Denn mein ist deine Seele by Laura Lippman

Denn mein ist deine Seele by Laura Lippman

Autor:Laura Lippman
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-06-17T22:00:00+00:00


Kapitel 23

Der Direktor hilft direkt, Tor. Die alte Eselsbrücke ging Eliza durch den Kopf, als sie durch die Flure der North Bethesda Middleschool lief. Ihre Schritte hallten durch die Stille während des Unterrichts. Mit der Rechtschreibung hatte sie seit jeher kämpfen müssen, und die allgegenwärtigen Korrekturprogramme waren ihr nicht immer eine Hilfe. Wenn sie alle Jubeljahre etwas schrieb, ließ sie Peter einen Blick darauf werfen, und er fand fast immer ein »das«, wo ein »dass« hingehörte, oder »seit« statt »seid«. Auch manche Namen warf sie immer durcheinander. Thomas und Thompson, Murray und Murphy, Eileen und Elaine. Der Direktor hilft direkt, Tor. Früher vielleicht, aber heute nicht mehr, heute waren Direktoren wie Bundesrichter so vielen Regeln unterworfen, dass ihnen kaum Spielraum blieb.

Hier hieß die Direktorin Roxanne Stoddard, eine elegante Karrierefrau, die als Lobbyistin von der K Street in Washington hätte durchgehen können. In der Umgebung genoss sie beinahe einen Ruf wie ein Rockstar. Darauf, dass Iso in North Bethesda zur Schule ging, hieß es meist: »Ach, Roxanne Stoddard. Großartig.« Oder sogar: »Ich habe Roxanne Stoddard mal abends um halb neun im Louisiana Kitchen gesehen, und sogar bei ihrem Flusskrebs-Etouffée hat sie noch gearbeitet.«

Heute trug sie ein erbsengrünes Kostüm und pflaumenfarbene Wildlederpumps, weshalb sich Eliza klein und hausbacken vorkam. Gleichzeitig war sie freundlich und kehrte ihre Autorität nicht heraus.

»Iso«, sagte sie zu dem engelsgleichen Wesen, das sich als Elizas Tochter ausgab, »ich möchte mit deiner Mutter erst einmal allein reden, dann holen wir dich wieder dazu. Ist das in Ordnung?« Die Frage war hörbar rhetorisch gemeint.

»Natürlich, Mrs. Stoddard.« Im Gehen begegnete Iso Elizas Blick mit Unschuldsmiene, als wollte sie sagen: Ich habe keine Ahnung, was das hier soll. Das ist bestimmt ein schreckliches Missverständnis.

»Hat sich Ihre Familie gut eingelebt?« Noch eine höfliche Einleitung, nur dieses Mal passender als bei Walter. »Das ist sicher eine große Umstellung.«

»Eher eine lange Reihe von kleinen Umstellungen, wenn man das so sagen kann. Aber ja, ich glaube schon. Und die Kinder gewöhnen sich natürlich schnell ein.«

Sag mir jetzt bitte, dass Iso gut zurechtkommt. Hoffentlich hat sie einen Preis gewonnen oder war überdurchschnittlich gut bei irgendeinem Standardtest.

»Iso macht sich gut hier. Sie ist bei ihren Mitschülern beliebt und zu meinem Leidwesen in einigen Fächern schon weiter, nur in amerikanischer Geschichte muss sie noch einiges aufholen. Aber in Mathematik und Englisch – das gibt einem schon zu denken, was den hiesigen Bildungsstandard angeht. Und sie ist natürlich eine hervorragende Sportlerin.«

Eliza strahlte, obwohl sie das riesige »Aber« über sich schweben fühlte wie einen Amboss im Zeichentrickfilm.

»Ich frage mich nur – war Mobbing in England ein Thema?«

Verwirrt dachte Eliza im ersten Moment, die Direktorin wollte fragen, ob Mobbing in England befürwortet wurde.

»Oh! Ich glaube, es gab die gleichen Probleme wie hier. Streitereien unter Mädchen, solche Dinge.«

»Und subtiles Mobbing?«

»Subtiles … Mobbing? Widerspricht sich das nicht?«

Roxanne Stoddard runzelte die Stirn. Eliza ahnte, wie autoritär sie werden konnte und wie scheußlich sich ihre Schüler und Lehrer fühlten, wenn sie ihren Unmut erregten. »Ganz und gar nicht. Man muss das unterscheiden. Es ist für Lehrer



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