Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 by Douglass Sara

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 by Douglass Sara

Autor:Douglass Sara [Sara, Douglass]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-26T14:16:46+00:00


21 DAS SCHWERT

Axis stand auf den Trümmern der Markthalle von Jervois und blickte auf den gefrorenen Leichnam von Jorge, dem Grafen von Avonstal. Seine zu Eis gewordenen Augen starrten in die Ewigkeit, in die er nun gelangt sein mochte, während seine Hände immer noch das Schwert umklammerten, das ihn durchbohrt hatte – sein eigenes.

Nach der Rast an den Dreibrüder Seen führte der Krieger bereits seit vier Wochen seine Armee weiter nach Norden, immer von Umsicht geleitet und ständig auf der Hut. Im nachhinein kam es ihm so vor, als habe er tagsüber – und auch nachts im Schlaf – buchstäblich jeden Moment mit einem Angriff oder Hinterhalt gerechnet. Aber bislang nichts. Wo steckten die Skrälinge bloß? Wo hielten sie sich verborgen? Wann immer der Wind etwas Schnee von einer Hügelkuppe wehte, fuhr der Sternenmann zusammen. Und wenn hinter ihm ein Vogel rief, glaubte er stets, daß ein ikarischer Fernaufklärer einen Warnschrei ausgestoßen habe.

Seine Truppen bewegten sich nur langsam vorwärts. Zum einen wegen der ständigen Gefahr eines Überfalls, und zum anderen, weil Axis nicht die Verbindung zu seinen Versorgungslinien verlieren wollte. Bei einer solch großen Armee, die sich auch noch durch ein so ödes und lebensfeindliches Gebiet bewegte, würde der Krieger bald den Rückmarsch antreten müssen, wenn die Maultiere mit dem Proviant nicht mehr nachkamen. Wagen kamen durch die Schneewehen nicht voran, waren ohnehin auf feste Wege angewiesen und rumpelten noch langsamer vorwärts. Deswegen mußten alle Vorräte auf Lasttiere geladen werden. Der General sorgte sich ebenso um den Nachschub wie um die Gefahr durch die Geisterwesen.

Gorgraels Winterstürme hatten Aldeni in eine eisige Ödnis verwandelt. Rolands Herzogtum war früher einmal die Kornkammer Tencendors gewesen, heute herrschten hier nur noch Schnee und Eis. Wenn es mir je gelingen sollte, die Skrälinge zurückzuschlagen, fragte er sich und konnte den Blick nicht von Jorges erstarrtem Körper wenden, wenn ich tatsächlich den Zerstörer besiege, wird dieses Land hier sich dann jemals vom ewigen Winter erholen?

»Axis?« Belial erschien hinter ihm, und der Krieger drehte sich langsam zu seinem Leutnant um.

Der alte Freund blieb jählings stehen, als sein Blick auf den toten Grafen fiel. Dann schaute er den Sternenmann besorgt an. »In der Stadt sieht es überall so aus. Soldaten, im Moment ihres Todes erstarrt, finden sich überall. Viele von ihnen haben die Kreaturen auseinandergerissen, anders als …«

»Anders als Jorge hier, wollt Ihr sagen? Ja, denn wer hätte je davon gehört, daß ein Skräling, ein Eiswurm oder selbst ein verdammter Skräbold mit einem Schwert umzugehen verstünde?«

»Vielleicht …« Belial legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Möglicherweise hat der Graf sich ja selbst entleibt …«

»Nein, niemals!« entgegnete der Krieger hart. »Jorge war ein mutiger und verantwortungsbewußter Fürst. Er hätte nicht einmal im Moment größter Not daran gedacht, sich selbst den Tod zu geben …« Leiser und ruhiger fuhr er fort: »Seht nur, in welchem Winkel die Klinge in seinen Körper eingedrungen ist. Nein, die Hand eines anderen Menschen hat Jorge getötet.«

Aber wer sollte das gewesen sein? Hatte sich ein Verräter unter den Truppen befunden?

Der Leutnant führte seinen Freund von dem Leichnam fort.



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