Der Bulle von Berg (German Edition) by Oliver Buslau

Der Bulle von Berg (German Edition) by Oliver Buslau

Autor:Oliver Buslau
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783863583811
Herausgeber: Emons, H J
veröffentlicht: 2014-04-15T22:00:00+00:00


17

Zwerge wanderten zwischen schneebedeckten Bergen hindurch. Sie erinnerten mich an die wettergegerbten Gestalten, die man aus Filmen wie »Der Herr der Ringe« kennt. Doch auf einmal verwandelten sie sich in die lustigen Gesellen im Disney-Zeichentrickfilm »Schneewittchen«, die mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen zur Arbeit marschierten.

Ich hatte das Gefühl, dass mich jemand anstarrte. Es war Rubina Hell. Ihr riesenhaftes Gesicht, umrahmt von den hellgrauen Haaren, wachte über das Bergische Land wie ein Göttervater, der sich seine Welt im Spielzeugformat ansieht. Dann nahm sie mich mit ihrem Blick ins Visier.

Ich wachte auf und erkannte die Einrichtung meines Schlafzimmers, die ungewohnt hell glänzte. Auf der Chromleiste meiner Bettkante spiegelte sich etwas. Und endlich kam ich darauf, was es war.

Draußen vor dem Fenster dehnte sich der helle Himmel. Er war immer noch grau, aber er leuchtete so stark, als würde jeden Moment die Sonne durchbrechen.

Mühsam erhob ich mich und umrundete die Bierflaschen, die auf dem Teppich herumlagen. Ich hatte sie gestern Abend noch geleert. An Schlaf war nicht zu denken gewesen. Ich hatte dringend nach einer Idee gesucht, wie ich die Sache mit Wonne wieder geradebiegen konnte, aber mir war nichts eingefallen. Sie verweigerte sich mir. Ich kam nicht an sie heran. Ich musste warten, bis sie auf mich zukam. Aber wann würde das geschehen?

War es aus?

Es war aus.

War es wirklich aus?

Ja, es war aus!

Nein, vielleicht war es ja doch nicht aus.

Die Gedanken in mir begannen sich im Kreis zu drehen. Auf dem Weg ins Bad hörte ich es in meinem Kopf im selben Rhythmus bumpern. Aus, nicht aus, aus, wirklich aus, aus, nicht aus …

Ich ging, um ein wenig Bewegung zu bekommen, hinüber in mein Büro, von wo ich eine nette Aussicht über Wuppertal hatte. Eine feine Schneeschicht lag auf den Dächern und in den Rinnsteinen. Ich ging eine Weile in dem Raum umher. Dann war ich endlich so weit, mich an meinen Schreibtisch zu setzen und eine Telefonnummer zu wählen. Neben mir stand eine Tasse schwarzer Kaffee. Doch kurz bevor ich die Tasten drückte, zögerte ich. Ich wollte Anja nicht aus dem Schlaf reißen. Es war halb zehn. Selbst wenn sie nach dem Nachtbetrieb noch irgendwelchen Papierkram zu erledigen gehabt hatte, schlief sie jetzt vielleicht schon.

Also Hückes. Nach dem dritten Klingeln nahm er ab.

»Das Schwert stammt aus der Werkstatt eines Schmieds namens Bauer-Brandes«, sagte ich, bevor er einen Witz erzählen konnte. »Ein gewisser Ingo Büchmann aus Unterburg hat es mit Hilfe dieses Schmieds angefertigt. Aber er kommt als Täter nicht in Betracht, weil er ein Alibi hat. Es gibt auch nicht wirklich ein Motiv. Allerdings könnte seine Frau eins haben. Eifersucht. Büchmann hat sich hin und wieder mit Michaela Paas getroffen. Büchmann gibt zudem an, das Schwert sei zum Zeitpunkt des Mordes gar nicht mehr in seinem Besitz gewesen. Man habe es ihm gestohlen. Wer der Dieb war, ist unbekannt. Kriegen wir den Dieb, kriegen wir den Mörder.« Ich atmete tief durch. »Ist das so weit richtig?«, fragte ich dann.

»Kriegt ein Polizist einen Anruf«, sagte Hückes. Er klang irgendwie … kleinlaut, der Tonfall wollte nicht recht zu einem Witz passen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.