Der fremde Gott by Steinbeck John

Der fremde Gott by Steinbeck John

Autor:Steinbeck, John [Steinbeck, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


17

Der Frühling kam mit Macht. Die Berge waren von Gras überwuchert, smaragdgrünem, dichtem, dickem Gras. In üppigen, glatten Wellen schmiegte es sich an die Abhänge. Unter den ständigen Regenfällen rauschte der Fluß mächtig dahin. Die Uferbäume beugten sich unter dem Gewicht der Blätter und vereinigten ihre Zweige über dem Wasser, so daß der Fluß meilenlang durch eine dunkle Höhle floß. Die Farmgebäude hatten während des nassen Winters durch das Wasser eine dunkle Farbe angenommen. Nach Norden hin waren die Dächer mit bleichem Moos bewachsen. Die Dunghaufen überzog üppig sprießendes Gras.

Das Vieh spürte offenbar, daß es ringsum reichliche Nahrung gab, und wurde leicht trächtig. Selten hatten so viele Kühe zwei Kälber gehabt wie in diesem Frühling. Die Schweine ferkelten, ohne daß es Kümmerlinge gab. Nur ein paar Pferde blieben im Stall; das Gras war zu saftig, um es verkommen zu lassen.

Im April, als die warmen Tage kamen, bedeckten Blumen die Berge. Goldheller Mohn und blaue Lupinen waren wie schmale und breite Decken hingebreitet. Jede Art hielt sich für sich, so daß das ganze Land mit verschiedenen Farben betupft war. Der Regen machte nur kleine Pausen, bis das Land vor Feuchtigkeit schwammig war. Jede Erdsenkung wurde ein Quell und jedes Loch ein Brunnen. Die kleinen, glatten Kälber wurden fett und waren kaum entwöhnt, als ihre Mütter die Bullen wieder zuließen.

Alice ging nach Nuestra Señora, gebar dort einen Sohn und brachte ihn mit auf die Ranch.

Im Mai blies vom Meer her ein beständiger Sommerwind, der nach Salz schmeckte und schwach nach Tang roch. Nun gab es Arbeit genug für die Männer. Das flache Land um die Häuser wurde unter den Pflügen schwarz. Man brauchte nur den gewöhnlichen Druschsamen auszustreuen, und schon sprossen Gerste und Weizen in Fülle. Der Gemüsegarten trug so reichlich Frucht, daß nur das feinste, fetteste Gemüse für die Küche genommen wurde, jede Rübe von fragwürdiger Form und jede unvollkommene Möhre wurden den Schweinen vorgeworfen. Die Hamster quiekten in den Eingängen ihrer Höhlen und waren im Frühling feister als sonst im Herbst. Auf den Vorbergen versuchten sich die Fohlen in lustigen Sprüngen und gingen aufeinander los, während die Stuten belustigt zusahen. Als der Regen wärmer wurde, suchten Pferde und Kühe keinen Schutz mehr unter den Bäumen, sondern fraßen weiter, während das Wasser von ihren Flanken strömte und ihnen einen lackartigen Glanz verlieh.

In Josephs Haus fanden stille Vorbereitungen für die Geburt statt. Elisabeth nähte Windeln, und die anderen Frauen, die wohl wußten, daß dies das Hauptkind der Ranch und der Erbe der Macht sein würde, setzten sich zu ihr und halfen. Sie fütterten einen Waschkorb mit gestepptem Satin aus, und Joseph setzte ihn auf Schaukelhölzer. Sie säumten mehr Kinderwäsche, als ein Kind jemals brauchen konnte. Sie verfertigten lange Kleidchen und bestickten sie. Sie sagten Elisabeth, sie würde leicht gebären, weil ihr so selten übel war. Sie wurde auch in der Tat, je mehr die Zeit fortschritt, kräftiger und fröhlicher. Rama zeigte ihr, wie sie die Einlage für das Wochenbett steppen mußte, und Elisabeth machte sie so sorgfältig, als ob sie ihr ganzes



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.