Der Himmel ueber Tasmanien by Tamara McKinley

Der Himmel ueber Tasmanien by Tamara McKinley

Autor:Tamara McKinley [McKinley, Tamara]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Tasmanien, Januar 1895

Clarice hatte sich Sorgen gemacht in den Wochen, die sie brauchte, um ihre Angelegenheiten zu ordnen. Sie hatte das Haus und die meisten Möbel verkauft sowie Algernons umfangreiche Bibliothek, und alles andere wurde verpackt, um nach Tasmanien verschifft zu werden. Sie wusste nicht, was sie erwarten würde, wenn sie dort eintraf, folgerte aber, dass es klug wäre, ein kleines Haus in der Nähe von Eunice zu mieten, statt bei ihr und Gwen einzuziehen. Die Atmosphäre würde zu Anfang unweigerlich angespannt sein, und wenn sie ein wenig Distanz wahrte, könnte es die Sache vereinfachen. Über einen Agenten in Sydney ließ sie ein passendes Anwesen in Laufentfernung von Eunice’ Haus suchen.

Schließlich gelang es Clarice, auf der SS Norkoowa eine Überfahrt zu buchen. Sie war immer stolz darauf gewesen, seetüchtig zu sein, doch die Überquerung der Bass Strait hatte sie geschafft. Einem Zusammenbruch nahe traf sie an der Nordküste Tasmaniens ein. Sie war entschieden unsicher auf den Beinen, als sie an Land ging, und einer der Männer suchte ihr einen Stuhl und stellte ihn in den Schatten, damit sie das Umladen ihrer Kisten auf einen Rollwagen beaufsichtigen konnte.

Die Männer waren beinahe fertig, als sie ihre Schwester in einer Kutsche ankommen sah. Sie hinterließ Anweisungen, wohin die Kisten zu liefern seien, erhob sich vom Stuhl und sah Eunice nervös entgegen. Doch als sie näher kam, wurde die Nervosität von Sorge abgelöst, denn ihre Schwester war viel zu dünn, ihre Haut wächsern und ihr Gang unsicher. Vorbei war es mit der hübschen Frau mit dunklem Haar und lachenden Augen; an ihre Stelle war eine zerbrechliche, ergrauende ältere Dame getreten, die an einem Stock ging.

»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Eunice förmlich. Sie gab ihr keinen Willkommenskuss, und ihre dunklen Augen erfassten Clarice’ gepflegten Rock, die Bluse mit Keulenärmeln und einen feschen Strohhut beinahe kühl und gleichgültig. »Anscheinend hast du die vergangenen Jahre besser verkraftet als ich«, murmelte sie.

»Ich wäre schon früher gekommen, wenn du auf meine Briefe geantwortet hättest«, sagte Clarice freundlich. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du krank bist?«

»Sieht man mir das so sehr an?« Eunice lächelte schief und schaute auf den Stock. »Vermutlich. Das mit Algernon hat mir leidgetan, und ich habe oft einen Brief an dich angefangen, aber ich stellte fest, dass ich nicht den Mut dazu hatte.«

»Was ist denn passiert, dass du deine Meinung geändert hast?«

»Das erzähle ich dir, wenn wir zu Hause sind. Komm, die Kutsche wartet, und da er jede angefangene halbe Stunde berechnet, verschwenden wir nur Geld.«

Es dauerte eine Weile, bis Eunice in den vielen Kissen eine bequeme Haltung gefunden hatte, und Clarice’ Sorge wuchs. Doch Eunice stellte klar, dass sie nichts bereden wollte, bis sie ihr Haus erreicht hatten, und hüllte sich in brütendes Schweigen.

Clarice saß neben ihr in der Kutsche und schaute sich interessiert um. Vor etwas mehr als vierzig Jahren war der letzte Strafgefangene auf diese Insel deportiert worden, die einst Van Diemen’s Land geheißen hatte. Der schlechte Ruf der Insel zu jener Zeit war ausführlich dokumentiert, und die Entbehrungen und



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