Das vierzehnte Opfer by D. M. Pulley

Das vierzehnte Opfer by D. M. Pulley

Autor:D. M. Pulley [Pulley, D. M.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9782919801169
Herausgeber: Edition M
veröffentlicht: 2018-08-13T18:30:00+00:00


KAPITEL 29

Der Klang von Stimmen weckte Ethel vor Sonnenaufgang. Sie setzte sich auf und lauschte, wagte kaum zu atmen. Wenn eine Bande käme, um das Lager auszurauben, säße sie in der Falle. Sie tastete auf dem Boden der Baracke nach etwas Scharfem herum. Das Einzige, was sie fand, waren eine Zinngabel und eine halbleere Kanne mit dem Schmiermittel. Papa schnarchte in seiner Benommenheit vor sich hin. Sie war auf sich alleine gestellt.

»Was hat er gesagt?«, fragte eine der Stimmen. Sie schätzte, dass der Mann sich etwa hundert Schritte rechts von ihr befand. Ein leises Plätschern erklang und kleine Wellen kräuselten den Fluss.

»Wen interessiert das?« Noch ein Plätschern wühlte das Wasser auf. »Das sind zwanzig Dollar. Scheiße, ich würde dich für zehn abmurksen.«

»Meinst du, es war … du weißt schon?« Die erste Stimme rasselte voller Whisky und Angst.

»Wer? Der gruselige Kopfjäger? Nee. Wahrscheinlich waren das die Spaghettifresser. Spielt das eine Rolle?«

»Hast du sein Gesicht gesehen?« Noch ein Platschen.

»Na klar habe ich das.« Der andere Mann lachte. »Er hat mir das Geld gegeben, oder?«

»Wie hat er ausgesehen?«

»Ich weiß nicht. Irgendwas war komisch an ihm. Er sagte ›Sei gesegnet, Sohn‹, als ich die Säcke von ihm genommen habe. ›Sei gesegnet.‹ Was hältst du davon?« Auf diese Erklärung folgte ein weiteres Platschen.

Ethel drückte ihre Hand auf den Mund.

»Wie konnte er sicher sein, dass wir nicht einfach zu den Cops gehen? Es gibt eine Belohnung, wenn man den Killer findet.«

»Die Cops würden uns eher aufknüpfen, als dass sie uns zuhören. Er meinte: ›An deiner Stelle würde ich die in den Fluss schmeißen und verschwinden, aber es ist deine Wahl.‹ Willst du es mit den Cops riskieren? Willst du erklären, warum wir ein paar Jutesäcke mit geschnittenen Fleischstücken haben? Meinst du nicht, sie würden uns für das alles hängen?«

»Nee. Frage ja nur.«

»Dann halt jetzt deine Klappe und hilf mir.« Ein letztes Platschen ertönte.

»Er hat noch einen Bonus draufgelegt. Wann hast du zum letzten Mal einen echten Whisky gehabt?« Eine längere Stille schloss sich an. »Ah. Das ist guter Stoff. Hier.«

»Das ist das gute Zeug von der anderen Seite des Sees?«, fragte die andere Stimme. »Huiii! So muss das schmecken.«

»Halt’s Maul. Willst du die ganzen Penner verscheuchen müssen? Komm …«

Ihre Stimmen verklangen, als sie den Hügel hinaufgingen.

Ethel fuhr in die Höhe und starrte in der Dunkelheit hinter ihnen her, wog ab, ob sie den beiden Säufern folgen konnte, um von ihnen in Erfahrung zu bringen, wer ihnen diese Säcke gegeben hatte. Es gab für sie keine Zweifel, von welcher Art Fleischstücken sie gesprochen hatten. Die Schreie, die sie durch den Abfluss gehört hatte, erschallten wieder in ihrem Kopf. Aber sie sperrte sie aus.

Es würde ihr nichts bringen, diese Bastarde ausfindig zu machen, beschloss sie. Sie ging zum Wasser. Sie würden bald rotzbesoffen sein und dann nicht zögern, ihr die Kehle aufzuschlitzen oder Schlimmeres anzutun. Der Penner-Dschungel war voller Vagabunden wie sie, die für eine Flasche brauchbaren Whiskys bereit waren, alles zu tun – von zwanzig Dollar ganz zu schweigen. Niemand von ihnen war nüchtern genug, um sich an viel zu erinnern.



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