Das zweite Buch der Schwerter by Fred Saberhagen

Das zweite Buch der Schwerter by Fred Saberhagen

Autor:Fred Saberhagen
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2019-08-15T00:00:00+00:00


10.

Der Mönchsvogel kreischte, er kreischte und kreischte. Ben kam es vor, als kreische er schon seit Tagen so. Vom Schwert der Helden in seiner Rechten tropfte noch das Drachenblut, als er sich an die Steine am Rande des Kliffs klammerte und hinunterstarrte, wo sich hundert Meter tiefer die Wellen tosend brachen. Es war ein schöner Tag und der Meeresspiegel war zum größten Teil mit feinen Grün- und Blautönen überzogen. Der Sturz auf die Klippen hatte den riesigen Körper des Ungeheuers wie Fallobst aufplatzen lassen. Nun waren die Wellen dabei, das Fleischwrack zu sichten, zu sortieren und aufzulösen, bis sie es schließlich säuberlich beseitigt hätten. Goloks Leichnam war bereits nicht mehr zu sehen.

Mark war herangekommen. Er nahm Ben beim Arm und zog ihn fort. Doon schäumte vor Wut. 'Der Vogel, bei allen Dämonen! Der verdammte Vogel!' Er starrte zu der kleinen Gestalt hinauf, die in panischem Schrecken dicht über seinem Kopf hin- und herschwirrte, und es sah aus, als wolle er mit seinem Schwert darauf einschlagen. Pfeilchens stimmloses Schrillen mischte sich mit dem Geschrei einer Wolke von Seevögeln, die von den Uferklippen aufgescheucht worden waren. 'Was können wir jetzt mit ihm anfangen?'

Als habe Pfeilchen die Absicht, seine Frage zu beantworten, stieß er plötzlich in jähem Sturzflug auf Ariane herunter, die in der Nähe stand. Sie hatte den linken Arm ausgestreckt, wie es die Tierbändiger zu tun pflegten, wenn sie ihre fliegenden Schützlinge anlocken wollten. Der Mönchsvogel schmiegte sich mit seinem dunkelbraunen Fell in die Locken ihres roten Haars und in fast stummer Trauer um seinen toten Meister klammerte er sich mit Krallen und Flügeln dort fest, beinahe wie ein menschliches Waisenkind. Ariane streichelte ihn wispernd. Als Mitspieler herankam, um zu sehen, ob er ihr helfen könnte, wies sie ihn mit leisem Kopfschütteln zurück und fuhr fort, das Tier zu beruhigen.

Doon sah dies mit sichtlicher Erleichterung. 'Gut gemacht, Prinzessin. Vielleicht haben wir hier doch nicht allzu viel verloren.' Er warf einen kurzen Blick zum Himmel. 'Womöglich werden sie glauben, sie hätten ihren Drachen durch einen Unfall verloren – etwa, weil er bei der Jagd nach einem Kaninchen das Kliff hinuntergestürzt ist. So oder so – wenn wir es richtig anstellen, sind wir da und wieder fort, noch ehe der Drache vermisst wird. Also los.'

Mit gezücktem Schwert übernahm er die Führung. Ben hatte Drachenstecher so gut es ging mit Laub gesäubert, jetzt folgte er ihm dicht auf den Fersen. Mark lief neben Ben und die übrigen kamen gleich hinter ihnen.

Noch immer erkannte Ben keinerlei Einzelheiten der Gegend wieder, wenngleich sie im Großen und Ganzen so aussah wie die, aus der er in jener Nacht geflohen war. Am helllichten Tage nun war, abgesehen von den Abenteurern selbst, von Menschen oder menschlichen Werken nichts zu entdecken. Ödland erstreckte sich nach Norden, Westen und Süden, Kilometer um Kilometer, leer und von grimmiger Schönheit.

'Wo ist denn der Blaue Tempel, in dem du warst?', erkundigte sich Mark, als er neben Ben den Kopf über einen Hügel schob, um den weiteren Weg zu erkunden.

'Ein Stück landeinwärts, in dieser Richtung. Aber es sind einige Kilometer bis dorthin.



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