Der Schaedelschmied by Jens Lossau & Jens Schumacher

Der Schaedelschmied by Jens Lossau & Jens Schumacher

Autor:Jens Lossau & Jens Schumacher [Lossau, Jens & Schumacher, Jens]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783802584565
Herausgeber: Lyx
veröffentlicht: 2010-12-31T23:00:00+00:00


13

Schon nach kurzer Zeit war Jorge klar, dass er und Glaxiko sich hoffnungslos verlaufen hatten. Es war eine idiotische Idee gewesen, ohne Hinreitz loszumarschieren, aber Jorges noch nicht vollständig überwundener Panikanfall im Fahrstuhl wirkte sich nachteilig auf seine Fähigkeit aus, weise Entscheidungen zu fällen. Zumindest redete er sich das ein.

Nicht eben angenehmer wurde die Sache dadurch, dass Glaxiko bei ihm war. Offen gestanden hatte Jorge gar nicht damit gerechnet, dass der alte Feigling sich tatsächlich mit auf eine Erkundungstour durch Unrat und Dunkelheit begeben würde.

Am allerdringendsten jedoch benötigte Jorge – das erkannte er, als er kurz in sich hineinhörte – Luft zum Atmen. Gleichzeitig spürte er, dass Panik und eingebildete Atemnot nachließen, sobald er sich bewegte. Also bewegte er sich: mit großen, ausladenden Schritten.

Die Abfallberge lagen nach wenigen Dutzend Schritten hinter ihm. Der Stollen – Jorge musste den Kopf einziehen, um nicht unentwegt gegen die unebene Decke zu stoßen – beschrieb eine Kurve. Dahinter erhellte der fahle Schein seiner Pechfackel eine Kreuzung, einen kreisrunden, roh behauenen Hohlraum, in dem fünf Gänge zusammentrafen. Ohne ein Wort an Glaxiko zu richten, der keuchend hinter ihm herstolperte, entschied sich Jorge für den mittleren. Kurz darauf kamen sie an eine weitere Verzweigung, diesmal mit drei unbeleuchteten Gängen.

Jorge spürte, wie seine Platzangst nur darauf lauerte, dass er stehen blieb. Also eilte er weiter. Ab und zu stieß er sich den Kopf oder schabte mit den Schultern an Felsgestein. Er schwitzte wie ein Krügerschwein am Spieß. Kein Zwerg begegnete ihm, die ganze Ebene lag da wie ausgestorben.

»Wissen Sie denn überhaupt, wohin Sie da rennen?«

Jorge ignorierte Glaxikos näselnde Stimme, eilte um eine weitere Kurve und erkannte im Licht seiner Fackel die nächste Kreuzung.

»Jetzt bleiben Sie doch mal stehen!« Glaxiko berührte Jorge von hinten am Arm. Jorge wirbelte so schnell herum, dass die Fackel in seiner Hand unbeabsichtigt gegen die Wand schlug. Funken stoben.

»Fass mich noch einmal an, Kleiner, und ich schwöre dir …«

Glaxiko wich zurück. Im flackernden Lichtschein sah sein Gesicht ungesund gelb und eingefallen aus. Er war über und über mit Staub bedeckt, hatte längst jeden Versuch aufgegeben, sich oder seine Uniform zu reinigen. Abwehrend hob er die Hände. »Schon gut, schon gut. Ich meine nur … es liegt doch auf der Hand, dass es hier unten für uns nichts zu entdecken gibt. Niemand streift hier herum. Und gehört habe ich bis auf Ihr Keuchen und Fluchen auch nichts.« Er schenkte Jorge ein Lächeln, dessen Überheblichkeit aufgrund seiner Erschöpfung nur zu erahnen war. »Schauen Sie, ich fühle mich hier unten auch nicht besonders wohl und …«

»Damit hat das nichts tun«, schrie Jorge, der sich ertappt fühlte. »Wir haben einen Auftrag auszuführen, und ein altes Trollsprichwort lautet: Ein nicht ausgeführter Auftrag ist kein Auftrag, den man ausgeführt hat!«

»Aber es bringt doch nichts, wenn wir einer närrischen Wahnvorstellung hinterherjagen. Sie haben gehört, was Herr Hinreitz gesagt hat: Einer der Zeugen – falls man die beiden überhaupt so bezeichnen kann – ist schwachsinnig, der andere ein Drückeberger und Schwätzer. Einer von der leichtgläubigen Sorte.«

Jorge hob an, um etwas zu erwidern.



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