Das zweite Zeichen - Inspektor Rebus 02 by Ian Rankin

Das zweite Zeichen - Inspektor Rebus 02 by Ian Rankin

Autor:Ian Rankin [Rankin, Ian]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3-442-44608-2
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2000-12-31T23:00:00+00:00


»Schöner Tag für eine kleine Spazierfahrt.«

Tracy gab sich alle Mühe, ihn zu ignorieren. Sie starrte aus dem Beifahrerfenster, als würde sie sich brennend für die an ihnen vorbeifliegenden Geschäfte und Kauflustigen interessieren, für die Touristen und die Kinder, die nun, wo die Sommerferien angefangen hatten, nichts mit sich anzufangen wussten.

Sie war allerdings nur zu froh gewesen, aus der Wache rauszukommen. Er hatte ihr die Autotür aufgehalten und ihr gut zugeredet, damit sie nicht einfach abhaute. Und sie war eingestiegen, wenn auch mürrisch und schweigend. Okay, sie war wütend auf ihn. Er würde darüber hinwegkommen. Und sie auch.

»Ich hab&s kapiert«, sagte er.

»Du bist sauer. Aber wie oft soll ich dir das denn noch erklären? Es war nur zu deiner eigenen Sicherheit, während ich ein paar Dinge überprüft habe.«

»Wo fahren wir eigentlich hin?«

»Kennst du diese Gegend hier?«

Sie schwieg. Es sollte wohl keine Unterhaltung stattfinden. Nur Fragen und Antworten seine Fragen.

»Wir fahren bloß ein bisschen rum«, sagte er.

»Die Gegend musst du doch kennen. Hier wurde früher viel gedealt.«

»Damit hab ich nichts zu tun!«

Jetzt war es an Rebus zu schweigen. Er war noch nicht zu alt, um irgendwelche Spielchen zu spielen. Er bog nach links ab, dann noch mal nach links, dann nach rechts.

»Hier waren wir doch schon«, bemerkte sie. Es war ihr also aufgefallen. Kluges Mädchen. Allerdings spielte es keine Rolle. Das Einzige, was zählte, war, dass er sie ganz allmählich linksherum, rechtsherum, dann wieder links und rechts , ans Ziel brachte.

Er fuhr abrupt an den Straßenrand und zog die Handbremse.

»Wir sind da«, sagte er.

»Hier?«

Sie starrte aus dem Seitenfenster auf das Mietshaus. Die ursprünglich rote Steinfassade war im vergangenen Jahr gereinigt worden und hatte nun etwas Knetgummiartiges an sich, knallrosa und irgendwie weich.

»Hier?«, wiederholte sie. Das Wort blieb ihr fast im Hals stecken, als sie das Haus erkannte, obwohl sie sich das nicht anmerken lassen wollte.

Als sie den Blick vom Fenster abwandte, lag das Foto auf ihrem Schoß. Sie wischte es mit einem Aufschrei weg, als ob es ein Insekt wäre. Rebus hob das Foto vom Boden auf und hielt es ihr hin.

»Von dir, nehm ich an.«

»Wo zum Teufel hast du das her?«

»Willst du mir was darüber erzählen?«

Ihr Gesicht war jetzt so rot wie die Steinfassade, ihre Augenlider flatterten panisch wie bei einem Vogel. Sie fummelte hektisch an dem Sicherheitsgurt herum, wollte unbedingt aussteigen, doch Rebus hielt das Schloss fest umklammert.

»Lass mich raus!«, brüllte sie und schlug auf seine Faust. Dann stieß sie die Tür auf, doch der Wagen stand so schräg, dass die Tür sofort wieder zufiel. Außerdem gab der Sicherheitsgurt nicht genug nach. Sie war an den Sitz gefesselt.

»Ich dachte, wir statten Mr. Hutton einen Besuch ab«, sagte Rebus gerade, seine Stimme scharf wie eine Klinge.

»Fragen ihn nach diesem Foto. Und danach, wie er dir ein paar Pfund gezahlt hat, damit du für ihn Modell stehst. Und wie du ihm Ronnies Fotos gebracht hast, vielleicht um noch ein paar Mäuse mehr zu kriegen oder einfach nur, um Ronnie zu ärgern. War es nicht so, Tracy? Ich möchte wetten, dass Ronnie stinksauer war, als er merkte, dass Hutton seine Ideen geklaut hatte.



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