin ich auf den Geschmack von Sex gekommen, mit dreißig auf den von Whisky und jetzt auf den von Kokain. Wo wird das noch enden?«

»Ich würde sagen, es geht aufwärts. Darf ich mal probieren?«

Blum gab ihm die Pillendose. James entnahm dem Geheimfach seines Schreibtischs ein Kokain-Set aus purem Gold und zog sich den Schnee durch eine Zehnpfundnote in die Nase. Das Papier der Bank von England, meinte er, eigne sich am besten – allerdings nur Scheine aus den alten Serien, das Papier der neuen sei auch schon schlechter. Blum genehmigte sich auch eine Prise. Der Stoff flog wirklich wie von selbst in die Nasenlöcher. Er hatte nicht gespart, und die Wirkung des Kokains nahm ihm für einen Augenblick den Atem. Vorsichtig steckte er sich eine Zigarette an. Sie explodierte nicht. Langsam kehrte er wieder zurück in Fleisch und Blut, war aber noch weit über den Tälern. Auf den Gletschern funkelte das Eis in der Sonne.

»Sehr sauber«, sagte James, der auch wieder auftauchte. »Kaum verschnitten.«

»Kaum? Gar nicht! Direkt vom Erzeuger.



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