Der Fluch Des Volkstribun by John Maddox Roberts

Der Fluch Des Volkstribun by John Maddox Roberts

Autor:John Maddox Roberts [Roberts, John Maddox]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783442134489
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 1996-01-02T00:00:00+00:00


VIII. Kapitel

»Ist mein Haar so in Ordnung?« fragte Julia.

»Du siehst entzückend aus, meine Liebe«, versicherte ich ihr. Genau genommen sah sie mehr als entzückend aus, als wir unter bewundernden Blicken in unserer gemieteten Sänfte, deren Seitenvorhänge mit Rücksicht auf die Bewunderer hochgerollt waren, durch die Straßen schaukelten. Julia trug ihre halbseidene Robe und war mit Smaragden und Perlen geschmückt, ihr Gesicht war kunstvoll geschminkt, und ihre Frisur, ein hochgestecktes Flechtwerk aus Locken, hätte einer Göttin gut angestanden. Ich selbst sah mit meinen heilenden Wunden und in meiner besten Toga auch nicht übel aus. Die tief am Himmel stehende, spätnachmittägliche Wintersonne schmeichelte uns mit ihrem klaren Licht. Hinter uns gingen wie üblich Hermes und Cypria.

»Ich bin so aufgeregt«, sagte Julia, sich unnötigerweise Luft zufächelnd.

»Ich verstehe nicht, warum«, gab ich zurück. »Du warst doch schon zu Feiern an Ptolemaios' Hof eingeladen. Das hier wird nicht annähernd so aufwendig sein.«

»Du weißt, daß das nicht das gleiche ist«, entgegnete sie. »In Alexandria mußte ich immer gehen, bevor es richtig skandalös wurde. Außerdem waren das die Festivitäten eines barbarischen Hofes, mit halbverrückten ägyptischen Adeligen, persischen Perverslingen und makedonischen Schlägern als Gästen. Lisas Empfänge hingegen werden von der Creme der römischen Gesellschaft besucht.«

»Ich habe schon gesehen, daß sich die Creme der römischen Gesellschaft aufgeführt hat wie eine Mannschaft betrunkener Piraten bei der Plünderung eines Küstendorfes«, erklärte ich. »Teil der diplomatischen Kunst ist es, die Leute dazu zu bringen, sich zu entspannen, und Lisas weiß fürwahr, wie man das macht.«

»Dann mußt du mich beschützen«, sagte sie.

Die ägyptische Botschaft lag am unteren Hang des Janiculus im relativ neuen Trans-Tiber-Distrikt. Unbeengt von den Mauern der eigentlichen Stadt, erstreckten sich großzügige Anwesen auf dem Hügel, die größtenteils wohlhabenden Ausländern gehörten. Auf der Hügelkuppe stand der Mast mit dem langen roten Banner, das nur eingeholt wurde, wenn ein Feind auf die Stadt vorrückte.

Als wir die Botschaft betraten, bestreuten Heerscharen von Sklaven uns mit Blütenblättern, besprengten uns mit Duftölen und führten sich ganz so auf, als wären wir soeben vom Olymp herabgestiegen, auf daß sich bloße Sterbliche in unserem Glanz sonnen konnten. Sie behängten sogar unsere Sklaven mit Kränzen.

Das Gebäude war ein hinreißendes Durcheinander architektonischer Stile, dekoriert mit den edelsten Gemälden, Fresken und Bildmosaiken; Haus und Gelände waren mit griechischen und ägyptischen Statuen vollgestellt und mit Ziersträuchern und Bäumen aus aller Welt bepflanzt.

Lisas persönlich kam, uns zu begrüßen. Er war in eine bauschige, hauchzarte Robe gewickelt, die mit echtem lyrischen Purpur gefärbt war. Sein Gesicht war mit einer dicken Schicht Schminke bedeckt, die die Verheerungen verdecken sollte, die seine legendären Ausschweifungen hinterlassen hatten.

»Willkommen, Senator Metellus! Und das muß die wunderbare Julia sein, Nichte des großen Eroberers, dessen zahllose Tugenden und Errungenschaften Seine Majestät und alle königlichen Prinzessinnen zu preisen nicht müde werden. König Ptolemaios war verzweifelt, als du seinen Hof verlassen mußtest. Prinzessin Berenike ist seit deiner Abreise in' Schwermut versunken, und die kleine Prinzessin Kleopatra fragt täglich, wann du wiederkommst. Willkommen, willkommen, Julia, Sprößling der Götter!« Er nahm ihre Hände, küßte sie jedoch zu meiner Erleichterung nicht.

»Ich fühle mich geschmeichelt und geehrt«, erwiderte Julia.



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