Der geheime Zauberbund by Christine Well

Der geheime Zauberbund by Christine Well

Autor:Christine Well
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: AAVAA Verlag UG, Berlin
veröffentlicht: 2012-08-13T22:00:00+00:00


Zwei Ausreißer

Mit heulender Sirene ratterte ein gewaltiger Feuerwehrwagen durch den Schiefen Winkel. Xenias Mutter putzte schon seit den frühen Morgenstunden die Fenster im Erdgeschoss. Vorsichtig polierte sie jede einzelne der kleinen, dünnen Butzenscheiben, bis sie wieder strahlten wie Kristalle.

Nur wenige Minuten später rasten zwei Krankenwagen am Haus Nummer dreizehn vorbei. Xenia hob den Kopf und schaute neugierig aus dem Fenster, während sie ihren restlichen Frühstückskakao schlürfte. Im Topf über dem Kohleofen erwärmt schmeckte er viel besser als aus der Mikrowelle!

„Was ist da los?“, wunderte sich Xenias Mutter.

Es war Montag – ein besonderer Montag. Einmal, weil Papa heute nicht mit ihnen frühstückte. Er hatte seinen ersten Arbeitstag im neuen Büro. Aber es war auch ein besonders wichtiger Tag, weil Xenia mit den anderen heute in Lucia Flambers Wohnung einbrechen wollte. Alles war seit Tagen geplant und gut vorbereitet: Alle vier hatten zwei Zauberrituale durchgeführt und einen weiteren nützlichen Zauberspruch im braunen Notizbuch gefunden.

„Lukas“, flüsterte Xenia, „hast du dir überlegt, wie wir dein Surfbrett aus dem Haus schmuggeln können?“

„Hm“, antworte Lukas kurz. Er hatte am frühen Morgen auf der Suche nach frischer Unterwäsche in einem Umzugskarton einen geladenen Ersatzakku für seine Playstation gefunden und spielte damit.

„Lukas! Ich rede mit dir“, raunzte Xenia genervt.

„Seht euch mal die dicken schwarzen Wolken an“, rief Xenias Mutter entsetzt, „da scheint es heftig zu brennen!“

„KRAHHH! KRAHHH!“ Mit lautem Krächzen flog eine Schar schwarzer Krähen fort.

Jetzt rannte Xenia in den Vordergarten und sah mit Entsetzen, wo der dicke Rauch herkam.

„Oh nein! Es brennt! Lukas, es brennt bei der Streuseloma!“

Doch als Antwort folgte nur ein leises „Hm“.

Wütend rannte Xenia wieder ins Haus zurück und schlug Lukas die Playstation aus der Hand.

„Hey! Was soll das?“, schnauzte er genervt.

„Das Haus von Franzis Oma brennt!“

Aus der Ferne näherte sich das metallische Singen einer weiteren Feuerwehrsirene.

„Da müssen wir hin!“, rief Lukas und sprang auf. Die beiden rannten durch den Vordergarten.

„Vorhin sind hier auch Krankenwagen vorbeigefahren. Zwei Stück!“, berichtete Xenia besorgt.

„Halt!“, schrie Mama ihnen hinterher, „kommt sofort zurück!“

Doch Xenia dachte nicht daran. Sie musste vor Aufregung schon wieder weinen und wischte sich beim Rennen ständig die Tränen aus den Augen. Sie rannten so schnell sie konnten den Schiefen Winkel hoch – den pechschwarzen Wolken entgegen. Die Sirene hinter ihnen wurde immer lauter …

„Komm, wir laufen schnell über die Straße“, rief Lukas und zerrte Xenia mit. Kaum hatten sie den Bürgersteig erreicht, kamen ihnen Felix und Franzi entgegen. Felix hatte einen hochroten Kopf, und Franzi redete hektisch. Doch der Feuerwehrwagen bog mit lauter Sirene direkt neben ihnen in Omas Straße ein, und Franzis Stimme verhallte im ohrenbetäubenden Lärm.

Sie machte ein Zeichen, und alle vier rannten weiter. Auf dem großen Parkplatz vor Omas Wohnhaus war ein unglaubliches Durcheinander. Zwei große Feuerwehrwagen, Krankenwagen und mehrere Polizeiautos versperrten den Weg zum Haus. Autos, Menschen, Büsche – alles schimmerte im gespenstisch flackernden Blaulicht. Eine große Leiter schwenkte über ihren Köpfen und drehte sich langsam zum brennenden Haus.

Die Sirenen verstummten, und aus der unruhigen Menschenmenge strömte ein unverständliches Gewirr aufgeregter Stimmen. Ein Polizist zog ein rotweißes Band über den Parkplatz, und ein weiterer schickte alle Leute dahinter.



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