Der Ring Der Pharaonin by Elizabeth Peters

Der Ring Der Pharaonin by Elizabeth Peters

Autor:Elizabeth Peters [Peters, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783548257372
Herausgeber: Ullstein Tb
veröffentlicht: 2003-07-16T22:00:00+00:00


9. Kapitel

LEBENDIG BEGRABEN!

Als ich unsere Kabine verließ, ging die Sonne gerade am Horizont auf. Emerson kämpfte gegen seine übliche frühmorgendliche Benommenheit, indem er sich und auch den Fußboden mit kaltem Wasser bespritzte. Mit raschen Schritten marschierte ich auf dem Weg zum Oberdeck am Salon vorbei und entdeckte überrascht, daß Walter bereits wach war.

Er stand auf, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Hoffentlich stört es dich nicht, daß ich mir deine Arbeit angesehen habe, Amelia. Eigentlich ist es unverschämt von mir, aber ich konnte einfach nicht widerstehen, als ich festgestellt habe, daß du Apophis und Sekenenre übersetzt.«

»Es stört mich überhaupt nicht.« Viel mehr störte mich, daß er schon auf den Beinen war, was Schlechtes für die von mir geplante Versöhnung verhieß. Außerdem fehlte seiner liebenswürdigen Miene der kaum in Worte zu fassende, aber (für mein geübtes Auge) zufriedene Ausdruck, der (meiner Erfahrung nach) stets auf fragliche Betätigung folgt.

»In den letzten Tagen mußte ich meine Übersetzung leider vernachlässigen«, fuhr ich fort, wobei ich meine Enttäuschung verbarg. »Ein seltsamer Text, findest du nicht?«

»Hast du vor, dir selbst einen Schluß auszudenken, wie bei deinen anderen ägyptischen Märchen?«

»Eigentlich schon, doch ich muß zugeben, daß mir noch kein passender eingefallen ist. Die Geschichte ist unvollendet, und ich begreife einfach nicht, was die Botschaft vom König der Hyksos bedeuten soll. Offenbar handelt es sich um eine tödliche Beleidigung – aber warum? Weil es wie der Befehl eines herrschsüchtigen Monarchen an einen seiner Untertanen klingt? Bestimmt steckt noch mehr dahinter. Und warum wissen Sekenenre und sein Hofstaat nicht, was sie darauf antworten sollen?«

»Möglicherweise hat die Nachricht noch eine versteckte religiöse Bedeutung«, stimmte Walter zu. »Wie dir bekannt ist, meine liebe Schwägerin, ist die ägyptische Religion wunderbar uneindeutig. Ein Tier wie das Nilpferd kann für das Gute oder für das Böse stehen – es verkörpert die wohlwollende Göttin der Geburt und gleichzeitig die Todfeindin des Sonnengottes Re. Set, der Mörder von Osiris, nahm die Gestalt dieses Tieres an, als er in der berühmten Geschichte ›Die Jagd nach dem roten Nilpferd‹ gegen Osiris’ Sohn Horus kämpfte. Die Hyksos galten als Anhänger von Set – aber das«, meinte Walter kopfschüttelnd, »macht die Sache nur noch verwirrender. Warum sollte der König der Hyksos die Tötung eines Tieres fordern, das seinen Gott symbolisiert?«

»Walter, ich glaube, du hast mich auf eine Idee gebracht!« rief ich aus. »Du versuchst, das Rätsel mittels moderner westlicher Logik zu lösen. Aber um der Sache auf den Grund zu kommen, muß man sich in den unlogisch arbeitenden Verstand der alten Ägypter hineinversetzen.«

»Wer könnte das besser als du, liebe Schwägerin?«

Ehe ich auf dieses nette Kompliment antworten konnte, kam Emerson in den Salon gestürmt. »Wir sind spät dran«, verkündete er vorwurfsvoll. »Wo sind die anderen?«

»Wahrscheinlich auf dem Oberdeck«, antwortete ich und stand auf. »Wie du genau weißt, frühstücken wir immer dort.«

Nefret und Ramses aßen schon, denn bei dieser ersten Mahlzeit des Tages verzichteten wir auf Etikette. Ich schenkte gerade den Tee ein, als Evelyn erschien. Glücklicherweise gelang es mir, die Teekanne aufzufangen, bevor allzuviel danebenging.

»Du meine Güte!« rief Walter aus und starrte seine Frau entgeistert an.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.