Das Weihnachtsversprechen by Perry Anne

Das Weihnachtsversprechen by Perry Anne

Autor:Perry, Anne
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-10-07T04:00:00+00:00


Der nächste Tag war wie jeder andere auch, außer dass sie mehr erledigen musste als jemals zuvor. Ihre Großmutter war damit beschäftigt, Weihnachten für sie alle vorzubereiten. Gracie stand als Erste auf und kroch in die Küche, wo sie den Herd saubermachte und die Asche draußen auf den Weg streute, damit niemand auf dem Eis ausrutschte. Dann legte sie neues Holz hinein und machte Feuer. Sie schichtete die Holzstücke vorsichtig auf und blies ein wenig, um das Feuer zu entfachen. Dann legte sie winzige Kohlestücke darauf und vergewisserte sich, dass auch sie brannten. Die Flammen züngelten gierig, und sie legte nach. Es war beunruhigend zu sehen, wie schnell alles vom Feuer verschluckt wurde. Überhaupt verbrauchten sich so viele Dinge in rasender Geschwindigkeit. Erst waren sie da, dann, bevor man schauen konnte, waren sie auch schon wieder weg.

In zwei Tagen war Weihnachten. Kirchenglocken würden läuten, Lieder gesungen, Lichter leuchten, die Leute würden ihre beste Kleidung tragen und sich mit Schleifen schmücken, sie würden das Beste essen, nett zueinander sein und viel lachen. Dann, am Tag darauf, wäre alles vorbei, bis zum nächsten Jahr.

Die guten Dinge sollten bleiben, dafür sollte man sorgen. Die Kleidung und das Essen waren nicht so wichtig, aber das Lachen schon, und das Glockengeläut. Würde das Glücksgefühl vergehen? Vielleicht wären die glücklichen Momente nicht so kostbar, wenn sie immer da wären?

Darüber dachte sie nach, als Spike und Finn noch nicht ganz wach hereinstolperten. Widerstrebend wuschen sie sich in dem Eimer Wasser, der in der Ecke stand, blinzelten gegen das Licht und machten sich mit nassen Haaren über den Haferbrei her, den Gracie gerade gekocht hatte. Sie verputzten alles, und die Teller waren so sauber, dass man sie fast wieder hätte wegräumen können.

Am späten Nachmittag hatte Gracie alle ihre Pflichten erledigt, und ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Minnie Maude zurück. Sicherlich machte sie sich Sorgen um Charlie. Wie würde Weihnachten für sie sein, wenn er nicht gefunden würde? Wenn sie jetzt nur Charlie suchen würden, ohne sich nach Alf oder der Goldschatulle zu erkundigen, würden sie dann ihr Versprechen an Mr. Balthasar brechen? Schließlich wollte der Kerl ja die Schatulle und nicht den Esel, der ihm ja gar nichts nützte.

Sie schlief nicht gut, wälzte sich neben ihrer Großmutter hin und her und hörte dem Wind zu, der durch die kaputten Schindeln pfiff. Am Morgen wachte sie müde auf und machte sich noch mehr Sorgen. Es war Heiligabend. Es sprach nichts dagegen, Minnie Maude wenigstens aufzusuchen und sie zu fragen, was sie darüber dächte.

Sie vergewisserte sich, dass das Haus sauber war, Kohle im Ofen nachgelegt war, und die Bügeleisen so hingestellt waren, dass sie abkühlen konnten, ohne etwas anzusengen. Dann hüllte sie sich in ihr dickstes Schultertuch. Sie hatte sogar noch ein dünneres darunter. So ging sie in den heftigen, stürmischen Schneeregen hinaus, um nach Minnie Maude zu schauen. Allerdings war ihr jetzt schon klar, was Minnie Maude sagen würde. Esel hatten zwar ein Fell, aber in diesem Wetter war das auch kein Trost. Mit nassen Haaren wäre sie auch ganz durchgefroren!

Bertha stand mit hochrotem Gesicht in der Küche.



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