Der Pate von Florenz by Rainer M. Schroeder

Der Pate von Florenz by Rainer M. Schroeder

Autor:Rainer M. Schroeder [Schroeder, Rainer M.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-08-13T22:00:00+00:00


20

Aufmerksam beobachtete Marcello, wie Fiora das kleine Medaillon mit dem hübschen Marienbildnis in seinem Oval mit hingebungsvollem Eifer polierte. Ihre Schwester Costanza hatte es bei ihrem Vater bestellt. Es sollte ein Geschenk für den kleinen Sohn der Sabatelli sein, der mittlerweile von der Amme entwöhnt worden war und bald vom Land ins Elternhaus zurückkommen sollte.

Fiora hielt plötzlich inne und drehte sich zu ihm um. »Willst du es auch einmal probieren?«, fragte sie und hielt ihm den Eberzahn hin, mit dem sie den goldenen Glanz herausgearbeitet hatte. »Es muss noch ein wenig mehr glänzen.«

»Und du meinst, ich kann den Rest so gut herauslocken wie du?«, fragte er unsicher, obwohl es ihn reizte, es zu versuchen. »Was ist, wenn ich dir diese schöne Arbeit für deine Schwester verderbe?«

Fiora lachte. »Unsinn! Du wirst schon nichts verderben. Du darfst den Eberzahn nur nicht mit zu viel Kraft über die Oberfläche reiben. Und immer schön gleichmäßig. Ich sehe sofort, wenn du zu fest zudrückst.«

»Also gut, Meisterin, dann will ich es versuchen.«

Marcello freute sich, dass er an diesem Tag endlich wieder einmal Zeit gefunden hatte, Fiora einen längeren Besuch in ihrer Werkstatt abzustatten und ihr bei der Arbeit zuzusehen oder gar zu helfen.

Der Vater hatte ihn zum Baumeister Lucio Tornatore geschickt, um die endgültigen Pläne mit den erwünschten kleinen Korrekturen für den Fondaco auf der Ziegelei abzuholen und sie ihm in den Palazzo zu bringen. Da hatte er die günstige Gelegenheit genutzt, den Rückweg zur Ziegelei kurzerhand für eine knappe Stunde bei Fiora zu unterbrechen.

»Wie geht es eigentlich Silvio?«, fragte Fiora zwischendurch.

»Viel besser. Seit einiger Zeit ist er nicht mehr schlecht gelaunt. Vielleicht hat er sich endlich damit abgefunden, dass die Ziegelei der Ort ist, wo er sich noch für lange Zeit bewähren muss«, antwortete Marcello, ohne das Polieren zu unterbrechen. Auch mit Saccente hatte Silvio inzwischen nicht nur seinen Frieden gemacht, es herrschte fast so etwas wie Freundschaft zwischen ihnen. Jedenfalls kamen die beiden nun bestens miteinander aus und legten einen Arbeitswillen an den Tag, mit dem der Vater zufrieden sein konnte. Marcello war froh, dass Silvio nun auf dem besten Weg war, seine Verfehlung in Pisa durch größte Anstrengungen so schnell wie möglich vergessen zu machen.

Was Giuliano wohl machte? Er musste sein Reiseziel mittlerweile längst erreicht haben. Angeblich hatte er sich für einige Wochen nach Cafaggiolo begeben. Doch er, Marcello, wusste es besser. Giuliano hatte ihm nämlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut, dass er zwar ein, zwei Tage auf dem Landgut verbringen würde, aber dann von dort aus in geheimer Mission für seinen Bruder eine Reise in den Süden antreten wollte.

»Geschäfte mit Eisen sind der Vorwand, damit ich mir in Piombino einen zum Kauf stehenden vornehmen Weiberrock aus der Nähe ansehe«, hatte er spöttisch gesagt und Marcello zugezwinkert. »Ich werde die Katze nämlich nicht im Sack kaufen, so wie mein Bruder es mit Clarice getan hat, weil er die Reise nach Rom gescheut und sich deshalb ganz auf das Urteil unserer Mutter verlassen hat.«

»Du gedenkst, in den Hafen der Ehe zu segeln und in ruhigen Gewässern vor Anker zu gehen?«, hatte Marcello ebenso scherzhaft gefragt.



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