Der Kuss der Schlange by Jonathan Nasaw

Der Kuss der Schlange by Jonathan Nasaw

Autor:Jonathan Nasaw [Nasaw, Jonathan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2016-07-14T00:00:00+00:00


Acht

Mick MacAlister operierte von einem Ein-Zimmer-Büro aus, das nur ein paar Straßen vom Santa Cruz Beach Boardwalk im ersten Stock eines Gebäudes ohne Aufzug lag, in dessen Erdgeschoss sich eine Bowlingbahn befand.

Pender parkte den ’Cuda vor der Bowlingbahn und betrat die Durchfahrt an der Seite des Gebäudes, die bis auf den letzten Quadratzentimeter mit Graffiti überzogen war – Tod den arschkriecherischen Söhnen des sterbenden Regimes war die vorherrschende Grundeinstellung.

MacAlister & Partner

Private Ermittlungen

Diskret und Effektiv

stand auf der Visitenkarte, die mit Klebstreifen neben den drei Klingelknöpfen an der Seite der Eingangsnische befestigt war. Pender drückte auf die Klingel, und wenige Sekunden später sprang die Tür ein paar Zentimeter weit auf.

Der Uringestank wurde schwächer, als Pender die Treppe hinaufstieg. Sein Outfit bestand aus einem grasgrün-senfbraunen Sportsakko mit einem lavendelblauen Polohemd und einer karierten Hose; dazu trug er eine braune Baskenmütze, Socken mit Argyle-Muster und beige Hush Puppies. Er klopfte an die Holztür mit der Aufschrift 2-C und öffnete sie.

Die Wände des Büros, das dahinter lag, waren mit Grateful-Dead-Postern bepflastert, und obwohl im Moment nichts brannte, war die Luft durchsetzt von Tabak-/Cannabis-Rauch und dem Geruch billiger Erdbeer-Räucherstäbchen. MacAlister, der an einem altmodischen Schreibtisch mit Rollladenaufsatz saß, der wie ein Klavier auf einer Bühne auf der Seite des Zimmers stand, gehörte zu den Gründungsmitgliedern der grauen Pferdeschwanz-Brigade; sein gebatiktes KPIG-T-Shirt spannte eine kräftige Wampe. »Sorry, wir erstatten nichts«, begrüßte er Pender. »Wie wär’s stattdessen mit einer Zigarre?« Er deutete mit dem Kopf auf einen Humidor aus Kirschbaumholz.

»Versuch mal eine von meinen.« Pender hielt MacAlister eine von seinen Green Iguanas hin, eine milde, stumpige dominikanische Zigarre, die ihren Namen von ihrer olivgrünen claro-Hülle hatte. Nachdem er während der Krankheit seiner zweiten Frau wieder Zigaretten zu rauchen begonnen hatte, war er nach ihrem Tod, um sich die Zigaretten abzugewöhnen, auf Zigarren umgestiegen und stumpensüchtig geworden – seine Ärzte hatten nämlich schon seit Jahren mit einem Herzinfarkt gedroht, wenn er nicht abnähme, mehr Sport triebe und zu rauchen aufhörte.

Mit einem skeptischen Blick auf die Iguana klappte MacAlister den Deckel des Humidor hoch und drehte ihn so herum, dass Pender einen Blick hineinwerfen konnte. Er war voll mit Macanudos, echten hecho a mano Havanas, von denen wahrscheinlich eine einzige so viel kostete wie eine 20er-Packung von Penders dominikanischen. »Das Geschenk eines dankbaren Klienten«, bemerkte er dazu.

»Na schön, du hast gewonnen«, brummte Pender und zog sich einen Holzstuhl an den Schreibtisch heran.

Das Schnippen des Cutters, das Klicken des Feuerzeugs, Zigarrenraucherhimmel. Fast eine Minute lang saßen sie wortlos da und pafften; dann fragte MacAlister Pender hinter einer dichten Rauchwolke hervor nach dem Grund seines Besuchs.

»Ich will unbedingt mehr über diese Biker wissen.«

»Sorry, Berufs…«

Pender schnitt ihm das Wort ab. »Heute nicht, Mick – gestern Abend mussten vier Menschen dran glauben.«

MacAlister blies einen perfekten Rauchring in die Luft und wartete, bis er sich auflöste. »Wenn das so ist, besteht wohl kein Anlass mehr, mein Licht weiter unter den Scheffel zu stellen.«

»Das würde ich allerdings auch sagen.« Die Zigarre zwischen die Zähne geklemmt, holte Pender einen Notizblock und einen Bleistiftstummel aus der Tasche.

»Also gut«, begann MacAlister.



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