Das_Wintermärchen by Unknown

Das_Wintermärchen by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub


Frisch auf, frisch auf, den Fußsteig geht,

Über den Graben, lustig in Eil’ ja;

Der Lust’ge läuft von früh bis spät,

Der Mürr’sche kaum ‘ne Meil’ ja.

Er geht ab.

Dritte Szene

[548] Freier Platz vor des Schäfers Hütte

Florizel und Perdita treten auf.

FLORIZEL.

Dies fremde Kleid macht jeden deiner Reize

Lebend’ger: keine Schäferin, nein, Flora,

Dem frühsten Lenz entsprossen. Diese Schafschur,

Versammlung ist sie aller Liebesgötter,

Und du bist ihre Kön’gin.[548]

PERDITA.

Gnäd’ger Herr,

Eu’r seltsam Tun zu schelten ziemt mir nicht;

Verzeiht, ich nenn’ es so; Eu’r hohes Selbst,

Des Landes holden Stern, habt Ihr verdunkelt

Durch Bauerntracht; mich arme, niedre Magd

Geputzt gleich einer Göttin. Die Gewohnheit

Erlaubt viel Törichtes bei unsern Festen,

Gebilligt stets, sonst müßt’ ich wohl erröten,

Euch in dem Kleid zu sehn, gewählt, so mein’ ich,

Ein Spiegel mir zu sein.

FLORIZEL.

Heil jenem Tage,

Als über deines Vaters Grund hinflog

Mein lieber Falke!

PERDITA.

Füge sich’s zum Guten!

Mich ängstet dieser Abstand: Eure Hoheit

Verschmäht die Furcht; doch mich befällt ein Zittern,

Denk’ ich, es könn’ ein Zufall Euren Vater,

Wie Euch, des Weges führen; o ihr Götter,

Wie würd’ er staunen, in so schlechtem Band

Sein edles Buch zu sehn? Was würd’ er sagen?

Und ich, so in geborgtem Tand, wie könnt’ ich

Die Strenge seines Blicks ertragen?

FLORIZEL.

Denke

Jetzt nichts als Fröhlichkeit! Die Götter selbst,

Sich vor der Liebe Gottheit beugend, hüllten

Sich oft in Tiergestalten; Jupiter,

Er brüllt’ als Stier; Neptun, der grüne, blökte

Als Widder, und der Gott im Feuerkleid,

Apoll, der goldne, war ein armer Schäfer,

Wie ich jetzt scheine; sie verwandelten

Sich nie um einer holdern Schönheit willen,

Noch in so reiner Meinung, denn mein Wunsch

Geht nicht voraus der Ehr’, und mein Verlangen

Brennt heißer nicht als meine Treu’.

PERDITA.

Doch, Prinz,

Brecht Ihr dies Wort einst, wenn, und so geschieht’s,

Des Königs Macht sich ihm entgegen stellt:

Eins von den beiden wird Notwendigkeit,[549]

Die dann gebeut, daß Eure Liebe ende,

Wo nicht mein Leben.

FLORIZEL.

Teure Perdita,

Verdunkle mit so fernen Sorgen nicht

Des Festes Lust; dein will ich sein, Geliebte,

Oder des Vaters nicht; denn ich kann nimmer

Mein eigen sein noch irgend wem gehören,

Wenn ich nicht dein bin; hieran halt’ ich fest,

Spricht auch das Schicksal: »Nein.« Sei fröhlich, Holde,

Zerstreue alle Sorgen so wie diese

Im Scherz der Gegenwart. Die Gäste kommen:

Erheitre dein Gesicht, als wäre heut

Der hochzeitliche Tag, den wir uns beide

Geschworen, daß er kommen soll.

PERDITA.

Fortuna

Sei uns geneigt!



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