Der Beginn by Tatana Fedorovna

Der Beginn by Tatana Fedorovna

Autor:Tatana Fedorovna [Fedorovna, Tatana]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-07-19T22:00:00+00:00


Zarenmord im Ipatjew Haus

Seit zwei Wochen hatte Jakow Michailowitsch Jurowski hier das Sagen.

Er war von Alexander Beloborodow, dem Vorsitzenden des Uraler Gebietssowjets, zum Kommandanten ernannt worden.

Mama sagte, dass wir von ihm nun das Schlimmste zu befürchten hätten. Um seine eigentlichen Wurzeln zu vertuschen, wäre er in Deutschland vom Judentum zum Protestantismus übergetreten und dann sogar noch Bolschewik geworden.

Gleich einen Tag nach seiner Ankunft zwang er uns, sämtlichen Schmuck abzugeben. Jedes einzelne Stück, das wir trugen, ließ er sich vorlegen, notierte es akribisch und verschloss das Eingeforderte in einem versiegelten Umschlag. Diesen wollte er angeblich für uns aufbewahren und jeden Tag das Siegel auf Unversehrtheit prüfen. Doch wir glaubten das nicht.

Heute wurden wir plötzlich kurz nach Mitternacht geweckt und mussten alle in das große Eckzimmer neben der Vorratskammer im Keller gehen. Durch den nahenden Kanonendonner und Papas Warnung hatte ich sehr schlecht geschlafen. Im Flur stand eine Gruppe von mit Karabinern bewaffneten Soldaten. Einige von ihnen trugen die ungarische Uniform, verziert mit Rotgardisten-Abzeichen. Sie blickten uns teilnahmslos an. Die anderen, in der russischen Uniform, schauten weg. Unter ihnen war auch Hauptmann Pawel Medwedew, der als Kommandant der Außenwachen nach Jakow Michailowitsch Jurowski das Sagen hatte. Ich hatte ihm gestern noch ein Stück Kuchen angeboten.

Auf Papas Nachfrage, was das hier solle, erklärte Medwedew uns, es sei nur zu unserer Sicherheit, da mit einem Angriff der Weißgardisten zu rechnen wäre. Er grinste dabei merkwürdig und meinte, man werde uns wohl verlegen müssen.

Mama drückte mir hastig etwas in die Hand und sah mich bedeutungsvoll an. Ich ahnte, um was es sich handelte und schaute erschrocken zurück. War es tatsächlich so weit? Mein Herz übersprang einen Schlag. Es war eine der Phiolen aus der geheimen Schatzkammer.

Sie lächelte, um mir Mut zu machen. Dies ließ keinen Zweifel zu. Mir wurde eisig kalt und meine Hände zitterten unkontrollierbar. Fast entglitt mir das kleine Gefäß mit dem besonderen Blut.

Doktor Botkin, der Leibarzt, hatte unsere drei Diener geweckt und kam mit ihnen herunter. Nur der neue Kammerdiener Leonid Sednew war nicht dabei, er hatte gestern noch Ausgang bekommen.

Papa trug Ljoschka auf den Armen, da man mit dem Rollstuhl schlecht hierher hinkam. Sie hatten beide Uniformhemden an und ungewöhnlicherweise Fellmützen auf dem Kopf. Unser Vater war offensichtlich in Sorge, dass wir nach draußen gebracht und sich der kleine Zarewitsch dabei erkälten würde.

Wir Mädchen hatten unsere Mieder und Kleider angezogen. Mama hatte zwar Tränen in den Augen, schluchzte aber nicht. Diese Genugtuung wollte sie ihren Feinden nicht geben. Sie riss sich zusammen und bat um Stühle, da Ljoschka nicht stehen konnte. Der Zarewitsch lehnte bleich und erschöpft seinen Kopf an ihre Brust. Die Krankheit, der Sturz und die Entbehrungen der letzten Zeit waren für unseren Liebling zu schwer gewesen.

Man brachte tatsächlich zwei herbei. Darauf setzten sich beide. Der geschwächte Ljoschka legte seinen Oberkörper auf ihren Schoß.

Ich wusste, dass Mama unseren Tod erwartete.

Wollte man uns nicht doch wegbringen? Vielleicht waren Mamas schlimme Befürchtungen falsch und Medwedew sprach die Wahrheit?

Die gläserne Ampulle fühlte sich eisig in meinen Händen an. Die Kälte tat gut und lenkte ab.



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