Der Coup von Marseille by Peter Mayle

Der Coup von Marseille by Peter Mayle

Autor:Peter Mayle [Mayle, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi, Frankreich, Provence
ISBN: 3641110793
Google: YTJAAAAAQBAJ
Herausgeber: Karl Blessing Verlag
veröffentlicht: 2013-11-07T05:00:00+00:00


11. Kapitel

Wirst du mich vermissen?«

Elena, im schwarzen Großstadtoutfit der Karrierefrau, wartete auf den Aufruf des frühabendlichen Fluges nach Paris, während sie mit Sam in der Flughafenbar eine Tasse Kaffee trank.

»Wie soll ich ohne dich überleben?« Sams Hand streichelte unter dem Tisch ihr seidiges Knie. »Im Ernst, ich würde dich liebend gerne begleiten, aber ich muss vor der Präsentation noch alle möglichen Dinge erledigen. Du kennst mich – ich bin ein Sklave meiner Arbeit. Einem gemütlichen Abend mit meinem Laptop kann ich einfach nicht widerstehen.«

Elena lächelte. »Mimi hat mir neulich ein fantastisches Wort beigebracht. Blageur. Konnte direkt auf dich gemünzt sein.«

»Klingt gut. Was bedeutet es?«

»Witzbold. Aufschneider. Jemand, der keine Ahnung hat, wovon er redet.«

»Dann passe ich ja bestens in unsere Zeit. Klingt so, als wäre ich zu Höherem berufen.« Sam warf einen Blick auf die Abflugtafel. »Du musst los. Grüß mir Paris.«

Ein Kuss, ein Winken, ein absichtsvoll schmachtender Blick und weg war sie.

Philippe überflog ein letztes Mal den Artikel, dem er soeben noch ein paar rhetorische Glanzlichter aufgesetzt hatte, drückte auf die Schaltfläche, die seinen Beitrag zum Redaktionstisch beförderte, und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Das war für ihn einer der befriedigendsten Augenblicke seiner Arbeit. Morgen würden die Worte, die er geschrieben hatte, Makulatur sein, aber heute wirkten sie frisch und lebendig – klar, einschneidend, mit guten Argumenten untermauert und mit dem einen oder anderen Schuss Humor gewürzt. Er gestattete sich ein mentales Schulterklopfen. Er musste nur noch ein paar Anrufe erledigen, bevor er für heute Schluss machen konnte.

Es war schon spät, fast neun, als er in die Tiefgarage hinunterging, um den Motorroller zu holen.

Reboul nahm beim dritten Läuten ab.

»Francis? Sam hier – ich hoffe, ich störe nicht?«

»Nicht im Geringsten, Sam, nicht im Geringsten. Ich brüte mutterseelenallein über einem Stapel Unterlagen von meinem Steuerberater.« Ein abgrundtiefer Seufzer ertönte am anderen Ende der Leitung. »Dieses vermaledeite Geschäftsleben! Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft hänge ich es an den Nagel, ziehe in eine Strandhütte, suche mir ein braunhäutiges Mädchen und werde Fischer.«

»Klar doch. Und ich trete ins Kloster ein. Aber bevor ich Abt und Sie Frührentner werden, habe ich eine gute Nachricht für Sie: Philippe hat gerade angerufen. Ich glaube, er hat einen äußerst gehaltvollen Artikel über unsere Präsenta-tion geschrieben, und die Schlagzeile lautet: ›Ein Zelt in der Anse des Pêcheurs‹. Er erscheint noch diese Woche in der Zeitung.«

»Gut. Das wird Patrimonio freuen. Hat er das Datum für die Präsentation schon festgelegt?«

»Ende der Woche, Gaston bleibt also genug Zeit für die nötigen Vorbereitungen.«

»Was halten Sie von ihm?«

»Von Gaston? Ein Schlitzohr; sieht aus, als könnte er kein Wässerchen trüben.«

Reboul lachte. »Sie haben recht. Aber vergessen Sie nicht, mein lieber Sam, das Schlitzohr kämpft auf unserer Seite. Falls es Probleme geben sollte, lassen Sie es mich wissen, d’accord? Oh, und noch etwas, Sam. Ich dachte, es wäre ganz nett, die Präsentation mit einem kleinen Abendessen zu feiern – in aller Stille, nur wir vier. Ich möchte Ihnen eine Frau vorstellen, die mir viel bedeutet.«

Hoffen wir, dass es etwas zu feiern gibt, dachte Sam, als er auflegte.



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