Der gefundene Garten by Peggy Langhans

Der gefundene Garten by Peggy Langhans

Autor:Peggy Langhans [Langhans, Peggy]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-96152-100-5
Herausgeber: juneberry
veröffentlicht: 2017-03-17T23:00:00+00:00


Kapitel 3

Ein sandiger Pfad führte durch eine urige Graslandschaft, in der es vor Insekten nur so surrte. Korn- und Mohnblumen blühten blau und rot zwischen Sauerampfer und Klee. Nichts schien geordnet in dieser Wildnis. Die Luft flirrte in der Hitze des frühen Nachmittags.

Was für ein Tag, seufzte Hannah in Gedanken.

Und alles fing damit an, dass Amanda ihre einzige Frucht verlor. Dann kam Fritzi, danach Elsa. Der Schlüssel und die Kundin ohne Namen. Der zerschellte Topf mit den Parasiten. Der Unfall. Alfons. Und nun war sie hier. Vor der Stadt. In einem Biotop. An einem ganz normalen Montag in irgendeinem Jahr im August. Als sie heute Morgen ihre Wohnung verließ, hatte sie nicht geahnt, dass sie am Nachmittag hier sein würde. Mitten in der Natur. Auf der Suche nach einem Garten.

Arbeit, dachte sie. Wie Martha. Alles war Arbeit für sie gewesen. Der Hof, wir Kinder, das Vieh, Toni. Arbeit und Mühsal. Den lieben langen Tag. Und dieses Erbe hatte sie an mich weitergereicht: das Leben ist Arbeit. Wenn es keine Arbeit ist, bemüht man sich nicht, liegt auf der faulen Haut. Das geht überhaupt nicht. Und wenn das Leben ein Spiel ist? Der Garten ein Spiel? Wie für Alfons das Haus? Vielleicht ist nicht nur Alfons ein großer Junge, sondern ich auch ein großes Mädchen? Was ist schon dabei? Warum sollen wir nicht spielen dürfen? Uns ausprobieren? Und wen kümmert’s, wenn wir scheitern? Fangen wir eben wieder von vorn an. Die Welt – ein Spielplatz.

Auf einmal fühlte Hannah sich leicht. So leicht wie noch nie in ihrem ganzen Leben. Sie legte das Fahrrad am Wegrand ab und hüpfte durch die Wiese. Voll Übermut drehte sie sich, bis sie taumelte und in das weiche Gras fiel. Über ihr zogen weiße Quellwolken schnell dahin. Hin und wieder verdunkelten sie für einen Moment die Sonne, um sie dann wieder freizugeben. Schwindlig schloss sie die Augen und spürte diesem Gefühl nach. Nicht unangenehm fühlte es sich an. Eine rotierende Bewegung im Bauchraum und Kopf, die sich über den gesamten Leib ausbreitete. Sie hörte auf das Surren und konnte nicht unterscheiden, ob es in ihr oder außerhalb von ihr war. Allmählich sank sie in einen meditativen Halbschlaf und glitt hinüber in eine andere Zeit. Zurück zu dem Mädchen, das Zuflucht auf dem Apfelbaum suchte.

Elsa und Toni schnarchten unter ihr. Über ihr zogen die Wolken dahin. Ihr Hunger und Durst waren gestillt.

Was mache ich nun?, überlegte sie. Ich kann nicht ewig hier oben bleiben. Worauf warte ich? Warum gehe ich nicht ins Haus zurück und sage, was ich will?

Von oben herab beobachtete sie das durchscheinende Wesen, das sich zögernd aufrichtete. Das Rot flammte nicht, sondern schien sanfter und harmonierte mit dem Blau. Ein helles Grün war hinzugekommen. Und eine Spur Violett. Es wirkte lebhafter. Auf einmal fing es an zu gehen. Vorsichtig kletterte Hannah vom Baum herunter und folgte ihm. Schritt für Schritt näherten sie sich dem Haus. Hannah war so auf die Gestalt fixiert, dass sie verblüfft war, als sie sich auf einmal in der Küche wiederfand.



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