Der letzte Polizist: Roman (German Edition) by Winters Ben

Der letzte Polizist: Roman (German Edition) by Winters Ben

Autor:Winters, Ben [Winters, Ben]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-11T05:00:00+00:00


5

»Verzeihung? Guten Morgen. Hallo. Sie müssen eine Probe für mich testen.«

»Ja. Das machen wir hier. Eine Sekunde, ja?«

»Es muss sofort sein.«

»Hab ich nicht gerade gesagt, eine Sekunde?«

Das ist der Assistent des Assistenten, vor dem Fenton mich gewarnt hat, der Kerl, der jetzt das staatliche Labor am Hazen Drive leitet. Er ist jung, zerzaust und zu spät dran, und er sieht mich an, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nie einen Polizisten gesehen. Er stolpert zu seinem Schreibtisch und deutet vage auf eine Reihe harter, orangefarbener Plastikstühle, aber ich lehne ab.

»Ich brauche die Ergebnisse jetzt gleich.«

»Mannomann. Geben Sie mir eine verdammte Sekunde.«

Er hält einen fettfleckigen Beutel mit Donuts in der Hand und sieht verschlafen, unrasiert und verkatert aus.

»Sir?«

»Ich bin eben erst reingekommen. Ist doch gerade mal zehn Uhr.«

»Es ist Viertel vor elf. Ich warte seit neun.«

»Tja, nun, die Welt geht bald unter.«

»Ja«, sage ich. »Hab ich auch gehört.«

Heute Abend ist es eine Woche her, dass Peter Zell getötet wurde, und endlich habe ich etwas in der Hand. Ein Puzzlestück. Eine Idee. Ich klopfe mit den Fingern auf den Schreibtisch des Toxikologen, während er mit offenem Mund atmet und sich schwer auf seinen Drehstuhl fallen lässt, und dann stelle ich ihm meine Probe hin. Ein Fläschchen dunkelrotes Blut aus Peter Zells Herz, das ich heute Morgen aus meinem Gefrierfach geholt und in die Kühltasche gepackt habe, in der ich sonst mein Mittagessen aufbewahre.

»Also wirklich. Das ist ja nicht mal beschriftet.« Der Beamte hält das Fläschchen ins fahle Halogenlicht. »Da ist kein Aufkleber drauf, kein Datum. Das könnte Schokoladensirup sein, Mann.«

»Ist es aber nicht.«

»Na schön, aber das ist nicht das korrekte Verfahren, Officer.«

»Die Welt geht bald unter«, sage ich, und er sieht mich griesgrämig an.

»Da muss ein Aufkleber drauf, und jemand muss den Auftrag erteilen. Wer hat den Auftrag erteilt?«

»Fenton«, sage ich.

»Im Ernst?«

Er lässt das Fläschchen sinken und sieht mich an. Seine rot geränderten Augen werden schmal. Er kratzt sich am Kopf, und eine Schuppenwolke rieselt auf den Schreibtisch.

»Ja, Sir«, erwidere ich. »Sie hat mir schon gesagt, dass der Laden hier ein Fiasko ist. Dass ständig Aufträge liegen bleiben.«

Ich bewege mich auf dünnem Eis. Dessen bin ich mir bewusst. Aber es geht nicht anders. Der Kerl sieht mich ein wenig furchtsam an, wie es scheint, und ich merke, dass ich die Hände zu Fäusten geballt und die Kiefermuskeln angespannt habe. Ich muss wissen, ob in diesem Blut Morphium ist. Ich muss wissen, ob Naomi Eddes mir die Wahrheit sagt. Ich glaube es zwar, aber ich muss es wissen.

»Bitte, mein Freund«, sage ich leise. »Bitte testen Sie mein Blut. Testen Sie’s einfach.«

»Bruder?«, ruft ein bärtiger Brillenträger mittleren Alters, als ich vom Parkhaus über die School Street zum Präsidium gehe, die Möglichkeiten in Gedanken hin und her wende und meine Zeitleiste zusammenbastle. »Hast du schon die frohe Botschaft gehört?«

»Ja«, sage ich mit einem höflichen Lächeln. »Natürlich. Danke.«

Ich muss ins Gebäude, muss meinen Kollegen erzählen, was ich rausgefunden habe, und mein weiteres Vorgehen planen. Als Erstes muss ich aber in Wilentz’ Büro vorbeischauen und das Ergebnis der Suche abholen, deretwegen ich ihn heute Morgen um Viertel vor neun angerufen habe.



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