Das zweite Zeichen by Ian Rankin

Das zweite Zeichen by Ian Rankin

Autor:Ian Rankin
Die sprache: eng
Format: mobi
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2012-08-26T07:12:06+00:00


In der Wohnung roch es immer noch nach Tracy. Ihr Geruch hing im Wohnzimmer und im Bad. Er sah sie vor sich, wie sie dort drüben saß, die Beine unter sich geschlagen, und ihr das Handtuch vom Kopf rutschte... Wie sie ihm das Frühstück brachte; das schmutzige Geschirr stand noch neben seinem ungemachten Bett. Sie hatte gelacht, als sie sah, dass er auf einer Matratze auf dem Fußboden schlief. »Wie bei den Pennern«, hatte sie gesagt. Die Wohnung schien jetzt leerer, so leer wie sie ihm schon eine ganze Weile nicht mehr vorgekommen war.

Außerdem hatte Rebus das Bedürfnis zu baden. Er kehrte ins Badezimmer zurück und drehte das warme Wasser auf. Er konnte immer noch James' Hand auf seinem Bein spüren... Im Wohnzimmer starrte er eine volle Minute auf eine Flasche Whisky, doch dann kehrte er ihr den Rücken und nahm stattdessen ein leichtes Lager-Bier aus dem Kühlschrank.

Die Badewanne füllte sich nur langsam. Eine archimedische Schraube wäre wirkungsvoller gewesen. Doch das gab ihm genügend Zeit, um noch einmal auf der Wache anzurufen und zu fragen, wie sie mit Tracy zurechtkamen. Was er erfuhr, klang nicht gut. Sie wurde allmählich immer gereizter, weigerte sich zu essen und klagte über Seitenstiche.

Blinddarmentzündung? Wohl eher Entzugserscheinungen. Er hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen, dass er noch nicht bei ihr gewesen war.

Doch auf ein paar Schuldgefühle mehr oder weniger kam es nicht an, also beschloss er, den Besuch bis morgen aufzuschieben. Nur für ein paar Stunden wollte er fort von allem sein, von all dem erbärmlichen Herumwühlen in anderer Leute Leben. Seine Wohnung kam ihm nicht mehr so sicher vor, war für ihn nicht mehr die Burg, die sie noch vor ein oder zwei Tagen gewesen war. Und zu der äußeren Verletztheit kam auch noch eine innere. Er fühlte sich bis in sein tiefstes Inneres beschmutzt, als ob die Stadt eine ihrer Dreckschichten abgelegt und ihm das Zeug per Zwangsernährung eingeflößt hätte.

Zum Teufel damit.

Er war also erwischt worden. Er lebte in der schönsten und zivilisiertesten Stadt Nordeuropas, und trotzdem musste er sich jeden Tag mit ihrer Schattenseite auseinander setzen, mit den Niederungen ihres Animus. Animus? Das war ein Wort, das er schon lange nicht mehr benutzt hatte. Er wusste nicht mal mehr, was es genau bedeutete; aber es klang genau richtig. Er nahm einen Schluck Bier aus der Flasche und behielt den Schaum im Mund wie ein Kind, das mit der Zahnpasta spielt.

Diese Zeug war nur Schaum. Keine Substanz.

Alles Schaum. Das brachte ihn auf eine weitere Idee. Er würde etwas Badezusatz ins Wasser tun. Schaumbad. Wer zum Teufel hatte ihm das Zeug geschenkt? Ach ja. Gill Templer. Jetzt erinnerte er sich. Erinnerte sich auch an den Anlass. Sie hatte ihn ausgeschimpft, wenn auch ganz freundlich, weil er nie die Badewanne sauber machte. Dann hatte sie ihm das Schaumbad überreicht.

»Das reinigt dich und deine Badewanne«, hatte sie von der Flasche vorgelesen. »Und gibt dem Baden neuen Spaß.«

Er hatte vorgeschlagen, dass sie diese Behauptung gemeinsam überprüfen sollten, und das hatten sie getan... Mein Gott, John, du wirst ja schon wieder ganz morbide.



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