Der Keim des Verderbens by Patricia Cornwell

Der Keim des Verderbens by Patricia Cornwell

Autor:Patricia Cornwell [Cornwell, Patricia]
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-06T19:36:42+00:00


Während wir in der Nähe der Treibstoffpumpen festmachten, werkelten sie in ihren Fischerkaten und arbeiteten an ihren Netzen.

»Der Polizeichef heißt Crockett - wie fast alle hier«, sagte Martinez, derweil die Besatzung das Boot vertäute. »Davy Crockett, und das ist kein Witz.« Suchend ließ er den Blick über den Pier und eine Imbißstube schweifen, die zu dieser Jahreszeit nicht geöffnet zu sein schien. »Kommen Sie.«

Ich folgte ihm vom Boot hinunter. Der Wind, der vom Wasser kam, war so kalt wie sonst im Januar. Wir waren noch nicht weit gegangen, als mit hoher Geschwindigkeit ein kleiner Pick-up um eine Ecke bog. Die Reifen knirschten laut auf dem Kies. Er hielt, und ein nervöser junger Mann stieg aus.

Seine Uniform bestand aus Blue Jeans, einer dunklen Winterjacke und einer Kappe mit der Aufschrift Tangier Police.

Sein Blick wanderte zwischen Martinez und mir hin und her und blieb dann an dem Koffer in meiner Hand hängen.

»Also dann«, sagte Martinez zu mir. »Ich überlasse Sie jetzt Davy.« Zu Crockett gewandt fügte er hinzu: »Das ist Dr. Scarpetta.«

Crockett nickte. »Kommen Sie beide mit.«

»Die Frau Doktor geht allein.«

»Ich fahre sie hin.«

Seinen Dialekt hatte ich früher schon mal in abgelegenen Winkeln in den Bergen gehört, wo die Menschen noch aus einem anderen Jahrhundert zu stammen scheinen.

»Wir warten hier auf Sie«, sagte Martinez zu mir und marschierte dann wieder zu seinem Boot.

Ich folgte Crockett zu seinem Wagen. Es war nicht zu übersehen, daß er ihn täglich von innen und außen putzte und offenbar ein noch größeres Faible für Cockpit-Spray hatte als Marino.

»Ich nehme an, Sie waren bereits im Haus«, sagte ich zu ihm, während er den Motor anließ.

»War ich nicht. Eine Nachbarin war drinnen. Als ich davon erfuhr, habe ich in Norfolk angerufen.«

Er setzte zurück. An seinem Schlüsselbund schaukelte ein Zinnkreuz. Aus dem Fenster sah ich kleine, weiße Fachwerkrestaurants mit handgemalten Schildern und Plastikmöwen in den Fenstern. Ein Lkw mit einer Ladung Krabbenkörbe kam uns entgegen und mußte an den Straßenrand fahren, um uns vorbeizulassen. Einige Leute waren auf Fahrrädern unterwegs, die weder Handbremse noch Gangschaltung hatten, doch das beliebteste Transportmittel schienen Motorroller zu sein.

»Wie lautet der Name der Verstorbenen?« Ich begann, mir Notizen zu machen.

»Lila Pruitt«, sagte er. Meine Tür streifte beinahe einen Maschendrahtzaun, aber das schien ihn nicht zu irritieren. »Verwitwet, keine Ahnung, wie alt. Hat Rezepturen an Touristen verkauft. Krabbenfrikadellen und so.«

Ich schrieb mit, obwohl ich nicht alles verstand, was er sagte.

Wir fuhren an der Schule und an einem Friedhof vorbei. Die Grabsteine neigten sich in alle Richtungen, als sei ein Sturm über sie hinweggefegt.

»Wann wurde sie denn zuletzt lebend gesehen?« fragte ich.

»Im Daby's.« Er nickte. »Im Juni vielleicht.«



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