Das vergessene Kind by Matthews John

Autor:Matthews, John [Matthews, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783828970403
Google: uki6XwAACAAJ
Herausgeber: Wilhelm Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2002-10-14T22:00:00+00:00

26

Dominic betrachtete besorgt die Karte. Acht oder neun Kilometer hinter Bourgoin Jallieu gabelte sich die Autobahn in die A43 nach Chambéry und die A48 nach Grenoble. Funksprüche peitschten knackend durch den Raum. Die Funker am Pult im Bereitschaftsraum hatten alle Hände voll zu tun.

Es war ein hektischer Vormittag gewesen. Er hatte die Nachricht, Marinella Calvan anzurufen, vorgefunden, als er aus der morgendlichen Frühbesprechung gekommen war. Eine Nummer in England, und er fragte sich, ob das mit seiner früheren Arbeit bei Interpol zusammenhängen könne, obwohl der Name ihm nichts sagte. Doch er hatte anderes, Dringenderes zu tun: In La Guillotiére, einem Bezirk von Lyon, war eine Bank überfallen worden, und die flüchtigen Räuber lieferten sich mit drei Streifenwagen eine Verfolgungsjagd über die A43 in östlicher Richtung.

Inzwischen war bereits eine Menge schiefgegangen. Bei einem Schußwechsel war einer der Streifenwagen getroffen worden. Die Kugeln hatten die Windschutzscheibe zerschmettert, das Fahrzeug war bei hoher Geschwindigkeit ins Schleudern geraten und in die mittlere Leitplanke gerast. Zwei der drei Beamten waren schwer verletzt. Die einzige Methode, noch mehr Schaden zu verhindern, war die Errichtung einer Straßensperre.

»Sieht so aus, als wollten die Kerle nach Grenoble!« rief einer der Funkoffiziere in diesem Moment.

Dominic sah von der Karte auf. »Was wir jetzt brauchen, ist eine Ausfahrt mit wenig Verkehr. Irgendeine ruhigere Mautstelle.«

»Bei Elf oder Zwölf könnte es hinhauen«, meldete sich Morand.

Dominic prüfte die Entfernung. Einmal sechzehn, das andere Mal vierunddreißig Kilometer. »Ich bin für die Zwölf. Wir brauchen Zeit, um alles aufzubauen.«

Es dauerte neun Minuten, dann hatten sich drei Streifenwagen oberhalb der Mautstelle 12 auf die Autobahn gesetzt, so daß sich ein weithin sichtbarer Stau gebildet hatte. An der Mautstelle selbst wurden drei Spuren von unauffälligen Funkwagen der Polizei und einem alten grünen Lastwagen mit Scharfschützen blockiert. Die vierte Spur blieb frei.

Der Abbiegerverkehr wurde schnell durch die freie Spur gewunken. Sobald die Räuber sich der Mautstelle näherten, sollte im letzten Moment die Schranke an der vierten Spur heruntergelassen werden, um die Verbrecher zum Abbremsen zu zwingen. Wenn sie die Schranke durchbrachen, sollten zwei Scharfschützenteams mit ihren Gewehren auf die Reifen zielen.

Dominic sah abrupt auf, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Das konnte das Krankenhaus mit Nachrichten über die verletzten Beamten sein. Er hatte gebeten, ständig auf dem laufenden gehalten zu werden. Er griff nach dem Hörer. Die Telefonistin sagte ihm, daß Marinella Calvan erneut aus England anrufe und sage, es sei dringend.

»In Ordnung. Stellen Sie sie durch.« Zwei Minuten konnte er erübrigen.

Während Marinella sich beinahe schüchtern vorstellte und begann, den Grund ihres Anrufs zu erklären, war es Dominic, als versinke der Raum mit all seiner hektischen Aktivität um ihn herum plötzlich in völliger Bedeutungslosigkeit.

Nur Morand mit seiner lauten Stimme drang noch einmal zu ihm durch: »Sie sind drauf reingefallen. Sie haben den Köder geschnappt und sind abgebogen. Sie nähern sich der Mautstelle.«

Auf der anderen Seite der Mautstelle legten in diesem Moment vier Scharfschützen in kugelsicheren Westen ihre Gewehre an und warteten darauf, daß das Fluchtauto die Schranke durchbrach.

Als Morand in die Luft sprang und allgemeines Triumphgeheul erscholl, wußte Dominic, daß ihre Rechnung aufgegangen war.

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