Der Rat der Zehn by Land Jon

Der Rat der Zehn by Land Jon

Autor:Land Jon [Jon, Land]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-01-01T00:00:00+00:00


Teil 5

Weisses Pulver

20

Der Anruf kam nachmittags. Es klingelte direkt in Issers Büro. Das plötzliche Klingeln schreckte den Mossadchef auf, und er griff nach dem Hörer.

»Ja?«

»Hier ist Elliana, Isser.«

»Ellie, diese Nummer, wie …«

»Das ist nicht wichtig. Letzte Woche in deinem Büro wolltest du Beweise, Isser, Beweise, daß der Rat der Zehn existiert. Ich denke, ich habe sie.«

»Wo bist du?«

»Das ist nicht wichtig. Und ich habe nicht vor, lange genug in der Leitung zu bleiben, daß es jemand herausfinden kann. Nichts ist sicher, Isser, noch nicht einmal der Ort, an dem du bist. Zwei Männer versuchten mich in Prag zu töten. Sie waren vom Mossad.«

»Was?«

»Ich erinnere mich nicht an ihre Namen. Einer war bärtig. Hat mit mir an der Befreiungsaktion im Libanon gearbeitet. Es ist alles in den Akten. Du wirst herausfinden, daß er verschwunden ist.«

»Ellie, was du sagst, ergibt keinen Sinn.«

»Nein? Der Mossad ist infiltriert, Isser. Selbst unsere geheiligten Hallen sind nicht mehr sicher. Ich komme dem Rat zu nahe, also haben sie mobil gemacht. Spüre den Hintergrund des bärtigen Mannes auf, seine Vergangenheit. Du wirst einen Anhaltspunkt finden, eine Spur, die ihn mit dem Rat verbindet.«

»Dann ist dein Beweis ein schurkiger Agent, der versuchte, dich zu töten. Er könnte genausogut von mir geschickt worden sein.«

»In diesem Fall hättest du keinen Grund gehabt, mich überhaupt erst Prag erreichen zu lassen. Aber der Rat mußte dort auch meine Kontaktperson aus dem Weg räumen. Sie mußten warten.«

»Dann komm zurück. Bleib unter unserem Schutz, während ich das überprüfe.«

»Nein, Isser. Ich würde ihnen direkt in die Hände laufen. Wir können nicht sagen, wie weit sie uns infiltriert haben. Ich bin allein sicherer hier draußen.« Sie unterbrach sich. »Ich erwarte nicht, daß du mir jetzt schon glaubst. Aber überprüfe, was ich gesagt habe. Folge den Spuren. Und, um Gottes willen, mach es allein. Vertraue niemandem.«

»Falls ich etwas finden sollte, werden wir dir hundertprozentige Rückendeckung geben. Wenn aber nicht, dann werde ich einen toten Agenten haben, der von dir getötet wurde. Du weißt, was das bedeuten würde.«

»Das wäre dann auch egal. Glaub mir, es wäre egal.«

Ellie legte auf. Sie hatte von einem Postamt in der Nähe von Berga angerufen, einen Tag nachdem sie Getaria verlassen hatte. Sie wußte wenig mehr über Berga als die Tatsache, daß sie, wie viele andere Städte im nördlichsten Teil von Spanien nahe der französischen Grenze, von der Textilindustrie beherrscht wurde. Die meisten der vierzehntausend Einwohner lebten in irgendeiner Form von dieser Industrie, und Fabriken verschiedener Größe und Modernität prägten das Straßenbild.

Berga lag am Fuße einer Berglandschaft, die Queralt Sierra genannt wurde. Ein gewaltiges, vielgesichtiges Wahrzeichen, das der Stadt einen gewissen Bekanntheitsgrad verlieh, den sie ansonsten hauptsächlich dem Kloster Nuestra Señora de Queralt verdankten. Das Kloster war ein riesiges Bauwerk, das vor Jahrhunderten errichtet worden war und von Nonnen geführt wurde. Es war hoch oben in den Fels hineingebaut worden, und die Rückseite gab einen Panoramablick auf eine Felswand frei, die selbst von den besten Bergsteigern nicht erklommen werden konnte.

Elliana war jedoch nicht an solchen Wahrzeichen interessiert, sondern nur an der Adresse, die Lefleur ihr in Getaria gegeben hatte.



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