Deep Purple - Die Geschichte einer Band by Jürgen Roth und Michael Sailer

Deep Purple - Die Geschichte einer Band by Jürgen Roth und Michael Sailer

Autor:Jürgen Roth und Michael Sailer [Sailer, Jürgen Roth und Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Hannibal
veröffentlicht: 2015-03-20T16:00:00+00:00


Ian Anderson Paice kam am 29. Juni 1948 in Nottingham zur Welt. Sein Vater, der fünfzehn Jahre lang als Pianist mit Tanzbands unterwegs gewesen war, hatte sich entschlossen, den Musikerberuf aufzugeben, lieber eine Familie zu gründen und nur noch am Wochenende ein paar Münzen dazuzuverdienen. 1955 zogen die Paices nach Bicester bei Oxford um, und Ian entdeckte, daß auch in seinen Adern musikalisches Blut zirkulierte. Nachdem er sich kurze Zeit auf der Geige versucht und „sehr schnell herausgefunden hatte, daß sie sich besser anhörte, wenn ich draufschlug, als wenn ich versuchte, sie zu spielen“, bekam er vom Vater die ersten Trommeln gebastelt – mit Plastikfolie bezogene Keksdosen. „Als Kind“, erklärte er 1998 in einem Interview für die Internetseite Drum Net, „berührte mich die visuelle Seite ebenso wie der Sound. Es fing damit an, daß ich alte Hollywoodfilme sah, in denen beispielsweise Gene Krupa mitspielte, und da gab es beeindruckende Szenen, in denen er zum Beispiel von unten durch eine Trommel mit durchsichtigem Fell gefilmt wurde und man ihn spielen sah. Das Schlagzeug erschien mir als das visuellste Instrument, das es gab.“

Vorerst mußte er sich mit den Eigenbautrommeln behelfen, denen sich der Zehnjährige mit solchem Eifer widmete, daß seine schulischen Ambitionen von Anfang an Grund zur Sorge gaben. Vater Paice war das einerlei. Vielleicht um die eigene Lebensentscheidung zu kompensieren, investierte er die ungeheure Summe von mehr als zweiunddreißig Pfund und schenkte seinem Sohn – der mittlerweile, wie er sich später erinnerte, mit vehementer Ausdauer „auf Sofalehnen und Blechbüchsen und allem, was rund war, herumschlug und Mutters Stricknadeln klaute, wie das Kinder halt so tun“ – zum fünfzehnten Geburtstag ein richtiges Schlagzeug der Marke Gigster mit roter Glitzerlackierung. „Das lumpige Ding war sein Geld nicht wert. Wenn man die Snare stimmen wollte, brachen die Schrauben ab“, nörgelt der Sohn. „Aber es war das beste, das er sich leisten konnte.“

Dem musikalischen Ohr des Vaters blieben die Fortschritte, die der Junge umgehend machte, nicht verborgen, und so sparte er weiter und kaufte ihm schon ein paar Monate später ein besseres Instrument: ein aquamarinblaues Premier-Set in topmodischem Perlmutt-Look, das beim Aufbauen einige Schwierigkeiten bereitete, weil Ian Linkshänder war und ist und keinen Augenblick daran dachte, auf die rechte Hand „umzuschulen“. „Ab da war ich nicht mehr zu retten“, meint der Sohn. Zumindest nicht für den Unterricht – weder in der Schule noch am Schlagzeug, dessen Fein- und Grobheiten er sich selbst beibrachte. „Hätte ich Unterricht genommen, hätte der Lehrer wahrscheinlich versucht, mich dazu zu bringen, rechtshändig zu spielen“, sagte Paice 1984 in einem Interview in Modern Drummer, und seine weiteren Ausführungen verbuchen wir auf dem Konto der Bescheidenheit: „Ich glaube, ich wäre dann heute ein besserer Schlagzeuger, denn ich hätte von Anfang an gelernt, die schwierigen Sachen mit meiner schwachen Hand zu spielen, und meine linke Hand hätte dadurch ungeheure Möglichkeiten.“

Für Vertiefung der rasch angeeigneten Kenntnisse sorgten Auftritte mit dem Vater bei Tanzveranstaltungen am Samstagabend, für die Ian jeweils drei Pfund erhielt. Den väterlichen Versuchen, ihm auch ein bißchen musikalische Theorie beizubringen, widersetzte er sich hingegen: „Ich wollte einfach hingehen und auf die Dinger draufhauen.



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