Der freie Hund: Commissario Morello ermittelt in Venedig (German Edition) by Caiolo Claudio & Schorlau Wolfgang

Der freie Hund: Commissario Morello ermittelt in Venedig (German Edition) by Caiolo Claudio & Schorlau Wolfgang

Autor:Caiolo, Claudio & Schorlau, Wolfgang [Caiolo, Claudio]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch eBook
veröffentlicht: 2020-02-12T16:00:00+00:00


Wenig später sitzen Anna und Morello in einem kahlen Besprechungszimmer und warten auf Eugenio Casta, den Präsidenten der Hafenbehörde.

Anna Klotze setzt ihren Chef über die Aufgaben der Hafenbehörde ins Bild. »Casta ist der Mann, der die größte Macht im Hafen hat. Die Hafenbehörde ist die oberste Instanz hier. Sie kontrolliert den kompletten Betrieb und verwaltet den ganzen Laden.«

»Wie kam Casta zu seinem Job? Wird er gewählt?«

Anna Klotze schüttelt den Kopf. »Der Präsident wird per Erlass des Ministeriums für Infrastruktur und Verkehr ernannt.«

Morello lacht grimmig. »Er ist also von der Politik abhängig.«

»Sie sollten vielleicht etwas vorsichtiger sein. Mit Signor Casta dürfen Sie nicht so reden wie mit Signor Zorzi.«

Bevor Morello etwas sagen kann, wird die Tür aufgerissen, und der Präsident stürmt mit großen Schritten ins Zimmer. Ohne ihnen die Hand zu geben, setzt er sich an das Kopfende des Tisches, grüßt sie mit einem lauten »Buongiorno« und sagt dann: »Ich habe schon gehört von dem neuen Kommissar, willkommen in Venedig! Wie kann ich Ihnen helfen?«

Morello schätzt Casta auf etwa sechzig. Das Überraschendste an ihm ist sein volles rotes Haar und der rote Schnurrbart. Er trägt eine dieser teuren Brillen mit Flexbügeln und einen mittelblauen, gut sitzenden Anzug mit grauer Krawatte. An seinem linken Arm glänzt eine goldene Armbanduhr, und den rechten Mittelfinger ziert ein breiter Goldring.

»Antonio Morello, Signor Presidente. Das ist Anna Klotze, Ispettrice e Sostituta Commissario. Ich bin hier, um mich vorzustellen und danach … nun, ich habe einige wenige Fragen. Damit ich mir ein klares Bild machen kann, was am Hafen läuft. Ich hoffe, Sie damit nicht zu belasten.«

Casta schaut auf seine Armbanduhr. »Nur zu.«

»Ich wollte wissen, ob Sie Kenntnis von illegalen Geschäften am Hafen haben.«

Casta hebt überrascht den Kopf. »Nein. Ordinäre kleine Fälle hatten wir. Aber nichts Besonderes.«

»Was verstehen Sie unter ordinären Fällen?«

»Diebstahl. Wir haben einmal zwei Mitarbeiter dabei erwischt, wie sie beim Beladen den Koffer eines Passagiers geöffnet haben.«

»Sonst nichts?«

»Eine Schlägerei unter Mitarbeitern hatten wir auch einmal. Es ging um die Ehefrau des einen. Alles in allem nichts, was unser Sicherheitsdienst nicht in den Griff bekommt.«

»Das ist alles?«

Casta lacht. »Sie klingen enttäuscht, Herr Kommissar. Verstehen Sie, jedes Jahr kommen zwischen 1,5 und 2 Millionen Passagiere in unserem Hafen an, aus verschiedenen Ländern, unterschiedlichen Kulturen. Manchmal, sehr selten, haben wir Passagiere gefasst, die nicht hätten an Bord sein dürfen.«

»Was meinen Sie?«, fragt Morello.

Eugenio Casta schaut ihn irritiert an. »Blinde Passagiere. Flüchtlinge, die sich in Alexandria oder sonst wo an Bord geschmuggelt haben. Wir haben strenge Kontrollen. Aber alle Illegalen, die wir gefunden haben, sind bei Ihren Kollegen von der Polizia Marittima gelandet. Sie haben eine detaillierte Liste.«

Wie empfindlich ein so mächtiger Mann sein kann, denkt Morello. Er sieht Anna Klotzes mahnenden Blick und beschließt, weiter in dieser Wunde zu bohren.

»Wissen Sie, ich komme aus Sizilien und habe öfter den Hafen von Palermo durchsucht. Wir haben regelmäßig illegale Waffen, Drogen, gestohlene Kunstobjekte gefunden, sind aber auch auf korrupte Mitarbeiter der Hafenbehörde gestoßen. Ich wollte wissen, ob Ihnen hier ähnliche Fälle bekannt sind.«

Casta lehnt sich weit zurück. Er fixiert Morello mit zusammengekniffenen Augen, als sähe er ihn in diesem Augenblick zum ersten Mal.



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