Der letzte Winter by Åke Edwardson

Der letzte Winter by Åke Edwardson

Autor:Åke Edwardson [Edwardson, Åke]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Kriminalroman
ISBN: 9783843700641
Herausgeber: Ullstein Verlag
veröffentlicht: 2011-10-16T22:00:00+00:00


23

Was ist das, Papa?«, fragte Elsa.

»Sieht aus wie eine DVD«, antwortete er mit der Scheibe in der Hand.

»Und für wen ist die?«

»Das weiß ich nicht, Schätzchen.«

Er hob das Papier auf. Es gab nirgends ein Etikett. Dafür gab es jetzt eine Menge Fingerabdrücke.

»Ist das ein Weihnachtsgeschenk, Papa?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete er. Die Scheibe in seinen Händen fühlte sich kühl an. Spuren von einem Weihnachtsmann würden sich nicht darauf finden. Wenn das ein Geschenk für ihn war, dann wusste der Weihnachtsmann, was er tat.

»So naah y doch soo fe… ferrn«, buchstabierte Elsa und schaute auf. »So nah y doch so fern!«

»Ja, das steht da«, sagte er.

»Der kann ja nicht mal richtig schreiben! ›Y‹ so fern!«

Er antwortete nicht. Angela war in den Flur gekommen.

»Was ist das?«

Er erzählte es ihr.

»Bestimmt ein Irrtum«, sagte sie. »Ein Nachbar hat sie vergessen.«

»An unserer Türklinke?«

»Es sind schon seltsamere Sachen passiert.« Sie las den Text auf der Scheibe. »Ein Spanier?«

»Scheint so«, sagte er.

»›Y‹ heißt ›und‹ auf Spanisch. ›So nah und doch so fern‹. Was soll das heißen?«

»Keine Ahnung.«

»Ist das eine Film-DVD?«

»Ich glaube ja.«

»Willst du nachsehen?«

Er schaute wieder auf die Scheibe. Sie glühte wie Platin in seiner Hand. Sie brannte in seiner Hand. Sie brannte in seinem Kopf. Er wollte sie nicht haben, er wollte sie wegwerfen und mit seiner Familie Weihnachten feiern. Dieses Weihnachtsgeschenk wollte er nicht haben. Vielleicht war es ein Versehen. Es sind schon seltsamere Sachen passiert. Er konnte sich den Inhalt ansehen, wenn es einen Inhalt gab, und untersuchen, wovon er handelte. Nach den Weihnachtsfeiertagen.

Im Schlafzimmer hatten sie einen kleinen Fernseher mit DVD-Spieler.

Elsa und Lilly waren wieder bei ihren Weihnachtsgeschenken im Wohnzimmer. Er hörte das heimelige Rascheln von Geschenkpapier auf dem geölten Holzfußboden. Er hörte Sivs und Lottas Stimmen.

»Ich gehe ins Schlafzimmer«, sagte er.

Er hatte die Tür geschlossen. In der hinteren Ecke brannte eine Stehlampe. Die Luft hier drinnen war dick, er bekam plötzlich Atemnot. Als hätte er den Schlips noch um, aber den hatte er gleich nach dem Essen abgerissen. Winter ging zum Fenster und öffnete es. Sofort schlug ihm klare, kalte Luft entgegen, als hätte er seinen Körper und Kopf an einem heißen Tag ins Meer getaucht. Unten auf dem Vasaplatsen war es still, nichts war zu sehen, nichts zu hören. Das Neonlicht über dem Kiosk am südlichen Ende flammte golden und rot. Es sah fast aus wie das Tor zu dem alten Universitätsgebäude. Das Tor ins Reich des Wissens. Wie viele Jahre hatte er in unmittelbarer Nähe der Universität gewohnt, und wie wenige Punkte hatte er dort gesammelt? Nach einem halben Einführungskurs in Jura hatte er das Jurastudium gegen die Straße und die Welt des Untergrundes getauscht.

Winter ging zu dem kleinen Fernseher neben der Stehleuchte, nahm die Fernbedienung und schaltete erst das DVD-Gerät auf dem Bord unter dem Fernseher und dann den Fernseher ein. Es sollte das letzte Mal sein, beschloss er. Fernsehen im Schlafzimmer war keine gute Idee, es war nur ein Zwischenspiel für sie gewesen, nach den Feiertagen würden die Teile rausfliegen.

Er drückte auf »open« und das DVD-Fach fuhr heraus. Er legte die CD darauf und schob sie hinein.



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